Zu viel Blowby im 4d56

Motor, Motorelektrik, Gasumbau

Moderatoren: Beda, Crazy.max

Antworten
Benutzeravatar
flo
Mitglied
Mitglied
Beiträge: 323
Registriert: 19.07.2002 - 16:40
Wohnort: München

Zu viel Blowby im 4d56

Beitrag von flo »

Liebe 4d56 (d4bh)-Flüsterer,

mein L200 gibt mir Rätsel auf. Mit nur 50.000 km gerade mal gut eingelaufen springt der Motor bei jeder Temperatur rauchfrei und spontan an, läuft seidenweich und ohne Nebengeräusche, hat gute Leistung, verbraucht wenig Treibstoff und fast kein Öl und hat auch heiß wie kalt einen stoisch gleichmäßigen Leerlauf.

Aaaaber: Er baut viel zu viel Druck im Kurbelgehäuse auf. Man denkt sofort an Riefen in den Zylindern, gebrochene Kolbenringe oder Risse in den Kolben. Dafür läuft er aber viel zu schön und verbraucht zu wenig Öl. Außerdem ändert sich die Symptomatik seit 20.000 Kilometern überhaupt nicht. Wie es davor war, weiß ich nicht, weil ich ihn noch nicht länger fahre, der Motor war aber schon beim Kauf gut ölig an beiden Kurbelwellenenden. Hier drückt er das Öl durch die Wellendichtringe raus und versaut vorn die Zahnriemen und hinten die Kupplung. Auf Dauer also keine Lösung so weiterzufahren.

Bevor ich anfange, den Druckverlust zylinderweise zu messen - gibt es Tipps, wo die Entlüftung Probleme haben könnte? Ich weiß vor allem nicht, auf welchem Weg das Kurbelgehäuse mit dem Ventilgehäuse in Verbindung steht. Außerdem weiß ich nicht, wie der sogenannte Ölabscheider um das hintere Kurbelwellenlager funktioniert.

Mit freundlichen Grüßen
vom flo
L300 TD 4WD (1992) auf 245/75R16, L200 4WD Doka (2003) auf 235/85R16 + Tischer 230 (1991)
Benutzeravatar
unbemerkt
Mitglied
Mitglied
Beiträge: 4089
Registriert: 08.06.2012 - 02:15
Wohnort: Sachsen-Anhalt
Kontaktdaten:

Re: Zu viel Blowby im 4d56

Beitrag von unbemerkt »

Moin Floh,

Du hast natürlich schon geprüft ob der Druck auch durch den Schlauch am Ventildeckelstutzen noch weg zum Ansaugschlauch kann?

Bist Du sicher, daß es zuviel Druck ist und wieso? Die Simmeringe könnten einfach nur undicht sein. Nach meinem Empfinden tendiert wenigstens der Vordere vor Erreichen der 200 TKm zur Austauschnot und ich wechsle nunmehr bei jedem Zahnriementausch prophylaktisch.

Vielleicht hat der Motor auch einmal, und ganz ausnahmsweise zu viel Hitze bekommen. Nach meinem momentanen V6 Bastelding glaube ich an solch kurzfristige Gummizerstörung.

Das Öl kommt übrigens über kleine Kanäle von der Pumpe in den Ventildeckel, schmiert dort brav die Welle etc. und fließt durch vier große Kanäle wieder in die Ölwanne. Da ist reichlich Platz zum Druckausgleich.

mit Grüßen von Kay, welcher momentan noch an normalen Verschleiß oder Schäden an der Kurbelwelle glaubt.
Ich brauche keine Uhr. Ich habe Zeit. (ein Berber, als ich ihm meine Uhr feilbot)

in Nutzung: Space Gear PA3W,
in Bearbeitung: Pajero V43W,
in Sammlung: Pajero Sport K96W, L200 Triton RHD, Pajero L141G, GFK-Kompressor-Pajero L042G, Explorer-Kabine
Benutzeravatar
flo
Mitglied
Mitglied
Beiträge: 323
Registriert: 19.07.2002 - 16:40
Wohnort: München

Re: Zu viel Blowby im 4d56

Beitrag von flo »

Lieber Kay,
vielen Dank für die aufklärenden und trostspendenden Worte!
Der Entlüftungsschlauch ist durchgängig, allerdings auch von außen (oraler Blastest).
Das sollte natürlich nicht sein - da fehlt wohl das Rückschlagventil - oder es hängt doch wenigstens ...
Herzlichen Dank,
der flo
L300 TD 4WD (1992) auf 245/75R16, L200 4WD Doka (2003) auf 235/85R16 + Tischer 230 (1991)
Benutzeravatar
Beda
Werkstatt-Mod
Werkstatt-Mod
Beiträge: 13712
Registriert: 19.08.2002 - 22:58
Wohnort: Lalo (Langenlonsheim)
Kontaktdaten:

Re: Zu viel Blowby im 4d56

Beitrag von Beda »

flo hat geschrieben:Liebe 4d56 (d4bh)-Flüsterer,
Aaaaber: Er baut viel zu viel Druck im Kurbelgehäuse auf.
Mit freundlichen Grüßen
vom flo
Hallo Flo,
diese Theorie mußt Du aber schon untermauern.
Wie festgestellt? Messwerte????
Welches Rückschlagventil?

Mein Gefühl sagt mir:
Die fast 15 Jahre alten Simmerringe sind hart und unflexibel und deshalb undicht.
Da wäre http://www.lecwec.de/ einen Versuch wert.
Mit der Motorentlüftung ist alles in Ordnung.
Wie gesagt nur ein Gefühl.
Grüße vom Galloperflüsterer ohne Galloper

Beda

Bilder & Dateien nicht sichtbar?
Folge des technischen Fortschritts & deiner Sicherheitseinstellungen.
Mit "Rechts anklicken" und "Öffnen in neuem Fenster" oder "Link kopieren" und in neuem Tab öffnen!
Benutzeravatar
flo
Mitglied
Mitglied
Beiträge: 323
Registriert: 19.07.2002 - 16:40
Wohnort: München

Re: Zu viel Blowby im 4d56

Beitrag von flo »

Lieber Beda,
kein Problem.
1) Der Motor kam 2009 fabrikneu ohne Nebenaggregate. Seither die 50.000 km, davon 20.000 unter meiner Obhut. Wellendichtringe halten m.E. länger.
2) Das Öl kommt überall raus. Sogar der Ventildeckel um den Einfüllstutzen wird mit der Zeit feucht. Nimmst Du ihn ab, tanzt er schon im Leerlauf um einige Millimeter auf der Öffnung. Der Peilstab hält nur dank etwas dickerer O-Ringe in seinem Rohr. Ziehst Du ihn raus, sprüht Dir das Öl tröpfchenweise entgegen.
3) Die Entlüftung liegt jetzt freiatmend (in eine Spüliflasche), weil mir das Öl den gesamten Ansaugweg verschleimt hat.
4) Der baugleiche Motor in unserem L300 hat 275.000 Kilometer runter und ist 24 jahre alt. Wenn der im Leerlauf läuft, kannst Du unbesorgt Deckel und Peilstab abnehmen. Die vorderen KW-Wedis wurden schon mal getauscht, der hintere aber noch nicht. Trotzdem ist da alles furztrocken. Das gab sogar gerade ne Bemerkung durch den Ingenieur bei der HU.
5) Das Rückschlagventil wird in einem der zahllosen verschiedenen 4d5-Manuals erwähnt, die man als pdf auf dem Netz finden kann. Da scheint es sich aber um uns fremde Ausführungen zu handeln.
6) Ich habe den Eindruck, das Phänomen wurde erst jetzt so richtig virulent, weil ich endlich wieder den serienmäßigen Ladedruck erreiche. Das heißt bei 100 km/h statt 0,3 bar 0,5. Maximal liegen nun (ab rd. 3000/min) statt 0,7 0,9 bar an. Das addiert sich ja noch zum jeweiligen Verdichtungsenddruck. Es erklärt aber überhaupt nicht das hohe Niveau schon im Leerlauf.
So viel dazu.
Vielen Dank und HG
vom flo
L300 TD 4WD (1992) auf 245/75R16, L200 4WD Doka (2003) auf 235/85R16 + Tischer 230 (1991)
Benutzeravatar
Beda
Werkstatt-Mod
Werkstatt-Mod
Beiträge: 13712
Registriert: 19.08.2002 - 22:58
Wohnort: Lalo (Langenlonsheim)
Kontaktdaten:

Re: Zu viel Blowby im 4d56

Beitrag von Beda »

flo hat geschrieben:Liebe 4d56 (d4bh)-Flüsterer,
Aaaaber: Er baut viel zu viel Druck im Kurbelgehäuse auf. Man denkt sofort an Riefen in den Zylindern, gebrochene Kolbenringe oder Risse in den Kolben.
Mit freundlichen Grüßen
vom flo
Morgen Flo,
ohne deine Erläuterung war diese Behauptung nicht nachvollziehbar.
Jetzt gebe ich Dir völlig recht.
Um dem im Detail auf die Spur zu kommen, wäre der nächste Schritt ein Druckverlusttest.
Aber letztlich hilft das nicht weiter.
Ob ein Zylinder oder alle betroffen sind, ändert nichts daran, daß es mindestens eine komplette Blockbearbeitung und 4 Kolben braucht.
Grüße vom Galloperflüsterer ohne Galloper

Beda

Bilder & Dateien nicht sichtbar?
Folge des technischen Fortschritts & deiner Sicherheitseinstellungen.
Mit "Rechts anklicken" und "Öffnen in neuem Fenster" oder "Link kopieren" und in neuem Tab öffnen!
Benutzeravatar
unbemerkt
Mitglied
Mitglied
Beiträge: 4089
Registriert: 08.06.2012 - 02:15
Wohnort: Sachsen-Anhalt
Kontaktdaten:

Re: Zu viel Blowby im 4d56

Beitrag von unbemerkt »

Moin Beda und Flo,

@ Beda, vermutlich dumme Fragen vom Lehrling:

Warum nicht in Reihenfolge Kompressionstest, dann Kompressionstest mit Ölabdichtungstropfen und danach Druckverlusttest?
Mir würde so besser das Verständnis erwachsen, das vermutlich eine bis mehrere die Kolbenringe nicht mehr ihre Arbeit tun können.

Besteht eine Chance, daß keine (bzw. ausreichend wenig) Beschädigung an Kolben oder Zylinderlaufflächen vorliegen, wenn z.B. ein Kolbenring hängt, klemmt oder gebrochen ist? Kolbenringtausch evtl. ausreichend?

@ Flo, nach Deinem zweiten Beitrag klingt das Phänomen plausibel. Nur ein paar Fragen kommen mir noch in den Sinn.
War der Rumpfmotor neu und von Mitsubishi, wo gekauft? Hatte jemand die Finger dran? Neue Kolben, Zylinderkopf geplant, oder ähnliches? Ist sicher, das die Ölwanne passt (Ölmenge)?

Ein "Rückschlagventil" ist sicher nicht nötig (bei meinem 1999er L200 nicht vorhanden) und macht auch wenig Sinn (außer Kondensatrücklaufschutz - Vereisung), wenn z.B. der Schlauch abwärts geneigt in den Ansaugtrakt führt. Nur die neueren turbolosen Benziner haben nach meinem Wissen ein Durchlassventil und Schläuche vor und hinter der Drosselklappe wegen der angestrebten "Durchlüftung".

mit Grüßen von Kay auf der Schulbank
Ich brauche keine Uhr. Ich habe Zeit. (ein Berber, als ich ihm meine Uhr feilbot)

in Nutzung: Space Gear PA3W,
in Bearbeitung: Pajero V43W,
in Sammlung: Pajero Sport K96W, L200 Triton RHD, Pajero L141G, GFK-Kompressor-Pajero L042G, Explorer-Kabine
Benutzeravatar
flo
Mitglied
Mitglied
Beiträge: 323
Registriert: 19.07.2002 - 16:40
Wohnort: München

Re: Zu viel Blowby im 4d56

Beitrag von flo »

Lieber Kay,

ausweislich Rechnung der Firma PAMOT ein "fabrikneuer Teilmotor fertig montiert mit Zylinderkopf, Düsen und Glühkerzen, Steuerriemen".
Auf dem Kopf ist klar "Mitsubishi" zu lesen, der Plastik-Räderkasten sieht aber aus wie von einem d4bh. Die Ölwanne musste vom alten Motor übernommen werden. Steht so auch in der Rechnung.
Ich könnte mir höchstens vorstellen, dass die den Motor gleich angelassen haben, also ohne die Zylinder ausreichend vorzuölen. Aber das Ölen wäre ja eigentlich auch der Job der Monteure gewesen - ein Rätsel.

Noch viel rätselhafter ist, wie spontan und rauchfrei diese Maschine auch bei minus zehn Grad anspringt. Bei (leicht) mangelhafter Verdichtung auf nur einem der Zylinder gäbe es da immer erst mal ein paar Sekunden Geschüttel und Räuchern. Der wirklich alte Motor im Bus mit neuen Düsen, dichter Leitung und richtig eingestellter Einspritzung macht das so - nichts davon jedoch bei diesem Exemplar. Der Motor läuft sofort absolut gleichmäßig. Das Gleiche gilt bei großer Hitze. Und, wie gesagt, Ölverbrauch ist zwar messbar, aber noch ganz im Rahmen.

Das Ventil hat tatsächlich nur der Ottomotor - ich habe die Anleitung inzwischen gefunden. Entschuldigt bitte diese falsche, leichtfertig von mir gelegte Fährte.

Lieben Gruß von einer anderen Schulbank
der flo
L300 TD 4WD (1992) auf 245/75R16, L200 4WD Doka (2003) auf 235/85R16 + Tischer 230 (1991)
Antworten