nach langem Mitlesen hier im Forum, vielen kopfzerbrechenden Stunden des Grübelns und letztlich einem eigentlich sehr überschaubaren Budget hat sich der ex-Feuerwehrbus zu einem prächtigen Reisemobil entwickelt. Die Feiertage der letzten zwei Wochen wurden daher flugs mit Urlaub zusammengehängt
Ich hab den Bus vollgepackt, meine Freundin eingeladen, ihr nagelneues Reiseakkordeon und jede Menge gute Laune dazu.
Das Fernweh war allerdings diesmal nicht so stark, nach kurzer Reflexion über das Reisezeil haben wir uns entschlossen, die heimatlichen "Vierteln" étwas besser kennenzulernen.
Für alle Ortsunkundigen: Ober- und Niederösterreich sind in jeweils 4 Viertel unterteilt
OÖ ins nördliche Mühlviertel, zwischen der Donau und Tschechien, das Traunviertel zwischen den Flüssen Enns und Traun sowie Inn- und Hausruckviertel.
Ursprünglich stamme ich aus dem Mühlviertel, eine wunderschöne, ausgesprochen hügelige Region der sog. böhmischen Masse - alleine in meiner Heimatgemeinde beträgt der Höhenunterschied zwischen Kirchturmspitze und niedrigstem Punkt knapp 230 Höhenmeter. Agrartechnisch zählen die meisten Landwirtschaftsbetriebe aufgrund der wirklich zahlreichen Hügel und dementsprechenden Steigungen der Nutzflächen zur EU-Bergbauernregion. Daher findet man hier echt sehr viele nette, unberührte Plätzchen.
Der erste Tag führte uns nach Gutau, knapp 700m Seehöhe. Seit Jahrhunderten gibts in der Umgebung eine alte Färberkultur, die vor allem Leinenstoffe mit satten Blautönen bedrucken - traditionelle Kleidung bis hin zum Handtuch. Am Sonntag fand dort der jährliche Färbermarkt mit eben solchen Produkten statt. Kam uns sehr gelegen da wir ohnehin auf die Handtücher vergessen hatten
Am Vortag haben wir uns mit Frischwasser aus einer Heilquelle (meine Süße steuert dank eines "Heilquellen-Atlas" ganz gerne solche Quellen an - und das Wasser schmeckt trotz Plastikkanister nach Tagen immer noch frischer als jenes vom Campingplatz...). In der Nähe der Quelle suchten wir uns einen Rastplatz, die Anforderungen an den ersten Übernachtungsplatz waren hoch:
- Bachlauf für Nutzwasser
- schöne Wiese
- Abgeschiedenheit
Nach kurzer Zeit haben wir den Bus am Rand einer Schotterstraße abgestellt und sind die Umgebung abmarschiert - bis ich das Ende eines ziemlich wilden Waldweges entdeckt habe, das andere Ende war dann auch schnell zu finden. Also rein in den Bus, Allrad und Untersetzung rein und ab durch die Mitte... Nunmehr bin ich endgültig vom Allradfieber gepackt, der Weg war für meine bescheidenen Verhältnisse ganz schön holprig - aber problemlos sind wir am Ende angekommen. Der Innenausbau hat auch nicht nenneswert gescheppert und alles hat gehalten.
Nächster Tag raus aus der Grube, mit dem letzten Saft aus der Batterie is der Motor gerade noch so angesprungen und zum Färbermarkt. Dort schon wohlweißlich an einem Gefälle geparkt denn am Nachmittag (nachdem wir einige nagelneue Handtücher eingepackt hatten
) ging mit dem Starter natürlich nix mehr.Toll, Sonntag nachmittag und die Elektrik quasi nicht mehr vorhanden - die Scheibenwischer bewegten sich auch nur mehr im Schneckentempo.
Wir wollten dann einfach nur weiter Richtung Liebenau (Seehöhe ca. 1.000m) - dort angekommen haben wir einen Bauern gefragt ob wir auf seinem Grund die Nacht verbringen dürften. Der alte Herr war extrem freundlich, hat uns mehrere Tips für Stellplätze gegeben und einer davon hatte sogar ein Gefälle für den notwendigen Start am nächsten Morgen
Erneut ein wunderbarer Platz - schön gepflegter kleiner Steingarten, mit Aussicht über das südliche Mühlviertel mit seinen etwas niedrigeren Hügeln bis hin zum Ötscher, einen kegelförmigen, sehr schönen Berg in NÖ mit knapp 1.900 m Höhe.
Dort wurde dann am nächsten Tag eine Werkstatt ausfindig gemacht, die sich das elektrische Problem dann angesehen und nach 1,5h Arbeitszeit auch gelöst haben, von da an hatten wir auch keine Angst mehr das Radio am Abend und die Kühlbox beim Fahren aufzudrehen
Da die Nacht dort droben bereits Temperaturen um die 2°C Marke und der drauffolgende Tag stürmischen Regen gebracht hatte sind wir für einen halben Tag in einer Therme herumgelegen und haben Wärme getankt.
Am nächsten Tag dann die Gemeinde- und Bundesstraßen weiter Richtung Ötscher, der uns tags zuvor schon irgendwie magisch angezogen hat - also Richtung Niederösterreich. Das nördlichere der niederösterreichischen Viertel, das Waldviertel, war uns allerdings vermeintlich zu kalt. Daher gings Richtung Mostviertel - das bis letzter Woche noch unter der Blüte der zahlreichen Apfel- und Birnenbäumen zur Mostgewinnung gestanden hat - wunderbar :D
Eine gemütliche Nacht in Scheibss, am Parkplatz der Aussichtswarte mit mehr oder weniger offizieller Erlaubnis durch das Rathaus (ach stellts eich einfoch da droben hin, der nächste Campingplatz is erst in 20 Kilometer - pragmatisch, fein)
Der nächste Tag führte uns dann am Ötscher vorbei, irgendwie hab ich mir eingebildet, nach Lunz am See fahren zu müssen. Hab allerdings vollig ignoriert dass das der Kältpol Österreichs ist und wir so in der Nacht ziemlich gefröstelt haben, frische 0°C hat uns der Lunzer See beschert.
Durchgefroren sind wir dann am nächsten Tag nach Steyr weitergefahren und haben die Nacht mal wieder auf einem ordentlichen Bett mit ordentlicher Dusche und ordentlichen Temperaturen verbracht, sehr angenehm und nötig
Um auch den Bedürfnissen meiner Süßen genüge zu tun, gings tags drauf weiter ins Ennstal, wieder zurück nach OÖ ins Traunviertel - dort stand als Abschluss noch eine Bergtour auf die Hohe Dirn an, Übernachtung in einer Alpenvereinshütte und Abstieg am nächsten Tag. Das war dann der krönende Abschluss der "Natur-Pur-Tour".
Ich tu mich immer noch sehr schwer, die Fotos abzulichten, da wir altmodischen Technologieverweigerer noch im Besitz einer guten analogen Kamera sind, die wunderbare Dias schießt. Aber bei Gelegenheit werd ich ein paar Fotos einscannen um euch noch einige visuelle Eindrücke zu geben - Worte allein reichen oft nicht... Eine Digicam kommt nun eventuell nachdem der Bus ja quasi fertig ist.
Resümee:
- Handtücher gibts auch zum kaufen
- das Luftbett kühlt nach unten hin sehr leicht aus, egal wieviele Decken man obendrauflegt
- Spirituskocher kocht langsamer als Gas, aber trotzdem
- 4kg Magnethalter sind zu schwach für die Türen des Küchenverbaus, weitere sind nötig
- neues System für die Befestigung der Vorhänge nötig
- wir brauchen ein Bücherregal im Auto... nebel Vogelbüchern, Kräuterbüchern, Blumenbüchern, Straßenkarten, Wanderkarten, Bergführer, Quellenbücher hat die Reiseliteratur schon fast bibliothekare Verhältnisse angenommen
- Daheim ists doch am Schönsten - wir haben uns in einem Radius von ca. 60-80km um Linz bewegt
- keine Autoreise ohne Allrad mehr, die schönsten Plätze kann man ohne die Bodenfreiheit und Steigfähigkeit vermutlich nicht oder nur schwer erreichen
Freu mich schon auf die nächste Tour, beziehungsweise haben wir nun in der direkten Umgebung ein paar "Fluchtpunkte" im Falle von unvermeidbar notwendiger Stadtflucht.
Nächste geplante Tour: 3 Wochen Korsika im September, nachdem die Jungfernfahrt so problemlos geklappt hat!
Viele Grüße,
Andreas, Iris & (eL)Gustav
