Einmal Ukraine/Krim und zurück

Wälder, Weite, Moscheen und Basare

Moderatoren: Matthias, Schlappohr

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Hendrik

Einmal Ukraine/Krim und zurück

Beitrag von Hendrik »

Endlich fertig - der verbale Bericht - Fotos folgen:

Start-km-stand 4058km.

13.08.2004 - 12.00uhr H+R starten in Jena. Gemeinsam fahren wir nach Grossbocka, wo es noch ein abschliessendes Bratwurstmittag gibt. Um 14.30uhr starten T+H dann gemeinsam zur Tour #14. Als erstes fahren wir zu Robby nach Gera, der gerade aus dem Urlaub zurückgekommen ist. Ein kurzes Hallo und wir sind wieder "on tour". Hoffentlich bleibt uns das Wetter auch so regenarm, wie Robby es hatte. Wir fahren noch via Chemnitz bis Prag. D ort finden wir einen schönen, aber recht teuren Campingplatz direkt an der Moldau. 15euro pn
km4348 - 290km

14.08.2004 - 8.45uhr starten wir in Prag. Wir haben uns in diesem Urlaub mal wieder vorgenommen, früh auf der Strasse zu sein. Also klingelt jeden Morgen pünktlich 07:00Uhr der Wecker. So auch an diesem Morgen. Bedeckter Himmel und kurze Regenschauer begrüßen uns. Dann ist es auch mal warm, aber immer mal wieder ein bisschen Regen. Viel Verkehr ist auf den Straßen unterwegs. Zum Schluss haben wir noch 100km auf Campingplatzsuche vertrödelt, wegen schlechter Ausschilderung und weil wir nicht in die richtige Karte geschaut haben.
10euro pn
Km4962 - 614km

15.08.2004 - 08.50uhr start - naja, es klappt doch mit dem "Frühstart". Immrrhin ist bis dahin die komplette Morgentoilette, das Frühstück und das Abbauen und Verpacken des Lagers erledigt. Unsere Fahrt durch die hohe Tatra, Tatranska Strba, Stribske Pleso, ein paar kleine Bergstrassen weckt Erinnerungen, auch, wenn diese seit 1986 schon ziemlich verblaßt sind. Weiter gehts zur Zippser Burg. Dort aber gönnen wir uns nur einen Blick von unten, weil's ziemlich warm ist und wir uns nicht extra umkleiden wollen. Weiter geht’s dann Richtung Ungarn - diese neue EU-Binnengrenze ist völlig problemlos. Auf anfangs kleinen Strassen durch Ungarn fahren wir bis Tokaj. (=Total überlaufener Touristenort), weil unsere Betten für diese Nacht aber in Rumänien stehen, geht’s gleich weiter in diese Richtung. Die neue EU-Aussengrenze hat sich durch den Beitritt von Ungarn zur EU nicht verändert, man wird als Tourist weiterhin schnell abgefertigt. In Rumänien angekommen, wechselt unser Fahrstil von gemütlich auf "dynamisch flott", immerhin wird langsam abend und wir haben noch 200km. Gegen 22.00sind wir am Ziel in Turda und werden mit leckerem Abendbrot und Bier herzlich willkommengeheissen. Für vielmehr reicht unsere Energie allerdings auch Nicht mehr aus.
5588km - 626km


16.08.2004 ausschlafen, denn heute ist ja Ruhetag. Wir fahren nach Turda, zu zweit mit Baghi ins Internetcafe. Dort haben wir schnell die Geocachedaten rausgesucht und sind dann in die Cheille Turzii zur Geocachekontrolle gefahren. Zu zweit auf der Baghi - jawohl, auch, das geht. Der Cache ist ok, wir nehmen noch ein Bad im Bach und dann geht’s zurück nach Mihai Viteazu. Dort können wir nun den "neuen" Computer installieren und müssen dafür nochmal ins Internetcafe, um die Zugangskarte zu aktivieren. Dann zurück - es klappt und funktioniert - jippie. Zum Abendmahl gibt’s gefüllte Kohlrouladen - hmmmm, lecker und dann noch lange telefonieren ....
5623km - 35km

17.08.2004
Start ca. 10.00uhr, ein paar Schnitzel und Zwiebeln haben wir als Verpflegung mitgenommen. Wir fahren gen Norden, via Zalau nach Satu Mare. Die Auswahl des richtigen Grenzübergangs bietet uns ausreichend Diskussionspotenzial. Immerhin differieren die Informationen zwischen null und 4 möglichen Grenzübergängen. Wir entscheiden uns für den "beschränkten" Grenzübergang in Halmeu, der sich als klein, schnell (nur 20min.) und freundlich herausstellt. - sehr zu empfehlen. Weiter geht auf kleinen und mittleren Straßen in der Ukraine, die Campingplatzsuche bleibt erfolglos, die eingezeichnten Stellen sind keine Campingplätze. Daher wählen wir das Wildcampen - eine Wahl, die uns für etwa 90% der Übernachtungen in der Ukraine treu bleibt. Auch haben wir noch kein Geld (Griwna) für ein kleines Bierchen o.ae. Und das am Abend des Geburtstags....
5931km - 308km.

18.08.2004 - wir starten 9.15uhr. Als erstes fahren wir Richtung Ushgorod. In Muckacse bietet die "Privatbank" (ja, so heisst die wirklich) einen guten Wechselkurs, 6.45griwa pro Euro. Vom Kaukasusteam hatten wir bisher was von 6.10 bis 6.20er Kursen gehört. Dann fahren wir nach Ushgorod. Dort besuchen wir die Kirche der Kreuzerhöhung - nicht schlecht, aber obs den Umweg gelohnt hat ... eher nicht. Für den Laien gibt es derer viele Kirchen in der Ukraine. Gleich nebenan steht eine schöne Festung, aber irgendwie ziehts uns jetzt weiter. Also fahren wir weiter gen Norden und entdecken eine Burg rechter Hand auf dem Berg und versuchen, zu ihr auf den Berg hinaufzukommen. Der erste Versuch ist leider ein erfolgloses Offroadunterfangen - da reicht keine Enduro - vielleicht ein Trialmopped würde diesen Weg schaffen. Na dann eben erstmal Mittagessen (Schaschlik) für 20hwa pp. Danach weiter bergauf, über ein "Einbahnstrasse falsche Richtung" - Schild hinweg... Nach offroadigem Aufstieg sind wir oben, aber von der gesuchten Festung weit entfernt. Naja, egal, jetzt Abstieg suchen, denn auf dem Aufstieg wollen wir nicht wieder runter. An einer Kreuzung halten wir uns rechts, bergabwärts. Wir passieren verlassene Übungspanzer, Übungsstrecken, Sturmbahnen und Kasernen - offensichtlich durchfahren wir ein Militärgelände, - vor kurzem verlassen oder nicht mehr in intensiver Nutzung - wir wissen es nicht. Kurze Zeit später kommen wir an das Ausfahrttor des Geländes. Ohohoh, das Tor ist zu und wir an der falschen Seite.. Aber als wir auf das Tor zurollen, kommt der Wächter aus seinem Aufenthaltsraum und geht wortlos zum Tor, öffnet es und lässt uns hinausfahren - puh, das war interessant, noch vor ein paar Jahren wäre das sicher nicht so glimpflich abgegangen. So richtig können wir das Ganze bis heute nicht glauben. Dann geht zurück auf die große Strasse und weiter über kleine Sträßchen Richtung Osten. Im Nationalpark Sinivir ist ein Campingplatz ausgewiesen - in zwei Karten - , dennoch stellt er sich als Flopp heraus und so campen wir wieder am Wegesrand im Sinivir Tal und machen zur Mückenabwehr auch gleich ein Lagerfeuer.
6219km - 289km

19.08.2004 - Start 09.15uhr - gut, es klappt mit dem "Frühaufstehen". Anfangs fahren wir durch die Waldkarpaten aus dem Sinivir - Tal Richtung Süden - Auf möglichst kleinen Strässchen leren wir dabei nette Orte kennen. Dann an der rumänischen Grenze entlang - tw. Geht die Strase direkt am Schlagbaum des Grenzübergangs vorbei. Wir kommen bei Dilove zum "geographischen Mittelpunkt Europas", der auch nahe der rumänischer Grenze liegt. Hier soll sich der geometrische Schwerpunkt alles Längen- und Breitengrade befinden, die durch Europa gehen. Abends fahren wir dann weiter durch die Karpaten und passieren bei der Schlafplatzsuche noch Offroad und Furt. Beim steilen Aufstieg zu unserem Schlafplatz passiert Thomas noch ein kleiner Ableger, der aber glücklicher folgenlos bleibt. Obwohl wir viele Meter oberhalb des Baches kampieren, ist das Wasserrauschen laut und deutlich zu vernehmen - fast wie am Strand ;-).
6501km - 282km.

20.08.2004 - Wiederum ein früher Start - um 09.00uhr sind wir auf der "Piste" - Als erstes geht gen Tschernowitz/Cernivici. Dort im Stadtverkehr macht die Baghibatterie schlapp, ein letztes Mal erweckt sie die Baghira zu Leben - dann sind nur noch "rollende Starts" möglich. Wir können aber noch auf einen schattigen Platz fahren und dort die Batterien tauschen - Etz mit Baghibatt, Baghi mit Etz-Batt. Dafür verwenden wir als Anschlüsse (weil Etz hat Steckkontakte, Baghi hat Schraubkontakte) die Elemente des Bowdenzugreparaturkits. Und siehe da, beide Moppeds springen an. Achja - da ist dann des Bastlers Lohn. Erste Fahrversuche der Etz enden mit Kraftstoffmangel wegen geschlossenen Sprithahn :-). Einige Kilometer sehe ich einen Laden für Autoersatzteile, der auch Motorroller im Schaufenster hat. Aber nach Aussage der Verkäuferin haben sie keine Batterie als Ersatzteil - nur den kompletten Roller könnte sie mir verkaufen. Nunja, sooo teuer ist dieser Roller aus offensichtlich lokaler Lizenzproduktion zwar nicht, aber wohin damit ;-). Erst als wir schon am Gehen waren, wurde der Vorschlag gemacht, dass binnen einer Stunde eine passende Batterie da sein könnte. Einverstanden, wir warten, bekommen Kaffee kredenzt und fast minutengenau nach einer Stunde rollt das Taxi mit der Batterie auf den Hof der Werkstatt. Binnen 10min ist sie befüllt und eingebaut - wow, das passte. Doch was soll es kosten? Bis zu 100euro hätte ich erwartet. 64 griwna oder 10euro waren es genau für die Batterie Marke Mutlu, wie sie im Übrigen auch alle einheimischen Dnepr, Ural und Ish fahren (von ein..zwei Sonderfällen angesehen, die eine Autobatterie auf dem Soziusplatz montiert haben. Nun frischen Mutes - äh - besser frischen Akkus geht’s weiter nach Chotyn ... der Besuch der Festung ist bei der Hitze sehr anstrengend, aber nichtsdestow niger lohnenswert. Vom "verwahrlosten Eindruck des in Innenhofes", wie unser Reiseführer schreibt, ist nichts zu sehen - es wird gerade aufwändig restauriert. Überhaupt macht das ganze Land einen Eindruck von Aufbruchstimmung. Überall wird gebaut, entstehen Tankstellen, Hotels und Restaurants - ein bischen Gründerzeitfeeling. Weiter geht es dann gen Osten zum Dnisterstausee, der in meiner Karte samt der zugehörigen Stadt einfach fehlt. Naja, wir haben ja genug Karten und sehen, dass es keine Sackgasse ist. Völlig falsche Straßenführungen und Lagen der Orte in der Karte sind wohl ein Andenken an sozialistische Kartenmanipulationen. Dann haben wir noch einen schönen, einsamen Schlafplatz am Feldrand gefunden und uns dort zur Nachtruhe gebettet.....
6782km - 281km.

21.08.2004 - 09.00uhr am Morgen gehen viele Fußgänger an unserem Lagerplatz vorbei, genauso wie eine Herde Kühe. Offenbar hatten wir doch keinen ruhigen, einsamen Platz gefunden ;-).
Durch die Ausläufer der Waldkarpaten fahren wir auf kleinen aber guten Strassen gen Osten. Zwischendurch gibt es immer wieder mal Abschnitte mit offroadigen Einlagen, denn die Strassen sind entweder mit dezimetertiefen Schlaglöchern gespickt, die Strasse ist aus übelstem Kopfsteinpflaster oder schlichtweg eine Staubpiste. Manchmal wird das Fahren zur Rallyeübung. So langsam müsste ich mal wieder tanken, aber die in der Karte eingezeichneten Tankstellen sind entweder nicht existent, oder aber geschlossen. Hmm, bei 238km muss ich auf Reserve schalten, weiterhin keine Tankstelle in Sicht. Hmm, nun schon 270km raus. Die "Abkürzung" zur möglichen nächsten Tanke ist wieder Schlaglochpiste. Endlich bei 280km eine geöffnete Tankstelle. 12.4l von 12.5l Tankvolumen zeigt die Zapfsäule.
Danach noch auf die Autobahn nach Odessa - es ist ein echter Kampf der Nebelmaschinen (aka ZIL, KRAS, UAS, KAMAZ...), die mit Geschwindigkeiten zwischen 20 und 50km/h gegen Ladas mit 50 bis 90km/h, schwarze Limousinen mit 100 bis 180km/h und uns, die wir als nahezu die einzigen Motorradfahrer teilweise völlig ignoriert werden. Hier sehen wir kurz auch mal in einer Ausfahrt ein anders Motorrad aus Deutschland - der einzige Motorradreisende, den wir auf der ganzen Tour "kennenlernen".
Die Campingplatzsuche führt uns kreuz und quer durch Nord-Odessas Küstenstrassen, nach mehr als einer Stunde und Fragerunde mit der Polizei geben erfolglos auf, alle Infos des Reiseführers waren auch nicht hilfreich. Einfach nix zu finden. Offenbar gibt es diesen Campingplatz gar nicht mehr - meinen wir und
dann haben wir halt ein Hotel für 17euro genommen. Ein muffiges Kellerzimmer ohne richtige Fenster aber mit "schwerer" Luft, ist das einzige, noch verfügbare Zimmer. Dafür durften wir immerhin die "Personal Dusche" benutzen. - Welch ein Segen nach einer knappen Woche "kalter Kanisterdusche". Abendessen gibt’s auch gleich im Hotelrestaurant - leckere Scharkoe und lokales Bier.

7305km - 523km

22.08.2004 - 09.45uhr starten wir ohne Frühstück nach Odessa. Wir suchen uns etwas im Zentrum der Schwarzmeermetropole. Dort im Cafe "Marios" gibt es zum ersten Mal eine Karte mit engl. Untertiteln. "Farmers Omlett" mit Kaffee. Lecker und bei guter Aussicht. Danach fahren wir zur berühmten, aber ob ihrer Geschichte auch berüchtigen Odessaer Treppe zum Meer. So früh am Tage sind noch wenig Touristen vor Ort. Zur Stadtbesichtigung parken wir die Moppeds in einer Seitenstrasse am "Point Internet", wo wir später ein paar Emails verschicken wollen. Die kleine Stadtrunde führt uns vorbei an der Oper, dem Voronzov Palast, dem archäologischen Museum (von außen) und dem grossen Puschkindenkmal. In Odessa gibt es viel lokalen Tourismus aber noch kein/kaum internationalen Tourismus.
Gegen Mittag fahren wir weiter Richtung Cherson, Mittagessen am Straßenrand am "Schaschliki"-Imbiss (immer präsent, gut und günstig) und abends wird hinter Cherson im Nadelwald bei den Mücken genächtigt.
7568km - 263 km

23.08.2004 start 09.00uhr - Wir machen uns auf den Weg nach Askania Nova. Die Strecke ist sehr langweilig, zu 95% geht "gerade aus". Fast ständig parallel zu Bewässerungskanälen, die die gigantischen Felder hier mit dem lebensnotwendigen Nass versorgen. Ein kurzer Abstecher zum Tanken - abseits der grossen Straßen, auf dem weiten Land sind Tankstellen trotz des Tankstellenbooms noch recht selten. Angekommen in Askania Nova "machen wir uns stadtfein". So ein Umkleiden auf wandertaugliche Kleidung dauert bei uns Moppedfahrern locker mal eine halbe Stunde. Der Besuch des Zooparks ist eher mäßig, denn er liefert wenig neue Erkenntnisse, weil wir die ausschließlich russisch - sprachigen Führungen "eh" kaum verstehen. Es ist aber auffallend, dass dieser Tierpark einen für osteuropäische Verhältnisse sehr gepflegten und großzügigen Eindruck vermittelt. Viele Schulklassen reisen mit Bussen - offensichtlich zum Wandertag hierher. Im nahegelegen Restaurant gibt’s noch eine schnelle Portion "Beef Stroganoff" und weiter geht's gen Krim. Die endlosen Geradeausstrecken, Kilometer um Kilometer nerven auf dem Motorrad wirklich. In Finnland sind wir 2001 auf der Suche nach Kurven bis auf Straßen vierter Kategorie ausgewichen, um wenigstens manchmal eine Kurve zu haben. Wieder eine dieser Strecken begleitet uns nun hier bis zum Grenzkontrollposten auf die Krim. Die Schlafplatzsuche am Abend bringt uns zu einem Platz am Rande einer Nebenstrasse. Zwischen Feldrand und Strasse verläuft ein 20m breiter Waldstreifen, in dem wir unser Zelt aufschlagen. Nachts regnet es und das Verpacken des Zelts dauert am morgen daher ziemlich lange, was sich als eines der Probleme von uns Frühaufstehern herausstellt.

7909km - 351km

24.08.2004 - Wir starten Richtung Kerc. Das Wetter ist leicht regnerisch. Als wir in Kerc ankommen, entscheiden wir uns für den Ausflug an das Nordostkap bei Jukrainske. Dieser Ort hat einen sehr schönen Strand und wenig Touristen. Der Regen zieht jetzt um uns herum und wir bleiben bei unserem "Mittagsmahl mit Meeresblick" trocken. Auf dem Rückweg beginnt es bereits vor Kerc ordentlich zu regnen. Also "Gas auf" und durch. Nach 40km kräftigem Regen ist es vorbei und unsere Sachen trocknen während der Fahrt. Nochmal Tanken und Pivo kaufen - dann fahren wir zur Arabatskaja Strelka, jenen Nehrung, die das Asovsche und das "faule" Meer trennt. Dort treffen wir bei kp, hp, fp und mp ein, die ihr Biwak am Strand aufgeschlagen haben. Kurze Zeit später sind wir im Wasser und können uns nach ein paar duschfreien Tagen ein bisschen reinigen :-). Plötzlich beginnt es mit einem leichten Regen, der sich samt zugehörigem Wind schnell zu einem ausgewachsenen Gewitter formt. So sitzen wir zu sechst im l300 und warten ca.2h bis der Regen nachlässt. ... Jetzt schnell Zelt aufbauen, weil's schon wieder neu beginnt. Na ja, irgendwann hat es doch soweit aufgehört, kp+family fahren ins Dorf, ein bisschen was einzukaufen und Feuerholz zu besorgen.. Nach diesem Regen ist das Starten des Lagerfeuers sehr schwierig, aber mit Benzin und ukrainischen Kunststoffwasserflaschen geht's irgendwann doch. Leider beginnt es schon wieder zu regnen, so beenden wir den Abend früher als geplant.

8215km - 306km

25.08.2004 - Der Tag beginnt nach ausgiebigem Frühstück mit einer Wanderung zur Festungsruine und verlassenen GAI-station, die kp am Vortag auf mit meinem Motorrad entdeckt hatte. Irgendwie ist es schon ein interessantes Erlebnis, solche vormals geschlossenen Orte, regulierten Bereiche zu "untersuchen". Verlassen, teilweise verschlossen, teilweise leer und offen sind viele dieser ehemaligen Wahrzeichen sozialistischer Machtausübung. Zurück am Biwak starten wir mit den Moppeds gen Westen. In Feodosija finden wir eine Werkstatt, die den Gepäckträgerbruch an Thomas Etz minutenschnell für 10 hwa beseitigt. Die Krim-Sekt-Fabrik lässt uns nicht mehr rein, so fahren wir die sehr schöne Strasse weiter bis zum erhofften Campingplatz vor Aluschta. Dieser Campingplatz ist aber nicht mit einem Campingplatz nach unseren Maßstäben vergleichbar. Die sanitären Anlagen sind so, dass die Verrichtung gewisser Dinge doch lieber in der nahen Gaststätte erfolgt, sonstige "Installation" ist auf dem Campingplatz nicht auffindbar. Am Abend werden wir von unseren Zeltnachbarn auf ein "Schwätzchen und ein bisschen Wodka" eingeladen. Vorher hatten wir aber schon in der Strandbar zum Abendbrot je ein Bier und danach noch ein bisschen Wein intus. Diesem lustigen Abend mit Mascha, Sergej und den anderen aus Russland folgte ein schwerer Morgen ...
8391km - 176km

26.08.2004 – Wir haben einen etwas schweren Kopf am Morgen - erstmal entscheiden wir uns daher fürs Baden gehen. Oh ja, 3 verschiedene Sorten Wodka samt Bier und Wein haben ein paar Spuren an uns hinterlassen. Zum Strand geht’s den Steilhang runter. So ein Bad am Morgen ist wirklich angenehm. Wir werden dann noch zum Tee bei unseren neuen Freunden eingeladen und starten danach mit froher Miene und schwerem Kopf gen Westen. Am ersten Feldweg biegen wir links ab und finden ein schöne schattige Stelle, bei der wir uns erstmal für 3h regenerieren. Danach sieht die Welt schon viel besser aus und wir fahren nach Jalta-Stadt, wo wir uns in den Stau und unter die Touristen mischen. Zwischen Mc Donalds, Lenin, Robinson Bar und Bauchfreitourismus mischen sich hier nur wenige ausländische Reisende. Die Stadt als Mischung von sozialistischen Überresten und vielem touristischen Gimmicks ist aber nicht so "unser Fall". Wir versuchen daraufhin den Geocache auf dem nahe gelegenen Pass am Ai Petri zu finden, was aber im Nebel mit weniger als 5m Sichtweite nicht erfolgreich ist. Unser Nachtlager schlagen wir in der Nähe vom ehemaligen Campingplatz, jetzigen Hotel “Märchenwiese” auf, wo auch schon Matti und Sven campierten.

8521km - 130km

27.08.2004 – Schon früh geht’s los - um 09.30uhr. Wir fahren zum Livadia – Palast, in dem die Konferenz von Jalta stattfand. Ein bisschen Sightseeing und wieder viele Fotoversuche - hoffentlich gibt's keine stürzenden Linien. Nach diesem historischen Ausflug fahren wir weiter nach Alupka - dort auch wieder ein bisschen Sightseeing am Lenin - Platz. Auf der Suche nach dem Voronzov Palast gurken wir fast eine Stunde in und um Alupka. Endlich gefunden, können wir die Moppeds unter Aufsicht des Parkwächters abstellen und in Ruhe die Außenanlagen und Gebäude in Augenschein nehmen. In Ruhe schlendern wir auch der Suche nach Fotomotiven durch den Park. Jetzt noch ein kleines Mittag für nur 40griwna und weiter geht's Westen, wo wir nach dem so genannten "Schwalbennest" - dem Wahrzeichen der Krim Ausschau halten. Nach ein bischen Suche in der Stadt entdecken wir es - unter uns, unten am Meer auf einen Felsen gekleckst - man kann es schon von Weitem sehen – vorausgesetzt, man hat keine Tomaten auf den Augen. Danach fahren wir weiter gen Foros. Die Auferstehungskirche ist in 400m nn über der Stadt und bietet eine wunderbare Aussicht. Über den 527m hohen Pass fahren wir quer durch das Krimgebirge weiter nach Sevastopol, das inzwischen völlig problemlos besucht werden kann (keine extra "Visa" oder so). Am und um den zentralen Platz am Grafen-Kai sehen wir uns das Zentrum an und ein bisschen was von der hier stationierten Schwarzmeerflotte. Einen Schlafplatz finden wir nach dem "Campen – ja, aber mindestens 3 Nächte, sonst njet – und Zelt sowieso nicht"-Avtocaming in Liobovivka direkt am Strand des schwarzen Meeres 50m neben dem Autocamping. Allerdings ist der Unterschied zw. unserem Strandcamping und einer Müllhalde nicht sehr gross. Angekommen - und rein ins Wasser ;-). Die Ukrainer verstehen unten "Camping" offensichtlich auch andere Dinge, als wir, denn die "Campings 1-23" und "Campings 24-48" sind nur neugebaute Urlaubs- und Sommerresidenzen in Strandnähe. Am Abend reinige ich noch den Lufi der Baghi und wechsle die Zündkerze. Tatsächlich scheint sie danach wieder spontaner am Gas zu hängen. Der Verbrauch war auch gestiegen, was sich im folgenden wieder normalisiert.

8707km - 186km

28.08.2004 Wieder ein früher Start 8.28uhr. Für die ETZ kaufen wir einen Reifen am Straßenrand beim “Reifenhandel” und lassen ihn gleich nebenan montieren - in Summe für 14euro bekommt Thomas´ ETZ einen neuen Hinterreifen incl. Montage. Meine Baghi wird gleich mal an der Federei abgeschmiert mittels einer "Butter Spritze" (1:1-Übersetzung für unser Wort “Fettpresse”). Noch kurz die Frage nach dem Weg in den Khanspalast von Bachsaraj und wir sind wieder "on the road". Kurz vor dem Khanspalast werden wir von ein paar Kindern auf einen Parkplatz gelotst, die sich damit offensichtlich ein bisschen Geld verdienen. Dennoch fahren wir weiter und können die Moppeds direkt vor dem Eingang parken - bewacht von einer Piroggenverkäuferin, die an dieser Stelle schon seit 11 Jahren ihre leckeren Teigtaschen verkauft – an Deutsche, Polen, Amerikaner, Russen, Ukrainer und viele andere Touristen, wie sie sagt. Und tatsächlich, als ich zwischendurch an mein Motorrad will, um ein Souvenir einzupacken, hat sie mich als Fahrzeugbesitzer nicht wiedererkannt und versucht eindringlich, mich an der “Manipulation” azu hindern. Später erkennt sie mich doch und ich kann an mein Mopped. Als Dank für ihre Aufsicht und für unser Mittag nehmen wir ihr jeder eine wohlschmeckende, mit Fleisch gefüllte Pirogge zum Preis von 3hwa ab. Der Khanspalast ist wirklich sehenswert, verbindet er doch islamische Kultur, neue Restaurationsobjekte und lokalen ukrainischen und russischen Einfluss miteinander. Dann erstmal zu den Höhlenstädten. Nach einer sehr anstrengenden Wanderung steil bergauf (mit einer kleinen Umkehr zur Orientierung zwischendurch) sind wir endlich oben. Absolut traumhafter Ausblick von Mangup aus nach fast allen Seiten. Danach noch mal auf den Ai-Petri. Dort soll ja immer noch der Geocache liegen - aber auch diesmal haben wir kein Glück, ihn zu finden. Dafür ist da Wetter heute so gut, dass man locker bis nach Jalta sehen kann. Die Fahrt zurück nach Jalta und zu unserem Platz an der "Märchenwiese" geht gut voran - wann sind wir das letzte mal über 10km am stück ohne Motor gerollt? Die Strecke ist wirklich sehr schön. Abendessen gibt's dann fürstlich im Restaurant "Märchenwiese" für etwa 10euro pro Person. (incl. Wodka und Nachspeise zu Wodka)

8851km - 144km

28.08.2004 - Um 09,10uhr haben wir alles gepackt und sind unterwegs. Wir starten wieder an der Märchenwiese. Die Suche nach der Passstrasse nördlich der Küstenautobahn endet an einer Poiana, die mitten auf den Weg gebaut wurde und selbigen damit versperrt - kein Durchkommen. Na gut dann wieder hinunter ins Tal und auf der Küstenautobahn Richtung Simferopol. Schon kurz vor dem Pass wird es deutlich kühler und es beginnt der Regen, der uns die nächsten stunden und über 200km treu bleiben wird. Wir fahren gen Norden, und unsere Bekleidung hält auch einige zeit die Feuchtigkeit von uns fern. Aber so langsam kriecht das Wasser doch durch die Ritzen und entweder Arme, Gesäß oder Oberkörper werden nass. Die Handschuhe gaben als erstes auf... die angepeilte Tankstelle hat keinen Strom und kann uns mithin keinen Sprit verkaufen. Also zurück auf die Strecke und die Suche nach der nächsten Tankstelle beginnen. Dort ist dann die Zapfsäule falsch geeicht und so zahlen wir halt gut 10% mehr, als eigentlich in den Tank fließt. Dann versucht man noch zusätzlich übers Wechselgeld 10 griwna pro Mopped extra zu verdienen - das flog aber beim Nachzählen auf und anstandslos erhalten wir unsere "Nachzahlung". Den Tag beenden wir nach einem ausgiebigen Abendessen an unserem bekannten Übernachtungsplatz zwischen Askania Nova und Cherson.

9211km - 360km

30.08.2004 - Start bei strahlender Sonne nach einer leichten Regennacht gegen 09.15uhr. Die Fahrt Richtung Wolfshalbinsel ist etwas eintönig. Kilometer um Kilometer spulen wir auf der schmalen Strasse gen Gerojiskoje. Danach wird es weichsandig und nachdem Thomas seine ETZ kurz im Sand horizontal geparkt hatte, brechen wir den Versuch ab, die äußerste Spitze zu erreichen und kehren um. Ab jetzt nehmen wir Kurs auf Kiev. Ca. 140km nördlich von Cherson gibt's Salat, Soljanka, Brot, Cola, Pelmeni und "Kotleta" (= Hacksteak aka Boulette) - Abendbrot für zwei Personen für 22hwa, etwa 3.50euro.
Die Nacht verbringen wir zusammen mit vielen Mücken an einem nahe gelegen See.

9579km - 368km.

31.08.2004 – Auf gehts nach langwierigem Zelttrocknen. Wir nehmen die "kleinere" Landstrasse auch weiterhin, was uns zu hektischen Verkehr erspart. Den Dnepr queren wir bei Cherkassi, wo die ca. 10km lange Dnepr-Brücke/Überquerung gerade bei fließendem Verkehr restauriert wird. Eine ordentliche Ladung silbergraue Lackspritzer fassen wir dabei wie auch viele andere ab, in Gesicht, auf Kleidung, Gepäck und Motorrad. Es fühlt sich an, als ob man einen Regenschauer abbekommt – nur dieser “klebt” länger. Wir legen zu Reinigung erstmal eine kurze Pause auf dem Damm ein, dann geht's weiter gen Kiev. Die Strassen sind nun wesentlich voller, das Fahren ist wieder mal echt stressig. Der avisierte östliche Campingplatz von Kiev ist an der (von 2 karten bestätigten) gesuchten Stelle schon fast erwartungsgemäß nicht zu finden, woraufhin wir nach ca. 1/2h die Suche abbrechen und gen Kiever Westen starten, wo der zweite Campingplatz von Kiev existieren soll. Noch im Zentrum treffen wir Sergej mit seiner YZF R1, der uns mit zum Motorrad Club Treffpunkt von Kiev mit nimmt. Dort treffen wir auch die Goldwingfans von Kiev - High Society jedenfalls. ;-). Wir verbringen den Abend im Kreise der Moppedler und werden am Abend im 10 - Motorrad - Konvoi zum Campingplatz begleitet. Ein schönes Gefühl, "nicht allein zu sein". Ohne unsere Führer hätten wir den wohl auch nicht gefunden, denn es gibt keinerlei Hinweisschilder auf den Campingplatz. Erst direkt am Tor befindet sich ein kleine Info. Ein Bier gibt es auch noch, und Hendrik wird zum Tanz gebeten.

10027km - 448km.

01.09.2004 – Endlich mal "Ausschlafen" bis 07.45uhr, aufstehen und ausgiebig duschen. nach dem Frühstück geht's mit Thomas´ Motorrad in die Stadt. Marianskij Palast, Kathedrale von Erzengel Michael, Andreas - Kirche, Bogen-Denkmal der Völkerfreundschaft und vieles weitere mehr erlaufen wir uns auf unserem weg durch die Stadt. Heute ist in Kiev Schulanfang und alle Schüler und Lehrer sind "aufgetakelt", teilweise ja recht nett anzusehen, teilweise aber auch völlig überzogen.
Das Tschernobyl-Museum zu finden erfordert echten Spürsinn, denn erst im 4. Anlauf sind wir erfolgreich. Die erst Runde durch das Museum , die wir alleine herumgehen, ist wenig aufschlussreich, weil eigentlich nur kommentarlos verschiedene Dinge zusammengetragen wurden. Erst als eine Gruppe mit englischer Führung auftaucht, erfahren wir die Hintergründe und können die Videos sehen. Sehr lohnenswert, von der Art und Anlage her mit Yad Vaschem in Jerusalem vergleichbar. Danach besuchen wir am Armee Museum die 65m hohe Figur "Mutter Heimat", die größer sein soll, als die Freiheitsstatue in New York. Sogar ein Internet - Cafe finden wir und essen noch was in der Stadt. Wieder am Campingplatz angekommen, gibt's noch ein Bier und dann gehen wir schlafen.

45km

02.09.2004 - Start 09.15uhr - Autobahn - Landstrasse, voll, leer, sehr gemischt. Am Ende suchen wir den gelisteten Campingplatz bei Lemberg/L’viv. Diesen gibt es zwar, aber er ist geschlossen - was anderes hätten wir wohl erwartet? ;-) wir suchen und finden einen schönen Platz am Feldrand.

10557km 529km

03.09.2004 - Start 09.20uhr. Wir besuchen l´vov - schöne alte Stadt. Wirklich sehenswert. Danach nur noch extrem nervige E40, die völlig überlastet ist. Wir bekommen kein Schnitte zusammen. 30-40km/h als Schnitt - mehr schaffen wir bei diesen Staus nicht. Wenn man in Polen reich werden will, kann man dies mit "Umgehungsstrassen" sicher schaffen. Später wird der Verkehr ein bisschen dünner - es geht voran. Abends bei Gregor in Bytom.

11019km 466km

04.09.2004 – Wir starten leider nicht so früh wie geplant - erst gegen 10.00uhr sind wir "on the road". Auf der Autobahn sind wir schnell, aber es kommt einfach keine Tankstelle. Hmm, bei 225km muss ich auf Reserve umschalten und auch weitere 30 Autobahn-Kilometer später gibt es keine Anzeichen für ein Tanke. Hmm, also bei der nächsten Ausfahrt raus - auf der Landstrasse Richtung Opole wird's doch wohl eine Tankstelle geben. Aber "nix iss" die nächsten 25km halten mich in Atem, ob der Sprit wohl reicht. Ortseingangsschild Opole - immer noch keine Tankstelle. Richtung Zentrum - endlich eine Tankstelle - wow, das hätte ich nicht erwartet, dass es in Polen so große "Tankstellenabstände" geben würde.
Ab jetzt geht es nur noch auf der E40 gen Osten - manchmal sogar auf den Resten der "längsten Treppe der Welt".
Gegen 20uhr bin ich - pünktlich zum Abendbrot in Stadtroda im Garten.

11650km - 631km

Summe 7600km

Eine schöne Reise in eine bisher ziemliche unbekannte Welt geht zuende – schade – aber ich komme wieder – sicher!
Tommi

Beitrag von Tommi »

Hm... Du wolltest auch ein Paar Fotos einfügen... :roll:
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