Namibia & Botswana 2014
Verfasst: 27.12.2014 - 09:59
Guten Morgen,
wir hatten das Glück diesen Sommer drei Wochen durch Namibia und Botswana reisen zu können und ich wollte davon noch ein wenig berichten. Einige haben ja schon in meinem Blog mitgelesen, aber vielleicht hat ja der Eine oder Andere noch Spaß daran.
Da bei dieser Reise mein ausgesprochen Afrikaerfahrener Vater dabei war, handelt es sich um keine Hardcore 4x4-Reise, schliesslich geht der Herr stramm auf die 80 zu.
Tag1
Draussen regnet es trostlos vor sich hin – das mit dem Rasenmähen wird wohl leider nichts mehr…
Namibia wird ja häufig noch immer als Deutsch-Südwest-Afrika bezeichnet, aber ich habe eigentlich keine Ahnung wie die dazugehörige Geschichte ist. Ich habe mich auch in den letzten Monaten konsequent geweigert irgendwas vorab im www anzusehen oder nachzulesen. Ich möchte Neues sehen und nichts schon vorab alles wissen.
Die Sache mit den Deutschen da unten interessiert mich jetzt aber doch und von Wikipedia erfahre ich mehr. Grob gesagt – ab 1884 war Namibia deutsche Kolonie. 1885 trafen die ersten Beamten ein und in der Folge haben sich Deutsche betrügerisch von den Einwohnern nach und nach die Ländereien angeeignet. Meist ging das über Verschuldung für irgendwelche dämlichen deutschen Luxusartikel.
Unruhen wurden von den Deutschen mit Härte niedergeprügelt, bis es zum Aufstandder Herero und Nama und schliesslich zum Krieg 1904 kam. Dabei wurden in der Schlacht am Wartenberg die Herero von 15.000 Soldaten unter deutschem Kommando geschlagen und anschliessend in die wasserlose Omaheke-Wüste getrieben, wo die meisten elendig verdursteten, da die Deutschen alle Zugänge abriegelten.
„Die Herero sind nicht mehr deutsche Untertanen. […] Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und keine Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auch auf sie schießen.“
Generalleutnant Lothar von Trotha, 1904
Die wenigen Überlebenden wurden enteignet und in Konzentrationslager gesteckt, wo erneut die Hälfte starb.
Es folgte ein jahrelanger Guerilla-Krieg der Nama und schliesslich 1914 der Krieg gegen Südafrika der 1915 in einer Kapitulation der Deutschen endete.
Bis 1971 war Namibia Mandatsgebiet, war aber immer mit den Auseinandersetzungen mit den von Russland finanzierten Arbeiterorganisation SWAPO konfrontiert. Diese erhielt 1971 von der UN das Alleinvertretungsrecht. Die Angst Südafrikas vor einem möglichen kommunistischen Nachbarstaat führte zu einem jahrelangen Guerillakrieg, der erst nach dem Zusammenbruch des Ostblocks im März 1990 in der Unabhängigkeit Namibias endete.
Nach einem letzten Weissbier am Münchner Flughafen besteigen wir am späten Nachmittag den Flieger nach Johannesburg und quetschen uns in Sitze die eher für Grundschüler tauglich sind. Die vom Reisebüro reservierten Sitzplätze waren nicht mehr verfügbar und so fängt es halt etwas anders an als geplant.
Die beste Ehefrau die ich habe, macht auch gleich in der dämlichen Ziege vor sich das Feindbild für den Flug aus, da besagtes Weib erst mal den Sitz bis zum Maximalanschlag nach hinten donnert, statt die Höflichkeit zu besitzen und bis nach dem Essen zu warten.
In Johannesburg erwarten uns dann viele lange Schlangen und schliesslich der Anschlussflieger nach Windhoek.
Windhoek International kann man getrost als “übersichtlich” bezeichnen – für einen Amerika-Reisenden sehr charmant…
Nachdem wir unseren Zettel abgegeben haben, in dem wir mit einem Kreuzelchen bestätigt haben, dass wir nicht im Ebola-Gebiet waren und auch keine Ebola-Symptome verspüren, wird noch rasch unsere Körpertemperatur gescannt.
Von unseren vier Koffern kommen drei an (Nummer 4 wird ein paar Stunden später nachgeliefert) und unser Toyota Hilux von Europcar ist in Wirklichkeit ein Ford Ranger – macht nix, ist ja angeblich auch ein gutes Gefährt und das Lenkrad ist so oder so auf der falschen Seite.
Und so kämpfe ich mich mit dem Ferien-4×4 die 40 Kilometer bis in die Innenstadt von Windhoek, ziemlich mit der Schaltung kämpfend, aber dafür nur drei mal scheibenwischend statt blinkend (die Hebel sind auch gespiegelt)
In der Pension Steiner beziehen wir unser erstes Lager auf dieser Reise und geniessen die verdiente Dusche.
Sonntagnachmittag ist auch in Windhouk nicht so wirklich viel los und wir begnügen uns mit einem kleinen Stadtbummel und dem Erwerb von Getränken.
Tag zwei.
Man kann nicht wirklich behaupten dass wir geschlafen haben – komatöser Zustand beschreibt es schon eher und so stehen wir um 8 Uhr fit und munter vor dem Buffet im Frühstücksraum. Viele andere Deutsche trudeln nach und nach ein und sind durchaus an ihren muffeligen Gesichtern zu erkennen. Warum nur? Das ist Urlaub, die Sonne scheint und es ist warm! Warum fliege ich hier her um dann meine Scheisslaune quer durchs Land zu fahren?
Egal, nach reichhaltigem Frühstück und Gespräch mit den Hotelwäschefrauen geht es in die Stadt. Der riesige Pickup macht erstaunlich wenig Probleme, die Linksfahrerei geht langsam und nur die gegensätzlichen Richtungsansagen meiner Mitreisenden machen das Ganze kompliziert
Wir nehmen uns die Zeit und streifen durch viele Läden, in denen afrikanische Handwerkskunst angeboten wird. Es gibt gruseliges, wunderschönes und billiges. Gekauft haben wir noch nichts, weil wir ja noch mal hier her kommen und es zunächst mal um ein Gefühl für das Preisgefüge ging. Klarer Vorteil dieser Läden – man kann in Ruhe schauen ohne von aufdringlichen Verkäufern bedrängt zu werden.
Zwischendrin eine Fruchtsaftpause auf der wunderbaren Terasse im ersten Stock des Namibianischen Handwerksmarkts. Es geht weiter durch noch mehr Läden bis zum Supermarkt in dem Kühlboxen (eine Große für die Ladefläche und eine Kleine für den Innenraum) Getränke und Knabbereien gekauft werden.
Danach einen Kaffee, eine Kleinigkeit zum Essen und Leute beobachten. Ich bin mir nicht im Klaren, was ich eigentlich exotischer finde – rot angemalte barbusige Himba-Frauen beim Einkaufen im Supermarkt, oder rabenschwarze Bedienungen in einem deutschen Cafe die fliessend deutsch sprechen?
Danach noch Malaria-Prophylaxe kaufen – zusammen 120€
Zu guter Letzt erwerben wir nach einigem Suchen mit dem Verkäufer ein passendes Kofferband um die kleine Kühlbox an der Chubby-Box zu fixieren.
Zurück im Hotel folgt ein Feierabendbier am Pool und das Studium der lokalen deutschsprachigen Zeitung. Besonders die Immobilienanzeigen sind spannend Eine Farm mit185 Hektar Schafherde, Gebirgszug, Schlachträumlichkeiten kostet ca. 300.000 €. Ausserdem erfahren wir das Oma Hilde gestorben ist. Traurig. Man merkt aber besonders an den Todesanzeigen wie stark der Zusammenhalt der deutschen Gemeinde hier unten ist.
Tag drei.
Koffer packen. Frühstücken mit Muffelfressen. Auto beladen. Drei mal rechts abbiegen und schon sind wir auf dem Transkalahari Highway. Tadellos ausgebaut geht es auf dieser berühmten Strasse jetzt Richtung Swakopmund. Unterwegs fallen uns immer wieder die lustigen Rastplätze mit den blauen Überdachungen auf. Leider verpassen wir den Schönsten, der malerisch vor einem Baum aber schließlich halten wir irgendwann an einem anderen hübschen mit weißem Dach für ein hübsches Foto.
Als das Foto im Kasten ist entdecke ich plötzlich in ein paar hundert Meter Entfernung die erste Giraffe der Reise und kurz danach weitere. Eine junge Giraffe ist so neugierig dass sie erstaunlich nah kommt.
Am frühen Nachmittag erreichen wir Swakopmund und checken im Hotel Eberwein ein. Das Hotel Eberwein ist eine wunderschöne alte Villa. Swakopmund ist eine Art Kurstadt, direkt am Meer gelegen. Soviel zum Klappentext...in Wirklichkeit verlässt die beste Ehefrau und mich nie das Gefühl in einer Art Bad Wörrishofen am Meer gelandet zu sein - nur Deutsch und nur ältere Semester
Es gibt viele Einkaufsmöglichkeiten und so erstehen wir für Sandra handgenähte Lederboots und ich bekomme einen Falt-Klapp-Lederhut. Allerdings ist es ein wenig frisch. Die Cafes und Lokale am Meer haben auch alle geschlossen, denn es weht ein eisiger Wind. Bevor wir abends zum Essen gehen, bewährt sich der Autor als Hotelaushilfs-Barkeeper, da die nette Dame an der Rezeption leider keinen G&T mixen kann. Als alte G&T-Trinker und nach einigem Suchen nach dem G mixen wir uns halt unsere Sundowner selber. Hinterher geht es ins Kükis zum Essen.
Anmerkung: das Getriebe vom Ford Ranger gibt sehr hässliche Töne von sich (7.000 km auf der Uhr)
Tag vier.
Für unsere Verhältnisse diesmal relativ früh starten wir nach Walvis Bay. Leider ist es immer noch sehr kühl und nebelig. In Walvis Bay besteigen wir den Katamaran von Mola-Mola. Sofort begleitet uns ein Pelikan, der wohl jeden Morgen einen Stammplatz im Boot einnimmt. In Decken eingewickelt können wir in einer knapp dreistündigen Fahrt Delfine, den Mola-Mola-Fisch (auch bekannt als Mondfisch) und Seehunde bestaunen. An Bord gibt es dann für die, die es mögen noch frisch geerntete Austern zu schlürfen. Der Höhepunkt ist, dass am Ende der Fahrt ein Seehund das Schiff entert und hautnah bei uns sitzt.
Danach folgt ein Besuch bei Europcar Walvis Bay. Der ahnungslose Manager brabbelt nach einer kurzen Testfahrt meine Diagnose einfach nach und meint dass ich ihm zur Ford Werkstatt hinterherfahren solle. Dass ich eine Ford-Werkstatt nicht auf meinem Sight Seeing Plan habe begreift er dank "prägnanter Wortwahl" und meint, dass sich das noch ahnungslosere Mädel im Büro um ein Austauschauto bemühen soll. Das sagt sie uns auch zu. OK – mal sehen….
Anschließend geht es an den beeindruckenden Dünen entlang – wir verfahren uns mal kurzfristig – zur Mondlandschaft. Eine Landschaft, die so aussieht als wäre man auf dem Mond. Beeindruckend. Während der Fahrt dahin wechselt die Landschaft ständig. Die Farbenvielfalt ist beeindruckend. Hinterher suchen wir noch die Wellwetschia, eine seltsam hässliche, aber urururalte Pflanze, die hier wächst. Wir finden auch irgendwann eine (Spoiler: einen Tag später begegnet sie uns inflationär überall).
Der Anruf am frühen Abend bei Europcar in Windhoek erbrachte die Erkenntnis, dass die (natürlich) von gar nichts wussten, uns aber bis zum nächsten Morgen ein Ersatzauto aus Windhoek anliefern würden.
Der Tag findet nach dem erneuten G&T vom Hotelaushilfsbarkeeper als Sundowner seine Vollendung mit einem Besuch im Restaurant Jetty, dass auf einem Steg ins Meer hinaus gebaut ist.
Vier mal Vorspeise, Vier mal Hauptspeise, vier Bier, zwei Flaschen Wein, Taxifahrt hin und zurück, Trinkgeld und trotzdem keine hundert Euro…
Tag fünf.
Wunderbares Frühstück, sieht man mal von den seltsamen Deutschen ab, die uns jeden Tag irgendwie begleiten. Alle natürlich in Luxus Outdoorkleidung, frisch vom Expeditionsladen ihres Vertrauens. Dazu ein Tisch mit sehr stämmigen Männern, wir denken es ist eine Jagdgesellschaft aus Südafrika. Zu unserer absoluten Überraschung steht schon vor neun Uhr das Ersatzauto vor der Türe.
Wir fahren los, verlassen Swakopmund und bewegen uns parallel zur Küste. Der grösste Abschnitt davon ist die Skelettküste. So genannt, weil es eine sehr trockene – spröde, sehr unfreundliche Landschaft ist. Hier wächst wirklich nichts. Es sollen mehrere Schiffswracks dort liegen. Man findet viele Knochen, sowohl von Tieren als auch von Menschen.
Einzig halbwegs freundlicher Ort ist die mächtige Seelöwenkolonie bei Cape Cross. Seelöwen soweit das Auge reicht – auch im Wasser. Kleine Seelöwen, grosse Seelöwen, alte Seelöwen, dicke Seelöwen. Seelöwen überall und fast zum Streicheln nah. Ein wunderbarer Anblick.
Irgendwann verlassen wir die Küste und fahren ins Landesinnere Richtung Twyfelfontain. Die Strassen werden sandiger und unebener und die Landschaft wieder spannender.
Unterwegs begegnen uns die ersten Oryx und Strauße. Twyfelfontain ist der Ort, an dem man tausende Jahre alte Felsenmalerei bestaunen kann.
Die Lodge, die wir wirklich ganz kurz vor Dunkelheit erreichen fügt sich fantastisch in das Landschaftsbild ein. Beim Abendessen, diesmal ein Buffet unterhält uns das Personal mit afrikanischen Gesängen. Klar, hinterher gehen sie rum und wollen einen kleinen Obulus aber den bezahlen wir aber gerne, denn die Afrikaner singen mit soviel Freunde und Leidenschaft, dass es ein Genuss ist ihnen zuzuhören.
Tag 6
Die beste Ehefrau die ich habe hat Geburtstag. Die erste Überraschung ist ein Geburtstagsständchen von Sandra, sehr dunkel, sehr nett und ihren Kolleginnen, die ein afrikanisch interpretiertes Happy Birthday vortragen.
Während ich also also mit dem Besen die Ladefläche des Pickup vom Sand befreit steht eine fünfköpfige Gesangstruppe (Hauptamtlich eigentlich die Zimmermädchen) da und schmettert zwei Geburtstagslieder ins morgendliche Tal. Ein wirklich besonderer Moment, weil ihre Lebensfreude einfach nur fasziniert.
Nach dem Frühstück geht es zu den überaus beeindruckenden Felsmalereien, die ca. 3-5.000 Jahre alt sind. Manche von ihnen dienten als Fährtenausbildung für Jungjäger (sonst wird ganz schnell aus dem angestrebten Kudu-Braten eine Situation, in der man plötzlich selber auf der Speisekarte eines Löwen landet), andere sind Landkarten für Wasserlöcher.
Achso: das Wetter hat sich inzwischen natürlich geändert – es ist heiß, sehr heiß.
Nach der Besichtigung geht es weiter Richtung Ethosha Nationalpark. Wir fahren länger über sandige Strassen, sehen zwar viele Verkehrsschilder mit dem Hinweis: Achtung hier Elefant – aber die scheinen wohl gerade Mittagspause zu machen. Wir wollen in Korixas tanken – was irgendwie nicht möglich ist, da gerade der Tanklaster die Tanks neu befüllt. Wir sollten rund eine Stunde warten. Also fahren wir weiter. Kurz vor dem Ethosha Nationalpark finden wir eine funktionierende Tankstelle . Preisfrage: wie viel Afrikaner benötigt es, um ein Auto zu betanken? Also mindestens 5-7, einer zum einweisen, einer zum beobachten ob auch alles richtig läuft, einer zum betanken, einer zum Frontscheibenwischen, einer zum Heckscheibenwischen, einen der alles gesamt überwacht und einer der kassiert.
Kurz vor der Etosha Pfanne beziehen wir diesmal unser Quartier bei Adri und Hanel. Um ein Haupthaus reihen sich ein paar kleine Bungalows. Alles ist sehr familiär und überschaubar, aber mit viel Herzblut gebaut und eingerichtet. Die Zimmer sind gemütlich, einzig, dass das Badezimmer im Zimmer integriert ist, und Dusche und WC nur doch halbhohe Steinmauern abgetrennt sind, ist ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Die Campeigene "Gepardenfütterung" stellt sich dann als großes Raubkatzenevent raus, denn neben den Geparden gibt es auch noch zwei Leoparden, einen Luchs, eine Tüpfelhyäne und zwei Grauhyänen. Wir schauen alle ein wenig ungläubig als wir eingeladen werden, in das Hyänengehege zu gehen und sie zu streicheln. Was für ein Geburtstagsgeschenk. Wer kann schon von sich sagen, dass er eine Hyäne gestreichelt hat? Die wurden hier aufgezogen, sind entsprechend voll domestiziert und benehmen sich wirklich wie Hunde. Sie schmeißen sich auf den Rücken und lassen sich den Bauch kraulen. Man braucht aber schon ein wenig Mut beim Anblick der beeindruckenden Gebisse.
Das war dann allerdings auch schon das letzte Mal, dass wir auf dieser Reise Tiere hinter Zäunen sehen sollten. Wie es weitergeht berichte ich bald im zweiten,dritten und vierten Teil.
Grüße
Florian
wir hatten das Glück diesen Sommer drei Wochen durch Namibia und Botswana reisen zu können und ich wollte davon noch ein wenig berichten. Einige haben ja schon in meinem Blog mitgelesen, aber vielleicht hat ja der Eine oder Andere noch Spaß daran.
Da bei dieser Reise mein ausgesprochen Afrikaerfahrener Vater dabei war, handelt es sich um keine Hardcore 4x4-Reise, schliesslich geht der Herr stramm auf die 80 zu.
Tag1
Draussen regnet es trostlos vor sich hin – das mit dem Rasenmähen wird wohl leider nichts mehr…
Namibia wird ja häufig noch immer als Deutsch-Südwest-Afrika bezeichnet, aber ich habe eigentlich keine Ahnung wie die dazugehörige Geschichte ist. Ich habe mich auch in den letzten Monaten konsequent geweigert irgendwas vorab im www anzusehen oder nachzulesen. Ich möchte Neues sehen und nichts schon vorab alles wissen.
Die Sache mit den Deutschen da unten interessiert mich jetzt aber doch und von Wikipedia erfahre ich mehr. Grob gesagt – ab 1884 war Namibia deutsche Kolonie. 1885 trafen die ersten Beamten ein und in der Folge haben sich Deutsche betrügerisch von den Einwohnern nach und nach die Ländereien angeeignet. Meist ging das über Verschuldung für irgendwelche dämlichen deutschen Luxusartikel.
Unruhen wurden von den Deutschen mit Härte niedergeprügelt, bis es zum Aufstandder Herero und Nama und schliesslich zum Krieg 1904 kam. Dabei wurden in der Schlacht am Wartenberg die Herero von 15.000 Soldaten unter deutschem Kommando geschlagen und anschliessend in die wasserlose Omaheke-Wüste getrieben, wo die meisten elendig verdursteten, da die Deutschen alle Zugänge abriegelten.
„Die Herero sind nicht mehr deutsche Untertanen. […] Innerhalb der deutschen Grenze wird jeder Herero mit oder ohne Gewehr, mit oder ohne Vieh erschossen, ich nehme keine Weiber und keine Kinder mehr auf, treibe sie zu ihrem Volke zurück oder lasse auch auf sie schießen.“
Generalleutnant Lothar von Trotha, 1904
Die wenigen Überlebenden wurden enteignet und in Konzentrationslager gesteckt, wo erneut die Hälfte starb.
Es folgte ein jahrelanger Guerilla-Krieg der Nama und schliesslich 1914 der Krieg gegen Südafrika der 1915 in einer Kapitulation der Deutschen endete.
Bis 1971 war Namibia Mandatsgebiet, war aber immer mit den Auseinandersetzungen mit den von Russland finanzierten Arbeiterorganisation SWAPO konfrontiert. Diese erhielt 1971 von der UN das Alleinvertretungsrecht. Die Angst Südafrikas vor einem möglichen kommunistischen Nachbarstaat führte zu einem jahrelangen Guerillakrieg, der erst nach dem Zusammenbruch des Ostblocks im März 1990 in der Unabhängigkeit Namibias endete.
Nach einem letzten Weissbier am Münchner Flughafen besteigen wir am späten Nachmittag den Flieger nach Johannesburg und quetschen uns in Sitze die eher für Grundschüler tauglich sind. Die vom Reisebüro reservierten Sitzplätze waren nicht mehr verfügbar und so fängt es halt etwas anders an als geplant.
Die beste Ehefrau die ich habe, macht auch gleich in der dämlichen Ziege vor sich das Feindbild für den Flug aus, da besagtes Weib erst mal den Sitz bis zum Maximalanschlag nach hinten donnert, statt die Höflichkeit zu besitzen und bis nach dem Essen zu warten.
In Johannesburg erwarten uns dann viele lange Schlangen und schliesslich der Anschlussflieger nach Windhoek.
Windhoek International kann man getrost als “übersichtlich” bezeichnen – für einen Amerika-Reisenden sehr charmant…
Nachdem wir unseren Zettel abgegeben haben, in dem wir mit einem Kreuzelchen bestätigt haben, dass wir nicht im Ebola-Gebiet waren und auch keine Ebola-Symptome verspüren, wird noch rasch unsere Körpertemperatur gescannt.
Von unseren vier Koffern kommen drei an (Nummer 4 wird ein paar Stunden später nachgeliefert) und unser Toyota Hilux von Europcar ist in Wirklichkeit ein Ford Ranger – macht nix, ist ja angeblich auch ein gutes Gefährt und das Lenkrad ist so oder so auf der falschen Seite.
Und so kämpfe ich mich mit dem Ferien-4×4 die 40 Kilometer bis in die Innenstadt von Windhoek, ziemlich mit der Schaltung kämpfend, aber dafür nur drei mal scheibenwischend statt blinkend (die Hebel sind auch gespiegelt)
In der Pension Steiner beziehen wir unser erstes Lager auf dieser Reise und geniessen die verdiente Dusche.
Sonntagnachmittag ist auch in Windhouk nicht so wirklich viel los und wir begnügen uns mit einem kleinen Stadtbummel und dem Erwerb von Getränken.
Tag zwei.
Man kann nicht wirklich behaupten dass wir geschlafen haben – komatöser Zustand beschreibt es schon eher und so stehen wir um 8 Uhr fit und munter vor dem Buffet im Frühstücksraum. Viele andere Deutsche trudeln nach und nach ein und sind durchaus an ihren muffeligen Gesichtern zu erkennen. Warum nur? Das ist Urlaub, die Sonne scheint und es ist warm! Warum fliege ich hier her um dann meine Scheisslaune quer durchs Land zu fahren?
Egal, nach reichhaltigem Frühstück und Gespräch mit den Hotelwäschefrauen geht es in die Stadt. Der riesige Pickup macht erstaunlich wenig Probleme, die Linksfahrerei geht langsam und nur die gegensätzlichen Richtungsansagen meiner Mitreisenden machen das Ganze kompliziert
Wir nehmen uns die Zeit und streifen durch viele Läden, in denen afrikanische Handwerkskunst angeboten wird. Es gibt gruseliges, wunderschönes und billiges. Gekauft haben wir noch nichts, weil wir ja noch mal hier her kommen und es zunächst mal um ein Gefühl für das Preisgefüge ging. Klarer Vorteil dieser Läden – man kann in Ruhe schauen ohne von aufdringlichen Verkäufern bedrängt zu werden.
Zwischendrin eine Fruchtsaftpause auf der wunderbaren Terasse im ersten Stock des Namibianischen Handwerksmarkts. Es geht weiter durch noch mehr Läden bis zum Supermarkt in dem Kühlboxen (eine Große für die Ladefläche und eine Kleine für den Innenraum) Getränke und Knabbereien gekauft werden.
Danach einen Kaffee, eine Kleinigkeit zum Essen und Leute beobachten. Ich bin mir nicht im Klaren, was ich eigentlich exotischer finde – rot angemalte barbusige Himba-Frauen beim Einkaufen im Supermarkt, oder rabenschwarze Bedienungen in einem deutschen Cafe die fliessend deutsch sprechen?
Danach noch Malaria-Prophylaxe kaufen – zusammen 120€
Zu guter Letzt erwerben wir nach einigem Suchen mit dem Verkäufer ein passendes Kofferband um die kleine Kühlbox an der Chubby-Box zu fixieren.
Zurück im Hotel folgt ein Feierabendbier am Pool und das Studium der lokalen deutschsprachigen Zeitung. Besonders die Immobilienanzeigen sind spannend Eine Farm mit185 Hektar Schafherde, Gebirgszug, Schlachträumlichkeiten kostet ca. 300.000 €. Ausserdem erfahren wir das Oma Hilde gestorben ist. Traurig. Man merkt aber besonders an den Todesanzeigen wie stark der Zusammenhalt der deutschen Gemeinde hier unten ist.
Tag drei.
Koffer packen. Frühstücken mit Muffelfressen. Auto beladen. Drei mal rechts abbiegen und schon sind wir auf dem Transkalahari Highway. Tadellos ausgebaut geht es auf dieser berühmten Strasse jetzt Richtung Swakopmund. Unterwegs fallen uns immer wieder die lustigen Rastplätze mit den blauen Überdachungen auf. Leider verpassen wir den Schönsten, der malerisch vor einem Baum aber schließlich halten wir irgendwann an einem anderen hübschen mit weißem Dach für ein hübsches Foto.
Als das Foto im Kasten ist entdecke ich plötzlich in ein paar hundert Meter Entfernung die erste Giraffe der Reise und kurz danach weitere. Eine junge Giraffe ist so neugierig dass sie erstaunlich nah kommt.
Am frühen Nachmittag erreichen wir Swakopmund und checken im Hotel Eberwein ein. Das Hotel Eberwein ist eine wunderschöne alte Villa. Swakopmund ist eine Art Kurstadt, direkt am Meer gelegen. Soviel zum Klappentext...in Wirklichkeit verlässt die beste Ehefrau und mich nie das Gefühl in einer Art Bad Wörrishofen am Meer gelandet zu sein - nur Deutsch und nur ältere Semester
Es gibt viele Einkaufsmöglichkeiten und so erstehen wir für Sandra handgenähte Lederboots und ich bekomme einen Falt-Klapp-Lederhut. Allerdings ist es ein wenig frisch. Die Cafes und Lokale am Meer haben auch alle geschlossen, denn es weht ein eisiger Wind. Bevor wir abends zum Essen gehen, bewährt sich der Autor als Hotelaushilfs-Barkeeper, da die nette Dame an der Rezeption leider keinen G&T mixen kann. Als alte G&T-Trinker und nach einigem Suchen nach dem G mixen wir uns halt unsere Sundowner selber. Hinterher geht es ins Kükis zum Essen.
Anmerkung: das Getriebe vom Ford Ranger gibt sehr hässliche Töne von sich (7.000 km auf der Uhr)
Tag vier.
Für unsere Verhältnisse diesmal relativ früh starten wir nach Walvis Bay. Leider ist es immer noch sehr kühl und nebelig. In Walvis Bay besteigen wir den Katamaran von Mola-Mola. Sofort begleitet uns ein Pelikan, der wohl jeden Morgen einen Stammplatz im Boot einnimmt. In Decken eingewickelt können wir in einer knapp dreistündigen Fahrt Delfine, den Mola-Mola-Fisch (auch bekannt als Mondfisch) und Seehunde bestaunen. An Bord gibt es dann für die, die es mögen noch frisch geerntete Austern zu schlürfen. Der Höhepunkt ist, dass am Ende der Fahrt ein Seehund das Schiff entert und hautnah bei uns sitzt.
Danach folgt ein Besuch bei Europcar Walvis Bay. Der ahnungslose Manager brabbelt nach einer kurzen Testfahrt meine Diagnose einfach nach und meint dass ich ihm zur Ford Werkstatt hinterherfahren solle. Dass ich eine Ford-Werkstatt nicht auf meinem Sight Seeing Plan habe begreift er dank "prägnanter Wortwahl" und meint, dass sich das noch ahnungslosere Mädel im Büro um ein Austauschauto bemühen soll. Das sagt sie uns auch zu. OK – mal sehen….
Anschließend geht es an den beeindruckenden Dünen entlang – wir verfahren uns mal kurzfristig – zur Mondlandschaft. Eine Landschaft, die so aussieht als wäre man auf dem Mond. Beeindruckend. Während der Fahrt dahin wechselt die Landschaft ständig. Die Farbenvielfalt ist beeindruckend. Hinterher suchen wir noch die Wellwetschia, eine seltsam hässliche, aber urururalte Pflanze, die hier wächst. Wir finden auch irgendwann eine (Spoiler: einen Tag später begegnet sie uns inflationär überall).
Der Anruf am frühen Abend bei Europcar in Windhoek erbrachte die Erkenntnis, dass die (natürlich) von gar nichts wussten, uns aber bis zum nächsten Morgen ein Ersatzauto aus Windhoek anliefern würden.
Der Tag findet nach dem erneuten G&T vom Hotelaushilfsbarkeeper als Sundowner seine Vollendung mit einem Besuch im Restaurant Jetty, dass auf einem Steg ins Meer hinaus gebaut ist.
Vier mal Vorspeise, Vier mal Hauptspeise, vier Bier, zwei Flaschen Wein, Taxifahrt hin und zurück, Trinkgeld und trotzdem keine hundert Euro…
Tag fünf.
Wunderbares Frühstück, sieht man mal von den seltsamen Deutschen ab, die uns jeden Tag irgendwie begleiten. Alle natürlich in Luxus Outdoorkleidung, frisch vom Expeditionsladen ihres Vertrauens. Dazu ein Tisch mit sehr stämmigen Männern, wir denken es ist eine Jagdgesellschaft aus Südafrika. Zu unserer absoluten Überraschung steht schon vor neun Uhr das Ersatzauto vor der Türe.
Wir fahren los, verlassen Swakopmund und bewegen uns parallel zur Küste. Der grösste Abschnitt davon ist die Skelettküste. So genannt, weil es eine sehr trockene – spröde, sehr unfreundliche Landschaft ist. Hier wächst wirklich nichts. Es sollen mehrere Schiffswracks dort liegen. Man findet viele Knochen, sowohl von Tieren als auch von Menschen.
Einzig halbwegs freundlicher Ort ist die mächtige Seelöwenkolonie bei Cape Cross. Seelöwen soweit das Auge reicht – auch im Wasser. Kleine Seelöwen, grosse Seelöwen, alte Seelöwen, dicke Seelöwen. Seelöwen überall und fast zum Streicheln nah. Ein wunderbarer Anblick.
Irgendwann verlassen wir die Küste und fahren ins Landesinnere Richtung Twyfelfontain. Die Strassen werden sandiger und unebener und die Landschaft wieder spannender.
Unterwegs begegnen uns die ersten Oryx und Strauße. Twyfelfontain ist der Ort, an dem man tausende Jahre alte Felsenmalerei bestaunen kann.
Die Lodge, die wir wirklich ganz kurz vor Dunkelheit erreichen fügt sich fantastisch in das Landschaftsbild ein. Beim Abendessen, diesmal ein Buffet unterhält uns das Personal mit afrikanischen Gesängen. Klar, hinterher gehen sie rum und wollen einen kleinen Obulus aber den bezahlen wir aber gerne, denn die Afrikaner singen mit soviel Freunde und Leidenschaft, dass es ein Genuss ist ihnen zuzuhören.
Tag 6
Die beste Ehefrau die ich habe hat Geburtstag. Die erste Überraschung ist ein Geburtstagsständchen von Sandra, sehr dunkel, sehr nett und ihren Kolleginnen, die ein afrikanisch interpretiertes Happy Birthday vortragen.
Während ich also also mit dem Besen die Ladefläche des Pickup vom Sand befreit steht eine fünfköpfige Gesangstruppe (Hauptamtlich eigentlich die Zimmermädchen) da und schmettert zwei Geburtstagslieder ins morgendliche Tal. Ein wirklich besonderer Moment, weil ihre Lebensfreude einfach nur fasziniert.
Nach dem Frühstück geht es zu den überaus beeindruckenden Felsmalereien, die ca. 3-5.000 Jahre alt sind. Manche von ihnen dienten als Fährtenausbildung für Jungjäger (sonst wird ganz schnell aus dem angestrebten Kudu-Braten eine Situation, in der man plötzlich selber auf der Speisekarte eines Löwen landet), andere sind Landkarten für Wasserlöcher.
Achso: das Wetter hat sich inzwischen natürlich geändert – es ist heiß, sehr heiß.
Nach der Besichtigung geht es weiter Richtung Ethosha Nationalpark. Wir fahren länger über sandige Strassen, sehen zwar viele Verkehrsschilder mit dem Hinweis: Achtung hier Elefant – aber die scheinen wohl gerade Mittagspause zu machen. Wir wollen in Korixas tanken – was irgendwie nicht möglich ist, da gerade der Tanklaster die Tanks neu befüllt. Wir sollten rund eine Stunde warten. Also fahren wir weiter. Kurz vor dem Ethosha Nationalpark finden wir eine funktionierende Tankstelle . Preisfrage: wie viel Afrikaner benötigt es, um ein Auto zu betanken? Also mindestens 5-7, einer zum einweisen, einer zum beobachten ob auch alles richtig läuft, einer zum betanken, einer zum Frontscheibenwischen, einer zum Heckscheibenwischen, einen der alles gesamt überwacht und einer der kassiert.
Kurz vor der Etosha Pfanne beziehen wir diesmal unser Quartier bei Adri und Hanel. Um ein Haupthaus reihen sich ein paar kleine Bungalows. Alles ist sehr familiär und überschaubar, aber mit viel Herzblut gebaut und eingerichtet. Die Zimmer sind gemütlich, einzig, dass das Badezimmer im Zimmer integriert ist, und Dusche und WC nur doch halbhohe Steinmauern abgetrennt sind, ist ein wenig gewöhnungsbedürftig.
Die Campeigene "Gepardenfütterung" stellt sich dann als großes Raubkatzenevent raus, denn neben den Geparden gibt es auch noch zwei Leoparden, einen Luchs, eine Tüpfelhyäne und zwei Grauhyänen. Wir schauen alle ein wenig ungläubig als wir eingeladen werden, in das Hyänengehege zu gehen und sie zu streicheln. Was für ein Geburtstagsgeschenk. Wer kann schon von sich sagen, dass er eine Hyäne gestreichelt hat? Die wurden hier aufgezogen, sind entsprechend voll domestiziert und benehmen sich wirklich wie Hunde. Sie schmeißen sich auf den Rücken und lassen sich den Bauch kraulen. Man braucht aber schon ein wenig Mut beim Anblick der beeindruckenden Gebisse.
Das war dann allerdings auch schon das letzte Mal, dass wir auf dieser Reise Tiere hinter Zäunen sehen sollten. Wie es weitergeht berichte ich bald im zweiten,dritten und vierten Teil.
Grüße
Florian