Hallo,
da wir in Australien die Gelegenheit hatten, 2 echte Traumautos zu fahren, möchte ich hier einen kurzen Erfahrungsbericht schreiben.
Es geht dabei um 2 Toyotas, den HZJ 78 und den HZJ 105. Beide waren nicht serienmäßig, sondern mit Campingausstattung ausgerüstet, zumindet der 105er hatte zudem ein höheres Fahrwerk, beim 78er sind wir nicht sicher, aber bstimmt war dessen Fahrwerk zumindest hinten verstärkt.
Der 78er hatte ein Hochdach, innen auf der rechten Seite einen Einbauschrank mit Spüle und Engel-Kühlschrank, auf der anderen Seite eine Sitzbank.
Der Kofferraum im 105er war mit einem Schubladensystem ausgebaut, darüber war der Engel-Kühlschrank ebenfalls ausziehbar montiert. Auf dem Dach war ein Zelt montiert, dahinter gab's noch eine Staubox. Gemeinsam hatten beide einen zusätzlichen Wassertank und eine 2. Batterie, wobei ich nicht sicher bin, ob sie serienmäßig dazugehört oder als Zusatzbatterie nachgerüstet wurde. Zumindest starteten beide Autos auch nach einem Tag Kühlschrank-Betrieb ohne Fahren noch einwandfrei.
Das Zusatzgewicht durch die Ausrüstung dürfte beim 78er höher gewesen sein, der Luftwiderstand ist wegen dem Dachzelt beim 105er größer, auch wenn der 78er insgesamt deutlich höher ist.
Wenn ich mich nun für eins der beiden Autos entscheiden müsste (oder dürfte
) würde ich ganz klar den 78er nehmen.
Warum: Zum einen natürlich wegen dem Campingausbau, der insgesamt viel praktischer ist als die Dachzelt-Lösung des 105ers. Die ist zwar auch ok, aber gerade im Regen stellen sich typische Fragen, z.B. wie trocken ins Zelt kommen, wie trocken wieder raus, wo aufhalten wenn man nicht die ganze Zeit im Zelt liegen will, soll man das klatschnasse Zelt zusammenklappen und wie bekommt man es wieder trocken für den Abend usw.
Zum anderen war aber das Fahren im 78er angenehmer, entspannter und in kniffeligen Situationen einfacher, auch wenn man wegen der Höhe auf Bäume mit niedrigen Ästen achten muss. Grund dafür sind unter anderem die kompakteren Abmessungen des 78ers, dessen Wendekreis zudem noch viel kleiner zu sein scheint.
Wegen der großen Windangriffsfläche des 78ers hätten wir vermutet, dass der 105er unempfindlicher auf Seitwenwind reagiert, aber das Gegenteil war der Fall. Dies zusammen mit dem extrem schwammigen Fahrwerk und einem stetig wehendem Wind machte das Fahren im 105er anstrengend, der 78er lief viel ruhiger.
Stichwort Fahrwerk: Das des 105ers macht einen sehr schwammigen Eindruck, es bügelte aber die meisten Löcher und andere Unebenheiten weg. Der 78er war etwas straffer, d.h. Straßenschäden waren etwas besser spürbar, dafür war er viel direkter, nicht schwammig und spurstabiler.
Auf den gravel-roads rappelte natürlich alles im 78er, was in den Schränken stand, da war es im großen schon viel ruhiger. Beide Autos machten den Eindruck, dass sie diese Wellblechpisten locker wegstecken können, der 78er hat dieses extreme Loch, das ich zu spät gesehen habe, ohne Schaden überstanden. Durch die Wellen und zwischenzeitliche tiefere Sandpassagen wurden beide Autos etwas instabil, wobei der 105er wieder zu schwimmen anfing, der 78er ließ sich besser beherrschen und ließ sogar sowas wie einen Drift zu - in engen Grenzen natürlich, schließlich will man ja ankommen
Der Motor der beiden sollte ja der Gleiche sein, trotzdem waren wir von der Leistung des 105ers sehr enttäuscht. Er verbrauchte jede Menge Diesel, bei Tempo 100 bis maximal 110 auf geteerten Straßen über 18 Liter, dann haben wir etwas Fahrt herausgenommen und sind mit maximal 90 km/h über die Freeways und Highways "gedonnert". Dadurch kamen wir auf etwa 14 bis 15 Liter auf 100 km. Der 78er verbrauchte etwa 13 bis 14 Liter bei Tempo 100 bis 110.
Letzterer war natürlich auch keine Rennmaschine, aber ich würde die Leistung als ausreichend bezeichnen. Der 105er dagegen war an Steigungen um Adelaide, in den Snowy Mountains und den Blue Mountains als Verkehrshindernis unterwegs, nicht selten ging es nur im 2. Gang und Vollgas weiter, wobei der Motor dabei nicht etwa extrem hoch drehte, sondern nicht über mittlere Drehzahlen hinaus kam. Sobald es etwas flacher wurde beschleunigte der Wagen wieder. Der Motor war aber offenbar ok, denn kurzzeitig erreichten wir auf einem Freeway mal 130 km/h, und das mit Dachzelt. Es scheint als sei der 105 für die Motorleistung ganz einfach zu schwer, besonders beladen.
Um den schlechten Eindruck komplett zu machen machte sich das Getriebe des 105ers mit mahlenden Geräuschen bemerkbar, was kein Einzelfall ist, wie man im Buschtaxi-Forum lesen kann. Das Auto war übrigens gerade 1 Jahr alt und ca. 60 tkm gelaufen, die beiden 78er hatten etwa das dreifache.
Einzig das Platangebot für Mitfahrer war im 78er zu gering, wenn man zu dritt unterwegs ist. Die Sitzbank vorn ist bequem für zwei, zu dritt geht es nur für kurze Strecken - und genau so haben wir es auch gemacht.
Insgesamt war der HZJ 78 also das deutlich bessere Auto (zudem noch mit einem tollen Schrorchel-Sound), und so fragten wir uns, warum man wohl einen 105er kaufen soll, wenn man einen 78er haben kann! Mehr Platz, ok, 4 Türen, ok, aber sonst?
Gruß
Ingo