Benzinversorgung Brasilien (Ethanol??)

ferne Meere, Länder und Völker

Moderatoren: Matthias, Schlappohr

Antworten
m+m

Benzinversorgung Brasilien (Ethanol??)

Beitrag von m+m »

Hallo,
wir sind gerade in Suedamerika unterwegs und wollen mit unserem L300 (2.4Liter, 93Baujahr) nach brasilien reisen. Wie ich hoehrte, gibt es dort nur Sprit mit 25% Ethanol. Stimmt das und ist das ein Problem mit unserem normalen Motor? Wenn leider ja, geht ne umruestung oder was ist zu tun?
Vielen Dank fuer Antworten

Mathias und Melanie

www.rum-reisen.de 8)
Benutzeravatar
Sven
Ex-Mod
Ex-Mod
Beiträge: 5978
Registriert: 19.02.2003 - 13:30
Wohnort: Hohenlohe-Franken, where the streets have no name ...
Kontaktdaten:

Beitrag von Sven »

Hallo,

und herzlich willkommen im Forum.
Ich hoffe ihr bekommt hier noch eine qualifizierte Antwort. Ich habe auch schon vom Alk im Sprit in Brasilien gehört, meine aber zu wissen, dass es ohne Umbauten funktioniert, aber alles unter Vorbehalt.

Schöne Webseite, ich habe ja schon von Wein- und Bierreisen gehört, aber mal ne Rum-Reise hört sich auch lecker an :duck:

Mathias, könntest du bitte deinen Benutzername ändern, ich fürchte der führt doch leicht zu Verwechslungen mit unserem Mod Matthias (der grad in Russland weilt). Und wenn dann die Infos aus Russland und Brasilien durcheinandergewürfelt werden, gibt das einen wilden und eventuell unbekömmlichen Wodka-Rum-Koktail

Grüße
sven
Ist die Katze gesund,
freut sich der Mensch!
Benutzeravatar
Sven
Ex-Mod
Ex-Mod
Beiträge: 5978
Registriert: 19.02.2003 - 13:30
Wohnort: Hohenlohe-Franken, where the streets have no name ...
Kontaktdaten:

Beitrag von Sven »

Hallo,

in einem Artikel habe ich folgenden Satz gefunden:
Brasilien mischt bereits 25 Prozent Alkohol ins Normalbenzin, was auch gewöhnliche Autos vertragen.
Viele Fahrzeuge in Brasilien haben die FlexFuel-Technologie, damit kann man beliebig Benzin oder Alk und jede beliebige Mischung tanken.

Die Thematik ist höchst interessant, ein Artikel aus der Berliner Rundschau:
http://www.rbi-aktuell.de/cms/front_con ... idart=1991
25 Eurocent pro Liter

Alkohol kann Benzin ersetzen - und ist billiger

Von Elmar Getto


Jetzt steht es endgültig fest: Alkohol als Kraftstoff, der ohne weiteres Benzin ersetzen kann (in den neuen Flex-Fuel-Autos), ist bei weitem billiger als Benzin. Die EU verhandelt im Moment mit Brasilien über die Möglichkeit des Imports von Alkohol von dort. Brasilien bietet 99%igen Alkohol, der in jedem Verhältnis mit Benzin mischbar ist, zu 25 Eurocent pro Liter an. Es wäre möglich, in Europa innerhalb absehbarer Zeit einen wesentlichen Teil der Fahrzeuge auf „Weingeist"-Basis laufen zu haben und damit nicht nur die hohen Benzinpreise und die Abhängigkeit von Erdölkonzernen zu bekämpfen, die den Ranzen nicht voll genug kriegen können, sondern auch den Ausstoß des Treibhausgases CO2 .

Allerdings sind solche Pläne schwersten Pressionen seitens starker Wirtschaftsinteressen ausgesetzt. Die hohen Profite der Ölkonzerne hängen natürlich davon ab, daß alle Autobesitzer gezwungen sind, entweder Benzin oder Diesel zu tanken, bei denen sie die ganze Produktionskette vom Bohrloch bis zur Tankstelle in der Hand haben. Würde billiger Alkohol als Treibstoff genutzt, müßten sie Profiteinbußen hinnehmen, eventuell sogar die Benzin-und Dieselpreise senken.

Ein anderer Wirtschaftsverband, der sich widersetzt, ist der Bundesverband Biogene Kraftstoffe. Er will nämlich sein Monopol auf alle biogenen Kraftstoffe in Deutschland nicht verlieren. Müßte er mit brasilianischen Alkohol konkurrieren, wäre die Zeit der ungestörten Profite vorbei. Er argumentiert, die Investoren würden so lange nicht in Alkohol-Anlagen in Deutschland investieren, wie der brasilianische Alkohol als billiger Konkurrent droht und nicht von der Steuerbefreiung für Alkohol ausgenommen wird. Zusätzlich wird der brasilianische Alkohol auch noch mit 20 Eurocent pro Liter Einfuhrzoll belegt, d.h. mit 80% Zoll!

Würde irgendein Entwicklungsland auf die Idee kommen, für irgendeine Einfuhr aus den Industrieländern 80% Zoll zu verlangen, würde sofort die Weltbank und der Internationale Währungsfond aktiv werden. Man würde veröffentlichen, daß es ökonomische Schwierigkeiten mit diesem Land gäbe. Die Währung des Landes würde durch Spekulation in den Keller fallen, die Schulden, die natürlich in Dollar sind, würden ins Uferlose steigen. Die nächste Fälligkeitstermin für die Umschuldung könnte nicht wahrgenommen werden ohne frisches Geld vom IWF - und das gäbe es natürlich nur, wenn das Land endlich die Handelshemmnisse aufhebt (das sind die 80% Zoll).

Würde sich das Land nun immer noch nicht einsichtig zeigen (daß man doch nur sein Bestes, sein Geld, will), würde man - je nach Fall - entweder entdecken, daß die Regierung mit Terroristen zusammenarbeitet oder daß das Land nach Massenvernichtungswaffen strebt oder daß man ihm dringend die Demokratie bringen müsse. Man wird vorsichtig andeuten, daß man Sanktionen im UN-Sicherheitsrat beschließen könnte und schließlich würde das Land in die Liste der Schurkenstaaten aufgenommen, wenn es dann immer noch nicht klein beigibt.

Wenn allerdings die imperialistische EU solche Zölle verlangt, sind das natürlich nur Schutzmaßnahmen für heimische Arbeitsplätze, die ja wohl völlig verständlich sind.

Nur gibt es in Wirklichkeit keine Arbeitsplätze in einer Alkohol-Industrie, weil es diese Industrie (noch) nicht gibt, aber auch theoretische Arbeitsplätze müssen als Alibi herhalten.

Was der Bundesverband biogene Kraftstoffe mit seiner Blockadepolitik bezweckt, kann man nur vermuten. Er schneidet sich ja ins eigene Fleisch, wenn er den Einzug von Alkohol als Kraftstoff auf die europäischen Straßen verhindert, denn solange das nicht geschieht, bleibt das ganze Thema biogene Kraftstoffe eine winzige Nische.

Dabei wäre ja für alle etwas zu gewinnen dabei. Der brasilianische Alkohol könnte ja keineswegs den ganzen riesigen Benzinbedarf in der europäischen Union abdecken, es wäre genug Platz für eine umfangreiche europäische Alkohol-Industrie. Aber der Verband denkt wohl nicht über das kommende Jahr hinaus, wie das Kapitalisten zu tun pflegen.

In Brasilien wird der Alkohol heute im wesentlichen aus der Melasse, dem Abfall bei der Zuckerherstellung aus Zuckerrohr, gegärt und destilliert. Die Zucker- und Alkoholfabriken Brasiliens können aber auch den ganzen Zuckersaft, bevor man daraus Zucker kristallisieren läßt, zur Alkoholherstellung verwenden.

Im Prinzip kann man auch die Bargasse, als die harten Teile des Zuckerrohrs, die nach dem Auspressen verbleiben, zur Alkoholherstellung verwenden. Dies wird aber im Moment noch nicht gemacht, da man aus der Bargasse die Energie für die Zucker- und Alkoholanlagen gewinnt und so autonom arbeiten kann. Jedenfalls bieten diese Tatsachen ein gewaltiges Potential zur Steigerung des Volumens an Alkohols, den man dort herstellen kann. Heute exportiert Brasilien schon Alkohol, hauptsächlich nach Japan, China und USA, allerdings bisher nicht in großen Mengen.

Im Moment werden in Brasilien 20 Millionen Tonnen Zucker und 12,5 Milliarden Liter Ethanol pro Jahr produziert. Der Anlagenbauer Dedini hat in Brasilien bereits 700 Anlagen zur Alkoholerzeugung verkauft und neue Aufträge gehen laufend weiter ein.

In Europa bietet sich vor allem die Herstellung von Alkohol aus Weizen an. Dabei könnte man, genauso wie es in Brasilien gemacht wird, den ganzen Halm verwenden, ohne die Körner herauzudreschen und ohne den aufwendigen Prozeß, die Schale von den Körnern zu entfernen. Dazu müßte allerdings ein entsprechendes Verfahren entwickelt werden. Die Herstellung aus Zuckerrüben dagegen dürfte kaum rentabel sein, so wie auch heute schon die Zuckerherstellung auf Rübenbasis unrentabel wäre, würde der Zucker nicht so hoch von der EU bezuschußt.

Nun hat die EU beschlossen, daß bis zum Jahr 2010 5,75 % der Treibstoffe biogen sein sollen. Man denkt an einen kleinen Zusatz (etwa 4%) von Alkohol im Benzin, der die Verwendung von Antiklopfzusätzen überflüssig machen würde. Es wird in der Welthandelsorganisation über die Einfuhr von 1 Million Tonnen von Alkohol aus Brasilien diskutiert, das sind also nicht einmal 0,05% der dortigen Jahresproduktion.

In Deutschland sind im Moment drei Anlagen geplant, die 590 000 Tonnen Alkohol im Jahr herstellen sollen. Das Ganze sieht eher nach einem Alibi-Unternehmen aus als nach einem wirklichen Umschwenken auf biogene Kraftstoffe.

Statt dessen wäre es nötig, jetzt dem Beispiel Schwedens zu folgen und ein massives Alkohol-Treibstoff-Programm aufzulegen. Würde man die Einstiegsfinanzierung ermöglichen, wären schnell genügend Alkohol-Tankstellen geschaffen, wenn es dort Alkohol zu Preisen unter 1 Euro (eventuell deutlich unter 1 Euro) gäbe. Die Automobilkonzerne haben bereits verlautbart, fertig zu sein mit der Entwicklung der Flex-Fuel-Fahrzeuge. Bei diesem Preis wären auch bald die bisherigen, „schmutzigen" Tankstellen gezwungen, Alkohol anzubieten. Innerhalb kurzer Zeit würde der Anteil von Flex-Autos an den Neuzulassungen explodieren . Ab diesem Moment wäre die weitere Entwicklung nicht mehr aufzuhalten, weil der Preis einfach zu attraktiv ist.

Die wachsende Flotte würde eine Nachfrage schaffen, der bald das Angebot folgen würde. Neue Alkohol-Fabriken würden aus dem Boden schießen. Die Umstellung in der Landwirtschaft ginge schnell in dem Maße, wie die EU die unsinnigen Zuschüsse zum Aufkauf von landwirtschaftlichen Produkten, die niemand will, zurückfahren würde. So könnte innerhalb von zehn Jahren fast die gesamte Flotte auf Alkohol umgestellt werden. In gleichem Maße wäre Bio-Diesel zu fördern und im Jahre 2020 könnte nicht nur Schweden, sondern auch die EG sagen: „Wir sind von den Importen von fossilen Kraftstoffen bzw. Rohstoffen für Kraftstoffe unabhängig. Und - unsere Autos erzeugen kein zusätzliches Kohlendioxid mehr."

Das Ganze würde die EG nichts kosten, im Gegenteil, man würde eine Menge unsinnige Geldausgaben für Agrarsubventionen einsparen. Ob die EU-Beamten aber dann noch nach ihrem Ausscheiden höchstdotierte Stellen bei der Shell oder der BP angeboten bekämen, das ist fraglich.
Ist die Katze gesund,
freut sich der Mensch!
Benutzeravatar
Borsty
Administrator
Administrator
Beiträge: 10114
Registriert: 24.06.2002 - 10:10
Wohnort: Home of Emmentaler
Kontaktdaten:

Beitrag von Borsty »

Hi Zusammen
Interessantes Thema. Ich habe mal bei Uns im Labor nachgefragt wie sich das verhält. Je mehr Ethanol, je mehr Kühlwirkung und bessere Verbrennung. Für Motoren sogar bis 100% ohne bedenken einzusetzen.
Dann habe ich noch meinen Kollegen angerufen der sich ja sehr gut mit Vergaser und Einspritzungen auskennt und auch der Elektronik dazu.
Absolut problemlos. Einzig bei Fahrzeugen wo man den Zündzeitpunkt noch einstellen könne, sei es von Vorteil die Zündung mehr gegen spät einzustellen. So gehe die Wärme eher in den Auspuff weg. Ethanol kühle zwar, aber die Verbrennungstakte seien doch etwas stärker als beim Benzin.
Er meint, das man im Prinzip jedes Fahrzeug ausser Diesel natürlich mit reinem Ethanol oder hochprozentigem Gemisch fahren könne ohne was zu ändern.
Wäre mal ein Versuch wert.
Soviel ich weiss gibts in Schweden schon längere Zeit Tankstellen und es werden auch viel Fahrzeuge mit Ethanol gefahren. Vor Kurzem kam mal ein Bericht darüber wo dann auch der Saab noch vorgestellt wurde.
Wäre für Benziner die Alterantive wie für Diesel das Pölen.
Gruss UWE
BORSTY
m+m

Danke

Beitrag von m+m »

Hallo,

ich habe mittlerweile herausgefunden, das es ueberhaupt keine probleme mit ner 25%igen Ethanolbeimischung fuer unsere "Europabenziner" gibt.
TROTZDEM DANKE FUER DIE ANTWORTEN

m+m
Antworten