Wechsel obere Kugelgelenke V20 Vorderachse

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lotte
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Wechsel obere Kugelgelenke V20 Vorderachse

Beitrag von lotte »

Moin,

wenns ein wenig knarzt und knackt im Fahrwerk sind die Gelenke hin. Da es u.U. nicht allzuleicht ist, herauszufinden, welches Gelenk da matschig ist und nach rund 272tkm Quälerei sowieso eine Runderneuerung ansteht fangen wir "einfach" mal mit den oberen Kugelgelenken an.

Nachdem man dann knapp 100 Flöten beim "freundlichen" Mitsubishi Teiledealer (ich geh' dat nächste Mal zu Ebay, so ein dämliches Volk da bei Mitsubishi...) gelassen hat, kann man sich gemütlich mit nem Kaltgetränk an den Wechsel machen:

The Tools:
12er Ringschlüssel,
12er/21er/22er Nuss,
alternativ 22er Ringschlüssel (lang),
Ratsche,
Drehmomentschlüssel,
Wapu- oder Kombizange,
guter Bremsenreiniger (Empfehlung: Liqui Moly Schnellreiniger, teuer aber sehr gut),
6 "verbogene Unterlegscheiben mit Spalt" 8mm Innendurchmesser (meine ich),
Kugelgelenkabdrücker,
Fettpresse,
Zuschauer, Lobhuldiger, Kaltgetränkeanreicher.

Man stelle den Wagen auf einer geraden Fläche ab (Parkplatz o.Ä.) und ziehe die Handbremse, bei Schaltern am besten auch gleich den Gang drin lassen und/oder Keile unterlegen (Hinterräder).
Dann knackt man schonmal die Radmuttern (21er Nuss). Lässt diese aber noch drauf, da man ja erst noch mit dem Bordwagenheber aufbocken will. Ist das geschehen, kann das Rad runter und unters Fahrzeug gelegt werden.

Einen zweiten Wagenheber stellt man nun unter den unteren Querlenker und hebt diesen leicht an, um die Aufhängung etwas zu entlasten (der untere Querlenker ist schließlich durch die Drehstabfeder belastet).

Bei mir musste dann erstmal uraltes Fett, mit Dreck, Bremsstaub usw. zu einer harten Masse im Angesicht der Bremsenhitze verbacken, entfernt werden. Habe mit Drahtbürste und Schraubendreher den Dreck runtergepopelt und das saubergebürstet.

Nun konnte man auch die drei 12er Schrauben, die das Kugelgelenk sichern, sehen. Oben die Ratsche mit 12er Nuss, von unten zum gegenhalten den 12er Ringschlüssel. Die Schrauben liessen sich ohne Probleme (und ohne WD40) lösen. Sind pro Kugelgelenk jeweils 3 Schrauben, 3 Muttern und 3 "verbogene Unterlegscheiben mit Spalt" (ich kenn den Fachbegriff nicht).

Die "verbogenen Unterlegscheiben mit Spalt" sind zum blockieren der Muttern gedacht. Diese schmeißt man nun ganz weit weg und nimmt jeweils drei neue Unterlegscheiben, die alten werden mit der Zeit weich.

Die Schrauben kann man dann auch mit der Drahtbürste grob reinigen.

Jetzt kütt "lustisch":

Mit einer Kombi- oder Wasserpumpenzange zieht man nun den Splint aus der Kronenmutter, die letztendlich die Spindel auf dem Schaft des Kugelgelenkes hält, heraus. Dazu muss der Splint auf der "runden Seite" weit genug rausgucken. Ist dies nicht der Fall und lässt er sich auch nicht von der anderen Seite durchschieben, muss man den Splint so gut wie möglich kürzen, sodaß die 22er Nuss oder der 22er Ringschlüssel draufpasst.
Jetzt gibt man dem ganzen Kasallas und zerstört so den Splint.
Ist ja letztlich egal, da das komplette Gelenk den Weg alles irdischen resp. in die Schrotttonne antritt.

Jetzt kann man den Kugelgelenkabdrücker (herrliches Wort, herrliches Werkzeug) ansetzen und festziehen. Irgendwann, wenn man meint, das es schon nicht mehr geht, knallts einmal laut und der Schaft hüpft aus seinem Sitz in der Spindel.

Nun kann man das Gelenk entfernen. Dazu zieht man die Gummimanschette vom Gelenk (sonst gehts nicht) runter und versaut sich ordentlich die Flossen mit der alten Fettmocke. Am besten direkt in die Tonne mit dem Schrott.

Meinereiner ging nun her und schliff den Querlenker grob an und jauchte mehrere Schichten Farbe drüber.
Ebenso habe ich das ganze mit dem Schnellreiniger vorgereinigt und von Fettresten befreit.

Das neue Gelenk kommt mit mehreren Teilen:
Gelenk,
Metallhülse,
Gummimanschette,
Gummidichtung,
Kronenmutter,
Splint

Und in genau der Reihenfolge muss das auch zusammengesteckt werden. Die Metallhülse wird auf den Schaft aufgesteckt. Nun steckt man das Gelenk durch die Öffnung im Querlenker. Jetzt kommt wieder ein fummeliger Teil, denn man muss die Manschette jetzt auf das Gelenk ziehen. Geht mit ein wenig fluchen.
Die Gummidichtung kommt letztlich zwischen Manschette und Spindel.

Jetzt schraubt man das Gelenk mit den drei Schrauben fest, sie werden von unten durchgesteckt und oben kommen U-Scheiben und Muttern drauf. Das ganze zieht man mit 25-30NM fest. Also handwarm...

Nun kommt NOCH ein fummeliger Teil:
Das Einfädeln des Gelenkschaftes in die Spindel fand ich total ätzend, man muss irgendwie die Spindel führen, den Querlenker etwas runterdrücken, den Schaft in die Bohrung der Spindel einfädeln und dann die Kronenmutter draufdrehen, weil der obere Querlenker sonst direkt wieder den Schaft aus der Spindel zieht.
Uff...

Hat man das geschafft, kann man die Kronenmutter mit 75-85NM festknallen (is jetzt auch nich soo viel). Am besten so, das der Splint durch eine der beiden Bohrungen passt (der Schaft ist doppelt gebohrt). Splint durch, das lange Ende über die Mutter biegen, das kurze in die Zacken der Krone.

Jetzt kriegt das Gelenk noch sein Fett wech (anständig Fett rein, bis die Manschette sich bewegt, dann das ganze etwas massieren und nochmal drei-vier Hübe Fett rein, die Manschette hat eine "Überlauföffnung", da muss es raus kommen...).

Rad drauf, Radmuttern drauf & anziehen, ablassen, Radmuttern mit 110-120NM (Original Alufelge) anballern (ich hab früher, als noch kein Drehmomentschlüssel in meinem Fundus war, angezogen, bis es das erste mal "knackte", das dürften allerdings 130-140nm gewesen sein...) und feddich.

Nun bedient man sich der Zuschauer/Lobhuldiger und des Kaltgetränkereichers und lässt sich auf die Schulter klopfen...ein freundlicher Nachbar brachte mir ein Bier vorbei, fand ich gut :D

Die andere Fahrzeugseite funktioniert genauso.

Demnächst in diesem Stadion:
Austausch der unteren Kugelgelenke (oder der oberen Traggelenke, bin noch unschlüssig).


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lotte hat geschrieben:Manchmal wünsch ich mir so eine richtig simple ranzige Starrachs+Blattfeder-Kiste...
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Beda
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Re: Wechsel obere Kugelgelenke V20 Vorderachse

Beitrag von Beda »

lotte hat geschrieben:Moin,
und feddich.

This Thread was presented by Lotte&Lotte.
G.A.
....und nach dem abschließenden Vermessen ist Lotte wie neu.
Däd ich sagen.
Grüße vom Galloperflüsterer ohne Galloper

Beda

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lotte
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Re: Wechsel obere Kugelgelenke V20 Vorderachse

Beitrag von lotte »

Beda hat geschrieben:
lotte hat geschrieben:Moin,
und feddich.

This Thread was presented by Lotte&Lotte.
G.A.
....und nach dem abschließenden Vermessen ist Lotte wie neu.
Däd ich sagen.
Ist meiner Meinung nach unnötigt, da der Wechsel der Kugelgelenke nichts verstellt. Die Spur kommt
von den Spurstangen, die ich ja nicht angefasst habe und der Sturz vom oberen (inneren) Traggelenk (eingestellt mittels "Shims", Unterlegplättchen), welches ich ebenfalls noch nicht angefasst habe.

Hier besteht kein Handlungsbedarf.
Problem bei Lotte&Vermessen ist, das ich massig Spiel (welches lt. Mist -u- bishi normal sei) im Lenkgetriebe habe, und sich der Vermesser da vermisst...bzw. sich schwer tut, das Fahrwerk anständig einzustellen.

Grüße,
Alex
lotte hat geschrieben:Manchmal wünsch ich mir so eine richtig simple ranzige Starrachs+Blattfeder-Kiste...
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Beda
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Beitrag von Beda »

Hallo Alex,
theoretisch völlig richtig.
Grüße vom Galloperflüsterer ohne Galloper

Beda

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Beitrag von motorang »

Beda hat geschrieben:Hallo Alex,
theoretisch völlig richtig.
"In theory, theory and practice are the same. In practice, they are not."
-- Lawrence Peter Berra

Ob man den Unterschied allerdings in der Praxis merkt?

Gryße!
Andreas, der motorang
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Matthias
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Beitrag von Matthias »

Erst mal Dank an Alex für den guten Bericht und an Lotte, daß sie so schön mitgespielt hat!

Dann wäre es mir ein Bedürfnis,
ohne Häme und Zerwürfnis,
unter Freunden und für uns zu klärn,
ob die Spur nun eingestellt wern
muß oder nicht.

Grüße
Matthias
Iveco TurboDaily 40.10 4x4 "Dormobil" 1999 219.000 km. Ich glaube ich muss mal meine Signatur ändern ...
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Beitrag von motorang »

Das ist eine ebensolche Frage wie ob man bei Schlauchreifen bei jedem Reifenwechsel auch einen neuen Schlauch montiert ...

Kontrolle schadet sicher nix, kostet aber.

Die Antwort wäre:
muss nicht,
sollte aber wahrscheinlich,
kann jedenfalls

Gryße!
Andreas, der motorang,
der vermutet dass bei 50% aller Kfz älter als 5 Jahre die Spur messbar verstellt ist ...
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Beda
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Beitrag von Beda »

Hallo zusammen,
nix mit Häme oder so!
Bei Neukunden haben wir fast 100% Spurfehler.
Das Problem ist, daß ein Sturzfehler von 0°30' noch tolerierbar sein kann, ein Spurfehler von 0°05' aber schon messbare Auswirkungen auf den Verschleiß und damit auf das gesamte Fahrverhalten hat.
Oder anders gesagt:
Eine vernachlässigbare Veränderung am Sturz z.B. durch Austausch eines Gelenks, hat in der Regel eine nicht vernachlässigbare Veränderung der Spur zur Folge.
Grüße vom Galloperflüsterer ohne Galloper

Beda

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lotte
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Beitrag von lotte »

Hi,

also ich hab hier weder Häme noch Zwietracht gesehen :D sondern eine sachliche Anmerkung zum Thema.
Ich verstehe nur den Zusammenhang nicht ganz...das Gelenk selbst wird durch drei Schrauben ziemlich genau an den selben Fleck montiert wie das Alte. Die Position in der Spindel verändert sich auch nicht...

Will nicht in meinen Kopf.

Grüße,
Alex
lotte hat geschrieben:Manchmal wünsch ich mir so eine richtig simple ranzige Starrachs+Blattfeder-Kiste...
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Beitrag von Beda »

Hallo Alex,
ich interpretiere "ziemlich" mal als +/-0°10'.
Für den Sturz bedeutungslos.
Da Du aber die Geometrie der Gelenke zueinander auch veränderst, ändert sich auch die Spureinstellung.
Hier sind +/-0°10' aber sehr viel.
Sinus Cosinus etc. sind für Dich doch alte Bekannte?
Dann rechne doch mal um in mm!
Grüße vom Galloperflüsterer ohne Galloper

Beda

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lotte
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Beitrag von lotte »

:rtfm: Wenn man die Aufhängungspunkte (insb. die Kugelgelenke) als Dreieck betrachtet machts sinn.
Habe mir gerade mal den Effekt mit größeren Werten vergegenwärtigt. Dazu habe ich rekapituliert, was beim Einfädeln des Gelenkes in die Spindel passierte, da merkt man am deutlichsten den Effekt, den Beda meint.

Insofern, stimmt: Danach vermessen ist besser.

Für Lotte machts jedoch erst Sinn, da weiter Geld auszugeben, wenn die restlichen Gelenke auch neu gemacht sind, da die alten Gelenke nicht so maßhaltig wie die zwei neuen sind. Perlen vor die Säue, meiner Meinung nach.

@Beda:
Danke für den Denkanstoß "Dreieck". Das hat den Groschen fallen lassen :)

Grüße,
Alex
lotte hat geschrieben:Manchmal wünsch ich mir so eine richtig simple ranzige Starrachs+Blattfeder-Kiste...
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Beitrag von Borsty »

Hi Alex
Vermessen ja. Meiner lag nach dem Wechsel Einiges daneben. Gründe dafür sind auch die netten drei Schrauben die in ihrer Bohrung auch so gute 1,5mm Spiel haben. Die alte Position findet man da nicht so rasch.
Also würde ich es machen lassen.
Gruss UWE
BORSTY
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Beitrag von Beda »

lotte hat geschrieben: ....wenn die restlichen Gelenke auch neu gemacht sind, .....
Grüße,
Alex
Morgen Alex,
ganz meine Meinung.
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