Jugend forscht: Unterbodenschutz mit Holzschutzöl bzw. Leinölfirnis & Eisenglimmer
Verfasst: 31.03.2013 - 20:08
Hallo allerseits,
an dieser Stelle soll (nunmehr nachträglich eingefügt und hin und wieder ergänzt) eine kleine Übersicht zum Foren-Geheimrostschutzmittelchen stehen, um auch Neulesern ein Mindestmaß an Überblick zu ermöglichen.
Wie der, von Beda so treffend gefundene Beitragsname schon andeutet, handelt es sich bei dem Mittelchen um eine reine Versuchsreihe, welche ich seit einigen Jahren, an meinen Rostlauben mache. Ich verbürge mich in keinster Weise für die Funktion und Richtigkeit meiner Angaben. Über die Erfolge habe ich an anderen Stellen ausreichend berichtet.
Wer auf Nummer Sicher gehen will, kauft einfach das kriechfähigste Fluidfilm oder Owatrolöl und verarbeitet wie dort empfohlen weiter.
Ziel der "Entwicklung" war, ein Mittel zu finden, welches gewissermaßen ohne große Vorarbeiten an rostigen Fahrzeugen anwendet werden kann, um deren Zustand möglichst schnell und effektiv zu konservieren bzw. "einzufrieren".
Zum Anderen war es mir, zuwider mich der übertriebenen "Preisfinderer" der entsprechenden Hersteller zu unterwerfen. Man bekommt den Eindruck das alle Mittel am Markt, welche mit dem Begriff "Rostschutz" beginnen einen mindestens 300%igen Gewinnaufschlag erfahren haben.
Aus vielen Test diverser Institute, Foren und Einzelkämpfer wird jedoch schlicht deutlich, daß Mittel, welche auf Leinölfirnis und Metalloxiden beruhen, überdurchschnittlich gut beim aktiven Rostschutz abschließen. Ein weiterer Beweis dafür mag sein, das Eisenglimmerfarben seit Kurzem geradezu explosionsartig auf den Markt kommen.
Ganz ähnliches ist bei den Holzverarbeitern zu beobachten, welche sich nach immer währenden Neuerfindungen des letzten Jahrhunderts nun wieder stärker den althergebrachten Eigenschaften von Holzölen zuwenden und auf Lasuren und Lacke zunehmend verzichten.
Ich unterstelle auch ganz schnöde, daß was für das Holz gut ist, in vielen Bereichen auch für rostiges Alteisen gilt.
Mein Mittelchen will auch keine Farbe sein, soll diese nicht oder nur in Teilen ersetzen und hat wenig Sinn und Zweck auf erhaltenen Lacken oder über vorhergehenden Fett-, Öl-, Wachs oder bituminösen Anstrichen, wenngleich man es mit etwas Sachverstand relativ einfach zur Farbe "erziehen" kann, aber dazu später mehr.
Zusammensetzung:
Bei der Mischung wird die außergewöhnlich gute Kriechfähigkeit des Leinölfirnis in Verbindung mit dem Oxidationsbeschleuniger und "Verdicker" Eisenglimmer genutzt.
Zur Verdünnung je nach Einsatzort und Anwendung würde ich mit heutigem Wissen am ehesten echtes Terpentinöl verwenden und von Terpentinersatz bzw. Testbenzin (kann man für die Gerätereinigung verwenden) abraten. Hintergrund meiner "Denke" ist, daß der Rost nicht von verdunstenden Lösungsmitteln durchdrungen werden soll, sondern nur von den Ölen. Zudem verdünnt das Terpentinöl nicht einfach nur, sondern ist offensichtlich an den "notwendigen" Reaktionen beteiligt.
Der Ersatz des ursprünglich verwendeten reinen Leinölfirnis durch das Baufix-Holzschutzöl ist nur der Tatsache geschuldet, daß ich mir nicht mehr die Zeit (und das Geld) nehmen wollte, mit diversen Additiven und Sikkativen (wie Tungöl) zur besseren Aushärtung und passenden Trocknung zu experimentieren.
Nachdem mein Mittelchen nunmehr immer mehr "foren-öffentlich" wird, fühle ich mich natürlich von Euch geschubst mich intensiver und eindringlicher mit der Materie auseinander zu setzen, dies ist aber auch so gewollt und mein innerer Schweinehund braucht Euch also dringend und nicht nur bei dieser "Sache".
Momentan verwende ich also in Mischung:
Baufix-Holzschutzöl: 3 Volumenanteile (Achtung keine Lasur, kein Lack )
Eisenglimmer: bis zu 1 Volumenanteil (dies dürfte nach Gewicht bis zu einer 1 zu 1 Mischung entsprechen) nach DB-Norm 703 - bedeutet einen Mahlgrad unter 60 my und Farbe in Richtung dunkelgrau (der Mahl- oder Siebgrad sollte möglichst klein sein)
- echtes Terpentinöl oder Balsamterpentinöl nachträglich in bis zu 25% an die fertige Mischung gerührt.
Das Material sollte nicht über längere Zeiträume (Monate auf Vorrat) angemischt werden, da die Oxidations- und anschließenden Polymerisationsprozesse mit der Anmischung beginnen.
Verarbeitung:
Für eine Erstbehandlung eines rostigen unbehandelten Geländewagens mische ich mir zwei Kanister (6 Liter) Holzschutzöl mit bis zu 2 Kilogramm Eisenglimmer und anschließend 2 Liter Terpentinöl in einem Eimer an und fülle die Mischung zur besseren Einfüllbarkeit in die Druckbecherpistole teilweise zurück in die Kanister.
So hält sich die Mischung auch einige Wochen relativ hautfrei zur Weiterverarbeitung.
Ähnlich wie bei einer Grundierung tendiere ich also bei Beginn des Rostschutzes zur Verstärkung der Kriechfähigkeit und Verlängerung der Trockenzeit.
Bei späteren Nachbehandlungen kann, wie oben beschrieben, der Eisenglimmeranteil steigen und weniger Terpentinöl zugegeben werden.
Ab hier Fortführung vom 11.06.2015 gegen 16:00 Uhr.
Die Mischung tendiert wie bei Anstrichen auch üblich, bei Folgeaufträgen also mehr zur Beschichtung, welche dicker wird und elastisch das Alteisen mit eingeschlossenem Rost überdeckt.
Je nach Zeit und Möglichkeit entroste ich den Kandidaten vorab grob, wobei ich auch sehr gern an dickeren Eisenteilen einen Nadelentroster bzw. Druckluftnadler verwende.
Wenn nötig sollte auch der Rahmen und/oder Unterboden vorab noch gewaschen und halbwegs getrocknet werden.
Unterbodenschutz und Hohlraumkonservierung erfolgt mit dem Mittel also gleichsam, wobei die Verdünnung im Hohlraumbereich immer etwas größer sein kann. Das Rostschutzmittel sollte in der kalten Jahreszeit wenigstens auf seriöse Zimmertemperatur erwärmt sein. Viele Holzschützer erwärmen Leinölfirnis (vorsichtig) auf 50 Grad Celsius.
Im Vorfeld klebe ich das Auto im unteren Bereich so mit Fensterschutzfolie ab, daß nicht so viel Sprühnebel darunter hervor ziehen kann. Auch alte Decken über Scheiben und lackierten Karosserieflächen halten den Firnis gut ab.
Ganz in Ruhe und mit gewissenhaften Überdenken aller Hohlräume am Fahrzeug entferne ich dann alle Hohlraumstopfen, bohre auch gern noch Hilfslöcher für die Sonde (z.B. an geschlossenen Rahmenrohren) oder Tiefstellen im Rahmen ohne Entwässerungsmöglichkeiten.
"Der bohrt Löcher im Rahmen" mögen hier manche aufschreien, ja das tue ich. Was ist ein Bohrloch im Rahmen aber auch rein statisch gesehen, gegen eine komplette Durchrostung? Das die Fahrzeughersteller offensichtlich gern Solldurchrostungsstellen basteln ist bestimmt auch unbestritten?
Wir erinnern uns hier auch an die gemeinen A-Säulenböden in einigen Mitsubishis und Gallopern, welche kiloweise Schlamm bergen können. Ein gern vergessener Hohlraumkandidat ist auch der vordere Motorhaubenfalz, welcher oft nur bei fast geschlossener Haube bleibend befüllt werden kann.
Im Anschluss sprühe ich alle Gummiteile unter dem Auto und im Motorraum sowie die Türdichtungen und Scheibengummis in z.T. zweimaligem Durchgang mit Silikonöl ein um diese so etwas vor dem Leinölfirnis zu schützen, ob es hilft?
Pro Auto und Durchsicht werden so etwa drei große Spraydosen notwendig, wobei ich inzwischen teilweise befüllbare Drucksprühflaschen verwende.
Abgeschmiert habe ich die Autos übrigens immer schon vorher, beim Besichtungsrundgang, da man bei solchen Arbeiten mit etwas offen Augen immer schon andere typische "Autokrankheiten" entlarven kann.
Heiß werdende Teile wie Auspuffanlagen klebe ich vorab mit Folie ab um eventuellen späteren Bränden vorzubeugen, ich habe aber auch schon erfolgreich drumherum gesprüht. Unterm Auto hängende Ersatzräder werden vorher demontiert, die Mechanik der Hebelei und der darüber liegende Bereich braucht sowieso immer viel Zuwendung.
Die Hohlraumkonservierung mache ich gern vorab und in dünnerer Mischung mit geringerem Eisenglimmeranteil, wobei man sicher auch gleichzeitig vorgehen kann. Wichtig ist bei der Arbeit vor allem systematisch und überlegt vorzugehen. Eine Sondenkamera am Schwanenhals bekommt man heute unter 100,- Euro, ein kleiner Spiegel und kleine LED-Strahler kommen aber auch schon weit.
Ich arbeite beim Sprühen immer mit heller Stirnlampe um dort Licht zu haben, wo ich hinschaue und umgebe mich zusätzlich mit reichlich Strahlern (mit Klarsichtfolie vor Ölnebel geschützt).
Die Arbeit des Unterbodenschutzes teile ich mir gern so ein, daß diese den Arbeitstag beendet. Nach drei bis fünf Stunden Rostschutzsudelei unter Atemschutzmaske (FFP2 ist eigentlich zu wenig) hat man sowie meist kleine Lust mehr auf Heldentaten. Ganzkörperkondom bzw. Wintertarn und Schutzhandschuhe schaden wenig.
Nach Abschluss der Arbeiten beginne ich von vorn und übersprühe alle angetrockneten Stellen und solche die es zu werden drohen. Alles muß nass glänzen.
Eine Grobreinigung an besudelten Lackteile beendet den Tag.
Am nächsten Morgen werden nach eingehendem Rundgang mit Durchsicht der Hohlräume alle trockenen Stellen unter dem Fahrzeug erneut ordentlich eingesudelt und der Vorgang eventuell nach Kontrolle wiederholt.
Ähnlich dem Holz ölen kann gelten, es wird bis zur absoluten Sättigung getränkt und danach der Überschuss abgewischt - beim Rostschutz kann man das Abwischen natürlich weglassen.
Bei seriöser Erstbehandlung eines vorher weniger gepflegten Altwagens sollten jetzt etwa 8 bis 10 Liter des Mittelchens verbraucht sein.
Speziell im Rahmen arbeitet Ihr natürlich auch bis zur absoluten Sättigung und ein wenig darüber hinaus. Ich kiekele mit der Sonde auch gern in jedes Loch und versprühe in voller Schlauchlänge, der mehrfachen Überdeckung der eingesprühten Flächen voll bewusst. Im Motorraum gehe ich gewissenhaft in alle Ecken, beschichte aber Motorblock und Anbauteile natürlich nicht mit...
An der Karosse, Stoßstangen und Schmutzfängern ablaufendes Mittel kann binnen eines Tages gut abgewischt werden, später wird dies immer schwerer und ist bald nur noch mit Lösungsmitteln jedoch auch auf Plastestoßstangen möglich. Auch Fenster welche eingenebelt wurden verlangen nach mehr Reiniger, je länger man wartet.
Schönwerkstättler haben vor Arbeitsbeginn natürlich auch noch reichlich Pappen untergeschoben, da das Mittel auch gut auf Beton hält bzw. einzieht.
Die Rostschutzarbeiten führe ich gern gegen Ende des Sommers bzw. im warmen Herbst durch und frische in jährlichen Abständen nur noch auf. Fehlenden Rostschutz erkennt man sehr gut am hellen trockenen Rehbraun des Rostes wohingegen "geschützter Rost" dunkel, glänzend, lackiert überzogen und vor allem inaktiv erscheint.
Einen Sinn einer weiteren Schönbeschichtung mit Farben, Fetten oder Wachsen aller Art kann ich bei dem von mir angewendeten System "bisher" nicht erkennen - jährliche Nachbehandlungen immer voraus gesetzt.
Mit behandelte Schrauben, Gewinde und Muttern lösen sich später schön "hartfettig" aus den Verbindungen, Blattfedern reagieren auf die Bahandlung angenehm leise und leichtgängig. Das Mittel lagert sich auf Lack zumeist ohne tiefgründige Schäden ab und neigt in Pfützen zur Haut- und Faltenbildung hält dort aber nicht.
Ein Blick über den Tellerrand lohnt aber vielleicht doch noch, da in Oldtimerkreisen gern spröde rissige Altlacke mit Leinölfirnis aufpoliert werden.
Abschließend noch ein wichtiger Gedankengang, welcher mich zum System brachte, zum Nachgrübeln:
An einer angerosteten Karosseriestelle soll ein "Rostschutz" stattfinden.
Abdeckende Farb- und Beschichtungssystem aller Art schließen den Rost ein und es blüht in kurzer Zeit wieder, wenn nicht völlig entrostet und "fabrikartig neu" aufgebaut wurde.
Aus meiner Sicht kann, wie bei hölzernen Arbeitsplatten nur eine alles durchdringende Flüssigkeit einen annähernden Tiefenschutz bilden, welche nach getaner Arbeit etwas aushärten soll um das Darunter zu schützen.
Jahrhunderte wurden Treppenhäuser geölt und hielten ebensolange und heute kommen "Erfinder" und präsentieren obenaufliegende Lacke, welche bei "Benutzung" der Treppen aller 5 Jahre abgeschliffen und neu aufgebaut werden müssen.
Wer lackiert eigentlich Küchenarbeitsplatten aus Holz?
mit rostschutzmittelbefreiten Grüßen von Kay, welcher an dieser Stelle in der nächsten Zeit noch Details einfügen wird.
(der Text wurde als Startbeitrag aus einem anderen Diskussionsverlauf hierher übernommen und hat durch die Änderung den Bezug zu Rolfs Antwort etwas verloren)
an dieser Stelle soll (nunmehr nachträglich eingefügt und hin und wieder ergänzt) eine kleine Übersicht zum Foren-Geheimrostschutzmittelchen stehen, um auch Neulesern ein Mindestmaß an Überblick zu ermöglichen.
Wie der, von Beda so treffend gefundene Beitragsname schon andeutet, handelt es sich bei dem Mittelchen um eine reine Versuchsreihe, welche ich seit einigen Jahren, an meinen Rostlauben mache. Ich verbürge mich in keinster Weise für die Funktion und Richtigkeit meiner Angaben. Über die Erfolge habe ich an anderen Stellen ausreichend berichtet.
Wer auf Nummer Sicher gehen will, kauft einfach das kriechfähigste Fluidfilm oder Owatrolöl und verarbeitet wie dort empfohlen weiter.
Ziel der "Entwicklung" war, ein Mittel zu finden, welches gewissermaßen ohne große Vorarbeiten an rostigen Fahrzeugen anwendet werden kann, um deren Zustand möglichst schnell und effektiv zu konservieren bzw. "einzufrieren".
Zum Anderen war es mir, zuwider mich der übertriebenen "Preisfinderer" der entsprechenden Hersteller zu unterwerfen. Man bekommt den Eindruck das alle Mittel am Markt, welche mit dem Begriff "Rostschutz" beginnen einen mindestens 300%igen Gewinnaufschlag erfahren haben.
Aus vielen Test diverser Institute, Foren und Einzelkämpfer wird jedoch schlicht deutlich, daß Mittel, welche auf Leinölfirnis und Metalloxiden beruhen, überdurchschnittlich gut beim aktiven Rostschutz abschließen. Ein weiterer Beweis dafür mag sein, das Eisenglimmerfarben seit Kurzem geradezu explosionsartig auf den Markt kommen.
Ganz ähnliches ist bei den Holzverarbeitern zu beobachten, welche sich nach immer währenden Neuerfindungen des letzten Jahrhunderts nun wieder stärker den althergebrachten Eigenschaften von Holzölen zuwenden und auf Lasuren und Lacke zunehmend verzichten.
Ich unterstelle auch ganz schnöde, daß was für das Holz gut ist, in vielen Bereichen auch für rostiges Alteisen gilt.
Mein Mittelchen will auch keine Farbe sein, soll diese nicht oder nur in Teilen ersetzen und hat wenig Sinn und Zweck auf erhaltenen Lacken oder über vorhergehenden Fett-, Öl-, Wachs oder bituminösen Anstrichen, wenngleich man es mit etwas Sachverstand relativ einfach zur Farbe "erziehen" kann, aber dazu später mehr.
Zusammensetzung:
Bei der Mischung wird die außergewöhnlich gute Kriechfähigkeit des Leinölfirnis in Verbindung mit dem Oxidationsbeschleuniger und "Verdicker" Eisenglimmer genutzt.
Zur Verdünnung je nach Einsatzort und Anwendung würde ich mit heutigem Wissen am ehesten echtes Terpentinöl verwenden und von Terpentinersatz bzw. Testbenzin (kann man für die Gerätereinigung verwenden) abraten. Hintergrund meiner "Denke" ist, daß der Rost nicht von verdunstenden Lösungsmitteln durchdrungen werden soll, sondern nur von den Ölen. Zudem verdünnt das Terpentinöl nicht einfach nur, sondern ist offensichtlich an den "notwendigen" Reaktionen beteiligt.
Der Ersatz des ursprünglich verwendeten reinen Leinölfirnis durch das Baufix-Holzschutzöl ist nur der Tatsache geschuldet, daß ich mir nicht mehr die Zeit (und das Geld) nehmen wollte, mit diversen Additiven und Sikkativen (wie Tungöl) zur besseren Aushärtung und passenden Trocknung zu experimentieren.
Nachdem mein Mittelchen nunmehr immer mehr "foren-öffentlich" wird, fühle ich mich natürlich von Euch geschubst mich intensiver und eindringlicher mit der Materie auseinander zu setzen, dies ist aber auch so gewollt und mein innerer Schweinehund braucht Euch also dringend und nicht nur bei dieser "Sache".
Momentan verwende ich also in Mischung:
Baufix-Holzschutzöl: 3 Volumenanteile (Achtung keine Lasur, kein Lack )
Eisenglimmer: bis zu 1 Volumenanteil (dies dürfte nach Gewicht bis zu einer 1 zu 1 Mischung entsprechen) nach DB-Norm 703 - bedeutet einen Mahlgrad unter 60 my und Farbe in Richtung dunkelgrau (der Mahl- oder Siebgrad sollte möglichst klein sein)
- echtes Terpentinöl oder Balsamterpentinöl nachträglich in bis zu 25% an die fertige Mischung gerührt.
Das Material sollte nicht über längere Zeiträume (Monate auf Vorrat) angemischt werden, da die Oxidations- und anschließenden Polymerisationsprozesse mit der Anmischung beginnen.
Verarbeitung:
Für eine Erstbehandlung eines rostigen unbehandelten Geländewagens mische ich mir zwei Kanister (6 Liter) Holzschutzöl mit bis zu 2 Kilogramm Eisenglimmer und anschließend 2 Liter Terpentinöl in einem Eimer an und fülle die Mischung zur besseren Einfüllbarkeit in die Druckbecherpistole teilweise zurück in die Kanister.
So hält sich die Mischung auch einige Wochen relativ hautfrei zur Weiterverarbeitung.
Ähnlich wie bei einer Grundierung tendiere ich also bei Beginn des Rostschutzes zur Verstärkung der Kriechfähigkeit und Verlängerung der Trockenzeit.
Bei späteren Nachbehandlungen kann, wie oben beschrieben, der Eisenglimmeranteil steigen und weniger Terpentinöl zugegeben werden.
Ab hier Fortführung vom 11.06.2015 gegen 16:00 Uhr.
Die Mischung tendiert wie bei Anstrichen auch üblich, bei Folgeaufträgen also mehr zur Beschichtung, welche dicker wird und elastisch das Alteisen mit eingeschlossenem Rost überdeckt.
Je nach Zeit und Möglichkeit entroste ich den Kandidaten vorab grob, wobei ich auch sehr gern an dickeren Eisenteilen einen Nadelentroster bzw. Druckluftnadler verwende.
Wenn nötig sollte auch der Rahmen und/oder Unterboden vorab noch gewaschen und halbwegs getrocknet werden.
Unterbodenschutz und Hohlraumkonservierung erfolgt mit dem Mittel also gleichsam, wobei die Verdünnung im Hohlraumbereich immer etwas größer sein kann. Das Rostschutzmittel sollte in der kalten Jahreszeit wenigstens auf seriöse Zimmertemperatur erwärmt sein. Viele Holzschützer erwärmen Leinölfirnis (vorsichtig) auf 50 Grad Celsius.
Im Vorfeld klebe ich das Auto im unteren Bereich so mit Fensterschutzfolie ab, daß nicht so viel Sprühnebel darunter hervor ziehen kann. Auch alte Decken über Scheiben und lackierten Karosserieflächen halten den Firnis gut ab.
Ganz in Ruhe und mit gewissenhaften Überdenken aller Hohlräume am Fahrzeug entferne ich dann alle Hohlraumstopfen, bohre auch gern noch Hilfslöcher für die Sonde (z.B. an geschlossenen Rahmenrohren) oder Tiefstellen im Rahmen ohne Entwässerungsmöglichkeiten.
"Der bohrt Löcher im Rahmen" mögen hier manche aufschreien, ja das tue ich. Was ist ein Bohrloch im Rahmen aber auch rein statisch gesehen, gegen eine komplette Durchrostung? Das die Fahrzeughersteller offensichtlich gern Solldurchrostungsstellen basteln ist bestimmt auch unbestritten?
Wir erinnern uns hier auch an die gemeinen A-Säulenböden in einigen Mitsubishis und Gallopern, welche kiloweise Schlamm bergen können. Ein gern vergessener Hohlraumkandidat ist auch der vordere Motorhaubenfalz, welcher oft nur bei fast geschlossener Haube bleibend befüllt werden kann.
Im Anschluss sprühe ich alle Gummiteile unter dem Auto und im Motorraum sowie die Türdichtungen und Scheibengummis in z.T. zweimaligem Durchgang mit Silikonöl ein um diese so etwas vor dem Leinölfirnis zu schützen, ob es hilft?
Pro Auto und Durchsicht werden so etwa drei große Spraydosen notwendig, wobei ich inzwischen teilweise befüllbare Drucksprühflaschen verwende.
Abgeschmiert habe ich die Autos übrigens immer schon vorher, beim Besichtungsrundgang, da man bei solchen Arbeiten mit etwas offen Augen immer schon andere typische "Autokrankheiten" entlarven kann.
Heiß werdende Teile wie Auspuffanlagen klebe ich vorab mit Folie ab um eventuellen späteren Bränden vorzubeugen, ich habe aber auch schon erfolgreich drumherum gesprüht. Unterm Auto hängende Ersatzräder werden vorher demontiert, die Mechanik der Hebelei und der darüber liegende Bereich braucht sowieso immer viel Zuwendung.
Die Hohlraumkonservierung mache ich gern vorab und in dünnerer Mischung mit geringerem Eisenglimmeranteil, wobei man sicher auch gleichzeitig vorgehen kann. Wichtig ist bei der Arbeit vor allem systematisch und überlegt vorzugehen. Eine Sondenkamera am Schwanenhals bekommt man heute unter 100,- Euro, ein kleiner Spiegel und kleine LED-Strahler kommen aber auch schon weit.
Ich arbeite beim Sprühen immer mit heller Stirnlampe um dort Licht zu haben, wo ich hinschaue und umgebe mich zusätzlich mit reichlich Strahlern (mit Klarsichtfolie vor Ölnebel geschützt).
Die Arbeit des Unterbodenschutzes teile ich mir gern so ein, daß diese den Arbeitstag beendet. Nach drei bis fünf Stunden Rostschutzsudelei unter Atemschutzmaske (FFP2 ist eigentlich zu wenig) hat man sowie meist kleine Lust mehr auf Heldentaten. Ganzkörperkondom bzw. Wintertarn und Schutzhandschuhe schaden wenig.
Nach Abschluss der Arbeiten beginne ich von vorn und übersprühe alle angetrockneten Stellen und solche die es zu werden drohen. Alles muß nass glänzen.
Eine Grobreinigung an besudelten Lackteile beendet den Tag.
Am nächsten Morgen werden nach eingehendem Rundgang mit Durchsicht der Hohlräume alle trockenen Stellen unter dem Fahrzeug erneut ordentlich eingesudelt und der Vorgang eventuell nach Kontrolle wiederholt.
Ähnlich dem Holz ölen kann gelten, es wird bis zur absoluten Sättigung getränkt und danach der Überschuss abgewischt - beim Rostschutz kann man das Abwischen natürlich weglassen.
Bei seriöser Erstbehandlung eines vorher weniger gepflegten Altwagens sollten jetzt etwa 8 bis 10 Liter des Mittelchens verbraucht sein.
Speziell im Rahmen arbeitet Ihr natürlich auch bis zur absoluten Sättigung und ein wenig darüber hinaus. Ich kiekele mit der Sonde auch gern in jedes Loch und versprühe in voller Schlauchlänge, der mehrfachen Überdeckung der eingesprühten Flächen voll bewusst. Im Motorraum gehe ich gewissenhaft in alle Ecken, beschichte aber Motorblock und Anbauteile natürlich nicht mit...
An der Karosse, Stoßstangen und Schmutzfängern ablaufendes Mittel kann binnen eines Tages gut abgewischt werden, später wird dies immer schwerer und ist bald nur noch mit Lösungsmitteln jedoch auch auf Plastestoßstangen möglich. Auch Fenster welche eingenebelt wurden verlangen nach mehr Reiniger, je länger man wartet.
Schönwerkstättler haben vor Arbeitsbeginn natürlich auch noch reichlich Pappen untergeschoben, da das Mittel auch gut auf Beton hält bzw. einzieht.
Die Rostschutzarbeiten führe ich gern gegen Ende des Sommers bzw. im warmen Herbst durch und frische in jährlichen Abständen nur noch auf. Fehlenden Rostschutz erkennt man sehr gut am hellen trockenen Rehbraun des Rostes wohingegen "geschützter Rost" dunkel, glänzend, lackiert überzogen und vor allem inaktiv erscheint.
Einen Sinn einer weiteren Schönbeschichtung mit Farben, Fetten oder Wachsen aller Art kann ich bei dem von mir angewendeten System "bisher" nicht erkennen - jährliche Nachbehandlungen immer voraus gesetzt.
Mit behandelte Schrauben, Gewinde und Muttern lösen sich später schön "hartfettig" aus den Verbindungen, Blattfedern reagieren auf die Bahandlung angenehm leise und leichtgängig. Das Mittel lagert sich auf Lack zumeist ohne tiefgründige Schäden ab und neigt in Pfützen zur Haut- und Faltenbildung hält dort aber nicht.
Ein Blick über den Tellerrand lohnt aber vielleicht doch noch, da in Oldtimerkreisen gern spröde rissige Altlacke mit Leinölfirnis aufpoliert werden.
Abschließend noch ein wichtiger Gedankengang, welcher mich zum System brachte, zum Nachgrübeln:
An einer angerosteten Karosseriestelle soll ein "Rostschutz" stattfinden.
Abdeckende Farb- und Beschichtungssystem aller Art schließen den Rost ein und es blüht in kurzer Zeit wieder, wenn nicht völlig entrostet und "fabrikartig neu" aufgebaut wurde.
Aus meiner Sicht kann, wie bei hölzernen Arbeitsplatten nur eine alles durchdringende Flüssigkeit einen annähernden Tiefenschutz bilden, welche nach getaner Arbeit etwas aushärten soll um das Darunter zu schützen.
Jahrhunderte wurden Treppenhäuser geölt und hielten ebensolange und heute kommen "Erfinder" und präsentieren obenaufliegende Lacke, welche bei "Benutzung" der Treppen aller 5 Jahre abgeschliffen und neu aufgebaut werden müssen.
Wer lackiert eigentlich Küchenarbeitsplatten aus Holz?
mit rostschutzmittelbefreiten Grüßen von Kay, welcher an dieser Stelle in der nächsten Zeit noch Details einfügen wird.
(der Text wurde als Startbeitrag aus einem anderen Diskussionsverlauf hierher übernommen und hat durch die Änderung den Bezug zu Rolfs Antwort etwas verloren)