
Damit will ich nicht sagen, dass es mir nur um den Pajero leid tut. Aber da ich mit unserem mal in Kiew war, geht es mir besonders nahe. Wie dieser Krieg dort überhaupt.
Grüße
Matti
Moderatoren: Matthias, Schlappohr
Liebe Mit-Gutmenschen und Augenoffenhabende,Schlappohr hat geschrieben: Und was macht mich jetzt wütend? Ganz einfach: Am 25.5.2012 wurden in Hula 108 Menschen getötet, davon 49 Kinder, 34 Frauen und 25 Männer - die Mehrheit aus kürzester Entfernung in Ihren Wohnungen erschossen. Hula? Ach ja...Syrien. Das Syrien, in dem laut Schätzungen der Vereinten Nationen bis Sommer 2013 über 100.000 Menschen gestorben sind. Man hat inzwischen nämlich mit offiziellen Zählungen aufgehört, weil es zu unsicher und zu ungenau ist!
Das Syrien, in dem nicht nur Autos verbrennen sondern Weltkulturerbe vernichtet wird - die Altstadt von Aleppo ist nur ein Beispiel. Das Syrien aus dem 2,6 Millionen Syrer geflohen sind und mehr als 6,5 Millionen sind innerhalb Syriens auf der Fluch. Also rund 9 Millionen Menschen sind auf der Flucht, haben Angst, leiden Not.
Zum Vergleich - in der Schweiz leben noch nicht mal 8 Millionen.
Für unsere Medien ist aber der Schlagzeilen-Hype vorbei, man zieht zum nächsten spannenden potentiellen Krieg. Ausserdem isst ja in Syrien auch niemand Milchschni-ette.
Hier stimme ich dem Kay zu. Ich denke das die Soldaten über kurz oder lang, ebenso wie jetzt schon bei einem Teil der Bevölkerung erkennen was da angerichtet wird. Zumal es ja doch für viele ja noch ein "Brudervolk" ist. Problem dabei wird sein das die Befehlhaber der angreifenden Armee auch erst diese Erkenntis erlangen müssen. Wenn das der Fall ist kann es gut möglich sein das sich die Armee gegen Putin stellt
Das kann sehr dabei helfen die Befehlskette zu untergraben, denn nichts ist wichtiger als die richtigen Informationen zu teilen über das was wirklich passiert.
..und genau das ist das Problem.
Hallo ihr Lieben,
Russische Bevölkerung: Ich schäme mich
Die russische Gesellschaft ist angesichts Wladimir Putins Angriff auf die Ukraine gespalten. Es herrschen Trotz, Stolz, Panik, Angst oder wie bei unserer Autorin: Scham.
Von Alissa Ganijewa, Moskau
28. Februar 2022, 15:51 Uhr 135 Kommentare
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"Die Diskussion, ob wir Scham empfinden sollten, ist heute innerhalb liberaler Kreise in Russland von zentraler Bedeutung", schreibt Alissa Ganijewa. Auf dem Bild sieht man eine Frau, die am 24. Februar an einem Protest gegen die russische Invasion der Ukraine teilnimmt und Blumen in den ukrainischen Nationalfarben hält. © Alexander Nemenov/AFP/AFP/Getty Images
Eine Anmerkung zum Gebrauch der Begriffe "russländisch" / "Russländer" und "russisch" / "Russen" in diesem Text: Im Russischen gibt es zwei verschiedene Begriffe für die Staatsangehörigkeit (russländisch) und die ethnische Zugehörigkeit (russisch). Dies wurde bei der Übersetzung berücksichtigt.
Russlands Überfall auf die Ukraine kam unerwartet, obwohl viele Menschen auf der ganzen Welt ihn erwartet hatten; auch ich gehöre zu denjenigen, die überzeugt waren, dass es so kommen würde. Es war klar, dass Wladimir Putin, der "Sammler der russischen Lande", seine Panzer in das Land schicken würde, das er aus Eifersucht auf den kollektiven Westen am liebsten in Stücke reißen würde. Und obwohl ich wusste, dass Putin dazu imstande ist, obwohl in der Ukraine schon seit Jahren Krieg geführt wird und ich in dieser Zeit mit meinen bescheidenen Kräften gegen das, was mein Land anrichtet, Widerstand geleistet habe, verspüre ich nun eine unglaubliche Scham.
Alissa Ganijewa
geboren 1985, ist eine russländische Schriftstellerin und Publizistin. In deutscher Sprache sind ihre Romane "Die russische Mauer" (Suhrkamp, 2014), "Eine Liebe im Kaukasus" (Suhrkamp, 2016) und "Verletzte Gefühle" (Wieser Verlag, 2021) erschienen. Ganijewa lebt in Moskau.
Ich schäme mich unendlich, Teil der russländischen Gesellschaft zu sein. Dieser schweigenden, geduldigen, leichtgläubigen, fügsamen Gesellschaft, die unfähig ist, Ursache und Wirkung zu erkennen; die jedes Blutvergießen rechtfertigt; die an gekränktem, erniedrigtem, revanchistischem Großmachtstreben leidet. Die Diskussion, ob wir Scham empfinden sollten – immerhin haben wir diese Regierung nicht gewählt, echte Wahlen gibt es seit Mitte der Neunzigerjahre nicht mehr und wir sollten die Verantwortung nicht mit der Regierung teilen, um deren Schuld nicht zu vermindern –, ist heute innerhalb liberaler Kreise in Russland von zentraler Bedeutung.
Die Kulturanthropologin Alexandra Archipowa hat russländische Posts in den sozialen Netzwerken auf Wendungen wie "wir schämen uns / ich schäme mich" in unmittelbarer Nähe zu Schlüsselwörtern wie "Putin / Donbass / Ukraine / unser Land / DNR / LNR" (letztere beiden Abkürzungen stehen für die sogenannten Volksrepubliken Donezk und Luhansk) untersucht. Sie fand heraus, dass am 22. Februar, dem Tag, nachdem die sogenannten Volksrepubliken von Putin anerkannt wurden, rund 8.000 solcher Äußerungen neu aufgetaucht sind, bei denen etwa 1.000 Postende versuchten, sich zu distanzieren ("ich habe ihn nicht gewählt"). Ich kann aus meinen Beobachtungen hinzufügen, dass die Zahl derartiger Aussagen am 23. Februar noch einmal um ein Vielfaches angestiegen ist.
Als die Invasion in die Ukraine dann in den frühen Morgenstunden des 24. Februar tatsächlich begonnen hatte, erfuhr unsere träge russische Gesellschaft einen Schock. Die Bürgerinnen und Bürger, die den Einmarsch von Truppen in die sogenannten Volksrepubliken befürworteten, damit die russischsprachige Bevölkerung vor der vermeintlich tückischen Nato und den "faschistischen Bandera-Ukrainern" geschützt würde, hatten nicht damit gerechnet, dass russländische Truppen direkt auf Kiew zusteuern und unterwegs Wohnhäuser beschießen und Zivilisten töten würden.
Ukrainer und Russen sind durch ein weites, verworrenes Netz verwandtschaftlicher Beziehungen verbunden, und die Handlungen unseres russländischen Staates zu erklären oder gar Freude darüber zu empfinden, fiel einem einfachen Menschen spätestens ab da außerordentlich schwer. Umso mehr, als die Kriegsvorbereitungen von hanebüchenen Lügen des Kremls und Außenministeriums begleitet wurden: etwa der Lüge, es seien gar keine Truppen an den Grenzen des Nachbarlandes zusammengezogen worden, oder der, Russland habe "während seiner ganzen Geschichte nie ein anderes Land überfallen". Auch der Letzte durchschaut jetzt diese Lügen.
Eine Umfrage des renommierten Levada-Zentrums, das in Russland als "ausländischer Agent" verunglimpft wird, erbrachte Mitte Dezember 2021 folgende Ergebnisse: 38 Prozent der Befragten glaubten damals, dass es einen Krieg geben würde; doch die Hälfte gab für den Fall den USA und der Nato die Schuld daran, weitere 16 Prozent der Ukraine und nur vier Prozent Russland. Nach einer Umfrage des – staatlichen – Allrussischen Meinungsforschungszentrums, die am 23. Februar veröffentlicht wurde, unterstützten drei Viertel der russländischen Bürgerinnen und Bürger die Anerkennung der sogenannten Volksrepubliken, also von Gebieten des ukrainischen Staates.
Doch diese Umfragen wurden vor dem Überfall auf die Ukraine durchgeführt. Gemessen daran, was ich auf Social Media seit Beginn der Invasion beobachte, scheint nun aber sogar in den Köpfen treuer Putin-Anhänger der gesunde Menschenverstand einzukehren. Es gibt Äußerungen wie "Ich weiß nicht, wie ich das Ganze bewerten soll, aber ich bin gegen jeden Krieg", und die Leute posten Tauben und andere Friedenssymbole. Die Aggression wurde auch von vielen russischen Stars verurteilt, von Rappern, Sportlern, Sängern, die früher geschwiegen oder den Präsidenten aktiv unterstützt haben. Ein Moskauer Theaterchef gab aus Protest gegen den Krieg seinen Posten auf.
Nun wird alles nur noch schlimmer
Bei Kundgebungen gegen den Überfall auf die Ukraine gab es, wie mir Freunde erzählten (ich konnte wegen meiner Omikron-Infektion nicht teilnehmen), sehr viel weniger Passanten als üblich, die die Protestierenden beschimpften und ihnen Verrat an der Heimat vorwarfen. Im Gegenteil, viele vorbeifahrende Autos hupten zum Zeichen der Unterstützung, und in einigen dieser Fälle wurden die Fahrer nach neuester russländischer Mode von Angehörigen der Sonderpolizei Omon eingekreist und festgenommen. In Dutzenden Städten Russlands wurden Antikriegsaktionen durchgeführt, rund 6.000 Personen wurden bislang festgenommen. Die Siegeseuphorie, die nach der russischen Annexion der Krim 2014 sehr verbreitet war, ist jetzt viel weniger zu spüren. Andererseits demonstrieren auch weniger Menschen. Verständlich – der Preis, den man als Protestierende, Protestierender zahlen muss, ist in den vergangenen acht Jahren extrem gestiegen. Es geht nicht mehr um kleine Geldstrafen, sondern um große Summen, um Stunden oder Tage in Arrestzellen; und wenn man Pech hat, wird man verprügelt, verletzt, verliert den Arbeits- oder den Ausbildungsplatz, riskiert eine Strafanzeige, Lagerhaft und sogar das Leben.
Nun wird alles nur noch schlimmer. Der 24. Februar 2022 wird einmal als Anfang vom Ende in Russland wahrgenommen werden: kompletter wirtschaftlicher Kollaps, die weitere Isolierung Russlands von innen und von außen, ein immenser Anstieg politischer Repressionen, die früher oder später zu sozialer Gärung, dem Ausbruch eines Bürgerkriegs und dem Zerfall des Landes führen könnten. Mit der Kriegserklärung gegen die Ukraine hat Putin sich selbst das Urteil gesprochen. Seine ersehnte Rolle in den Geschichtsbüchern als Sieger und Retter von Brudervölkern wird er wohl kaum spielen. Nach dem hinterhältigen Überfall auf ein friedliches Land wurde sogar von manchen Leuten, die den russischen Präsidenten bis dahin für einen Ehrenmann gehalten hatten, der Vergleich mit Adolf Hitler herangezogen. Viele Vertreter der Elite sind plötzlich aufgewacht und haben gemerkt, dass der "kollektive Putin" das Böse ist. Aber kein erhabenes, infernalisches Böses, kein Zar auf einem schwarzen Thron – sondern ein kleines, rachsüchtiges, feiges Böses, eine KGB-Seele, eine Motte im grauen Anzug, mit Gift in der Jackentasche.
Europäische Ex-Politiker verlassen bereits ihre Top-Managerposten in den kriminellen russländischen Rohstoffunternehmen: der ehemalige finnische Ministerpräsident Esko Aho (Sberbank), der ehemalige italienische Ministerpräsident Matteo Renzi (Delimobil), der ehemalige österreichische Kanzler Christian Kern (RZB). Und wie sehr Putin auch versucht, diesen Krieg als militärische Spezialoperation zu maskieren, wie sehr er auch den Russländerinnen und Russländern einreden will, dass wir gezwungen waren, anzufangen, weil sonst die anderen angefangen hätten – seine historische Rolle ist eindeutig, er ist der Aggressor, der nationale und internationale Gesetze und Vereinbarungen bricht und nur seine eigenen Regeln kennt, die des Gefängnisses und der Hinterhöfe.
Es herrscht Panik
In den russischsprachigen Posts auf sozialen Medien und in Chats (so sie noch nicht abgeschaltet wurden) herrscht Panik: Was wird mit dem Swift-System? Werden die Schengen-Visa annulliert? Wird die Mobilmachung befohlen? Vor den Bankautomaten bilden sich Schlangen, die Leute wollen ihre Valuta abheben, aber oft ist das nicht möglich, weil die Valutabestände ausgegangen sind.
Doch die Panik offenbart wohl eher eine Angst vor Krieg und dem Zusammenbruch des vertrauten Lebens als aufrichtige Antikriegsstimmung. Angst haben sowohl einfache Leute als auch hohe Beamte und Abgeordnete, das konnte man in den Sitzungen des Sicherheitsrats, der Duma, des Föderationsrates von ihren Gesichtern ablesen. All diese unglückseligen Menschen, die sich an das System Putin verkauft haben und seit Langem nicht gewählt, sondern ernannt werden, begreifen sehr gut, dass sie mit ihrer Zustimmung zum Krieg all das verlieren, was ihnen so viel wert ist – das luxuriöse Leben, das sie außerhalb Russlands führen können in den demokratischen Ländern, die sie innerhalb Russlands so hemmungslos anprangern.
Gegen diesen Personenkreis müsste es mehr und stärkere westliche Sanktionen geben, davon spricht die noch bestehende Zivilgesellschaft Russlands schon seit Langem. Doch bis heute sind oft im Ausland lebende Kinder und andere Familienangehörige der russländischen Elite (zu der Diebe, professionelle Lügner, Betrüger, Propagandisten und manchmal auch Mörder gehören) glänzend in den westlichen Gesellschaften integriert und genießen dort Bildungsmöglichkeiten, Wohlstand und andere Vorteile. Jetzt fürchten diese Leute offenbar fallende Devisenkurse und geschlossene Grenzen und bemühen sich, gute Miene zum bösen Spiel zu machen. Von einzelnen Abgeordneten hört man schon den Vorschlag, zur Kompensation der Einbußen durch die Sanktionen des Westens die Privatkonten der Bürgerinnen und Bürger zu konfiszieren.
Um die Nation zusammenzuschweißen und antiukrainische Hysterie zu schüren, wird permanent die zentrale ideologische Karte ausgespielt: der Sieg im Zweiten Weltkrieg, dem "Großen Vaterländischen Krieg", und der notorische Vergleich mit der Vergangenheit. "Unsere Großväter haben den Feind abgewehrt – tun wir es ihnen gleich!" Vor der Invasion wurden in vielen russländischen Schulen Unterrichtsstunden zur Anerkennung von "DNR" und "LNR" angeordnet, und Plakate am Rande unserer katastrophalen Straßen und vor unseren heruntergekommenen Häusern (auch daran sind natürlich die Amerikaner schuld, wer denn sonst?) verkündeten Parolen wie "Wir lassen die Unseren nicht im Stich!" oder "Wir haben 1944 unser Land verteidigt, wir werden es auch heute tun!"
Ein Graben verläuft auch zwischen den Generationen in Russland
Wie sich die russländische Gesellschaft zur aktuellen Situation verhält, könnte nur eine differenzierte soziologische Analyse herausfinden, die unter den heutigen Bedingungen von Abschottung und Zensur fast unmöglich ist. Mittlerweile gilt in Russland eine Zensur, die festlegt, dass von den Medien "ausschließlich Informationen und Daten, die sie von offiziellen russländischen Quellen erhalten haben", zur Berichterstattung genutzt werden dürfen; seit Samstag ist den Medien die Verwendung von Begriffen wie "Invasion" und "Angriff" im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg offiziell verboten. Bei Zuwiderhandlung drohen exorbitante Strafen und die Schließung etwa der Website. Antikriegsrhetorik wird mehr und mehr kriminalisiert. Einige Dutzend meiner Freunde und Bekannten wurden von Beamten der Bezirkspolizei aufgesucht, man fragte sie, ob sie sich an Antikriegsaktionen beteiligen wollten, und versuchte, ein "prophylaktisches Gespräch" zu führen.
Auf der Basis von persönlichen Erzählungen und Beobachtungen, von Berichten und Meinungsäußerungen im Netz kann man verschiedene Typen von Reaktionen auf den Krieg zusammenfassen, aber natürlich ist es unmöglich, festzustellen, wie repräsentativ sie jeweils in der Bevölkerung sind:
"Ich habe nicht genug Informationen, ich weiß nicht, wer recht hat, aber ich bin gegen jeden Krieg."
"Ich bin gegen die russländische Aggression in der Ukraine, Putin ist ein Verbrecher."
"Natürlich ist Krieg etwas Schlimmes, aber wir hatten keine andere Wahl, sonst hätte die Nato uns bombardiert."
"Das alles ist eine Provokation der USA und der Ukraine, Russland greift nur militärische Objekte an, Videos mit zivilen Opfern sind Fakes."
"Man hätte Kiew schon 2014 erobern sollen. Endlich ist es so weit!"
Schweigen oder Äußerungen zu beliebigen anderen Themen, nur nicht zur Ukraine (das bedeutet, die Person kann auch gegen den Krieg sein, aber sie hat einen guten Posten und fürchtet, ihn zu verlieren).
Wladimir Putin gehört vor Gericht
Ein Graben verläuft auch zwischen den Generationen in Russland.Die Älteren sind eher bereit, dem zu glauben, was im Fernsehen verbreitet wird, egal was. Einige Bekannte haben mir erzählt, dass ihre für Putin eingestellten Mütter wegen der unterschiedlichen Meinungen zum Krieg den Kontakt zu ihnen abgebrochen haben; ihre Kinder stehen in ihren Augen auf der Seite des Feindes. Wie in der offiziellen Rhetorik wird auch in Familiengesprächen stets die Parallele zum "Großen Vaterländischen Krieg" gezogen, wird die Frage aufgeworfen, wie sich ein fiktiver oder tatsächlicher Großvater, der die Faschisten besiegt hat, in der heutigen Situation verhalten würde. Würde er den Angriff auf das Bruderland gutheißen oder verurteilen?
Die vorletzte der oben genannten Reaktionen ("Man hätte Kiew schon lange einnehmen sollen!") ist radikal und selten, doch leider wird sie auch von Teilen der sogenannten Intelligenzija geäußert: von Schriftstellern, Verlegern, Kritikern. Möglicherweise versteckt sich dahinter pure Angst. Denn im Kessel der Diktatur, dessen Deckel jetzt zuklappt, werden ausnahmslos alle kochen, ob sie nun für die Staatsführung sind oder dagegen. So war es schon nach 1917.
Ich möchte als Letztes betonen, dass Wladimir Putin, der belarussische Diktator Alexander Lukaschenko und ihre ganze Umgebung, ob Sicherheitsapparat oder sonstige Eliten, zwar wie ein Heer von Psychopathen wirken, man ihre Untaten aber nicht etwa auf Wahnsinn zurückführen darf. Sie gehören vor Gericht, sie müssen sich für jedes ihrer heimlichen oder öffentlichen Verbrechen verantworten. Ich hoffe sehr darauf, dass sowohl sie als auch wir das erleben werden.
Aus dem Russischen von Christiane Körner
https://www.zeit.de/kultur/literatur/20 ... ettansicht
Moin....unbemerkt hat geschrieben: ↑26.02.2022 - 16:05
Petition: Wegen Angriffskrieg auf Ukraine: Russland sofort von SWIFT ausschließen
Deshalb gibt es auch nur ein paar Fotos, die ich euch aber nicht vorenthalten möchte: viewtopic.php?f=28&t=9048&p=104505&hili ... rg#p104505Ulrike hat geschrieben: ↑14.09.2008 - 20:17 Hallo Ihr,
Durch Polen sind wir nur durchgefahren, auch die Ukraine war eigentlich nur ein Transitland.
Wir verlassen am Montag Polen bei Przemysl und reisen am Freitag bei Krasnodon nach Russland wieder aus. Auf dem Rückweg passieren wir die Grenze am Samstag aus Russland kommend bei Sudza und verlassen die Ukraine am Donnerstag bei Uzgorod in Richtung Slowakei. Die Leute am Zoll sind freundlich, aber auch spitzfindig. Bei der ersten Ausreise aus der UA wurde eine fehlende bzw. nicht mehr lesbare Fahrgestell-Nummer bemängelt. So könnten wir nicht weiterreisen – nach längerem Zureden und Abwarten ging es dann nach 2 Stunden aber doch. Bei dem ganzen Durcheinander wurde ein Ausreisestempel im Pass vergessen, was auf der Rückfahrt bei der Wiedereinreise zu erneuten Diskussionen führte.
Die Straßen sind ziemlich wellig, besonders am rechten Rand. Wir freuen uns an unseren großen Reifen und lassen etwas Luft ab. So sind die Löcher und Buckel schon besser zu ertragen. Der Ukrainer überholt mit dem Messer zwischen den Zähnen und hofft, dass der Gegenverkehr im entscheidenden Moment Platz macht. Dass das nicht immer klappt sieht man an den vielen Blumengestecken entlang der Straßen. Die etwas kleineren, auf der Karte gelben Straßen sind etwas angenehmer zu fahren. Ihr Zustand ist oft besser und es fahren kaum LKWs. Dafür gibt es mehr Ortsdurchfahrten. Die Stadtdurchfahrten sind mangels Beschilderung abenteuerlich. Die Polizei passt höllisch auf, dass man am Stoppschild lange genug hält und bloß nicht falsch abbiegt. Das kostet dann umgerechnet 10 Euro und eine halbe Stunde Diskussion. Parallel zu den Straßen verlaufen Windschutzstreifen – annähernd die einzigen Bäume weit und breit, von den Karpaten einmal abgesehen. Wir fahren an riesigen Getreide-, Kartoffel- und Sonnenblumenfeldern vorbei und fragen uns wie es hier wohl im Herbst nach der Ernte aussehen mag. Eine Antwort darauf bekommen wir auf der Heimreise. Die Felder werden gemäht, häufig abgeflämmt und sofort gepflügt.
Nicht so leicht war das Auffinden eines schönen Schlafplatzes. Jeder Weg führt auch irgendwo hin, man ist also nie weit von einer Absiedlung entfernt. Außer im Windschutzstreifen kann man eigentlich nicht mit dem Auto verschwinden.
Eine sehenswerte und pulsierende Stadt ist L’viv , früher Lemberg genannt. Kopfsteinpflaster, Straßenbahnen, chaotischer Verkehr, alte Gemäuer, ein lebendiger traditioneller Markt, ein alter Marktplatz und ein historisches Stadtzentrum (Weltkulturerbe) mit modernen Geschäften. Gerade ist das Verkehrschaos besonders groß, weil die Straße vor dem überdachten Markt gesperrt und aufgerissen ist. Wir staunen nicht schlecht als dort unser Parkplatz von der Hinfahrt nicht mehr vorhanden ist.
Auf der Rückfahrt verbringen wir einen herrlichen Tag in Kiew, am Unabhängigkeitstag, wie wir erst dort feststellen, als eine Flugschau über uns hinweg zieht. Wir parken am Dnepr und laufen erstmal hinauf zum Höhlenkloster (Heiliges Kiever Mariä-Entschlafens-Höhlenkloster). Auf dem Weg nach oben herrscht großes Gedränge, wir sind in einer riesigen Gartenschau mit Ausstellungs- und unzähligen Verkaufsständen gelandet. Nachdem wir uns durch die Menschenmenge gekämpft hatten, besichtigen wir die sog. Fernen Höhlen. Mit der Kerze in der Hand geht es durch niedrige, schmaler Gänge vorbei an Mumien von Heiligen und Ikonen, die von orthodoxen Pilgern geküsst werden. Im gesamten Klosterbereich ist das Tragen von züchtiger Kleidung, vor allem einer Kopfbedeckung für Frauen angeraten. Später essen wir herrliche sibirische Pelmeni an Bord eines Restaurantschiffs und genießen den Blick über den Dnepr. So gestärkt machen wir uns auf dem Weg zur Andreaskirche. Der Weg bergauf führt über den Andreassteig, ein großer Flohmarkt mit Folkfeststimmung. Hier kann man Kunsthandwerk und vor allem Gemälde in jeglicher Qualität und Kitschstufe erwerben. Das wichtigste Haus ist die Nummer 13. Hier wohnte Michail Bulgagow . Heute ist dort ein Museum untergebracht, welches leider am Unabhängigkeitstag geschlossen hatte.
Am Stadtausgang finden wir einen Campingplatz. Hier rasten Lkw-Fahrer, ein paar Italiener und Franzosen mit dem Wohnmobil, Holländer mit einem riesigen Zelt und nun auch wir. Zuerst war nur der Herrensanitärbereich geöffnet. Auf meine Nachfrage hin wurde dann auch der Damentrakt aufgeschlossen. Wir waschen endlich alle schmutzige Wäsche, die leider keine Gelegenheit zum Trocknen bekommt, weil es zu regnen beginnt und bis zum nächsten Morgen auch nicht wieder aufhört.
Südlich von L’viv beginnen die Karpaten. Die Landschaft ist genau so, wie wir sie uns vorgestellt haben. Sanfte Hügel, hübsche Dörfer, Heuhaufen auf den Wiesen, es riecht nach Holzfeuern. Mittlerweile ist es ein bisschen herbstlich geworden – tagsüber wird es nicht mehr so warm, die Nächte sind kühl und feucht. Wir sind froh 2 Lagerplätze mit Feuerstellen gefunden zu haben. Um die Gegend von oben betrachten zu können fahren wir auf die Polonina Runa / Rivna. Eine Polonina ist eine als Bergweide genutzte baumlose Gipfellage. Oben (1479m) ist der Berg auch fast kahl. Stellenweise wird versucht wieder ein paar Bäume anzusiedeln. Hier wachsen jede Menge blaue Enziane und Heidelbeeren, die professionell von größeren Gruppen mit dem Beerenkamm geerntet werden. Der Weg nach oben führt erst über einen breiten Forstweg, später über Betonplatten, die als 2 Spuren für breite Fahrzeuge ausgelegt sind. Teilweise gibt es tiefe Löcher zwischen den Platten oder es schauen uns unangenehme Eisenstücke daraus an. Diese Platten wurden vom Militär verlegt, denn bis in die 80iger Jahre befand sich oben eine Militär-Basis, die aber anscheinend nie richtig fertig geworden ist. Die Ruinen vergammeln auf dem Gipfel. Wir sind froh auf dieser Strecke mit unseren Gelände-Womos unterwegs zu sein und sind überrascht, wie viele Leute doch mit normalen PKWs oder Kleintransportern dort oben unterwegs sind. In der Nähe ist ein Startplatz zum Gleitschirmfliegen (Hier im Link ist ein kurzer Film mit den Betonplatten)
Eigentlich war geplant auf der Rückfahrt ans Schwarze Meer und nach Odessa zu fahren, aber die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Russland und Georgien haben uns davon abgebracht. Dafür haben wir Kiew gesehen und das hat sich sehr gelohnt. Eine Reise durch die gesamten Karpaten mit ordentlicher Wanderkarte könnte ich mir gut vorstellen…
Grüße
Ulrike
Finnland - Geschichte eines unabhängigen Landes
Über Finnland, das Land im hohen Norden, ist wenig bekannt: Welche Ereignisse prägten seine Geschichte, durch welche Prüfungen ging es auf dem Weg zur Unabhängigkeit, und welche Werte bestimmen seine Identität? Die Doku zeichnet das Porträt der jungen finnischen Republik.
ARTE erkundet die Geschichte Finnlands: Wie ist das im Ersten Weltkrieg entstandene Land zu dem geworden, was es heute ist? Wie erklärt sich die besondere Situation Finnlands in Europa? Wodurch wurde Finnland zu einer friedvollen Demokratie und einem Modell auf vielen Gebieten?
Eingekeilt zwischen mächtigen Nachbarn musste Finnland lange die Folgen von andernorts getroffenen Entscheidungen tragen. Unter Historikern gilt daher 1703 als ein einschneidendes Datum: das Jahr der Gründung von Sankt Petersburg, der neuen Hauptstadt der Zaren. Die Öffnung des Russischen Reiches zur Ostsee sollte Finnlands Schicksal verändern. 1808 annektierte Zar Alexander I. – mit Napoleons Einverständnis – diese schwedische Provinz und machte daraus 1809 das Großherzogtum Finnland. 50 Jahre später gewährte Zar Alexander II. den Finnen eine weitreichende Autonomie. Die Geburt Finnlands als Staat, als Kultur, als Einheit vollzog sich über einen lange währenden kulturellen Separatismus, in Theaterstücken, Gedichten, Romanen, Musik und dem finnischen Tango. Als Zar Nikolaus II. versuchte, sein kriselndes Reich mit harter Hand in den Griff zu bekommen, war es zu spät. Den Finnen gefiel ihre Autonomie, sie widersetzten sich. Die Russische Revolution 1905 zwang den Zaren zu Zugeständnissen. Rasch wählten die Finnen auf der Grundlage des allgemeinen Wahlrechts ein eigenes Parlament. Als die Bolschewiken im Oktober 1917 die Macht in Russland übernahmen, hielten die Finnen den Moment für gekommen, Finnlands nationale Unabhängigkeit zu erklären.
In der jüngeren Vergangenheit bereitete die Finanzkrise von 2008 dem Land Schwierigkeiten, und die wieder hervorbrechenden Spannungen zwischen Russland und dem übrigen Europa.
Regie : Olivier Horn Land : Finnland Frankreich Deutschland
Jahr : 2017
Herkunft : YLE ARTE