Kilometrierung

Von Auswandern bis Vogelgrippe

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Ulrike
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Kilometrierung

Beitrag von Ulrike »

Hallo,

heute morgen standen wir am Rheinufer und fragten uns von wo nach wo die Stromkilometer gezählt werden. Wiki hat die Erklärung:

http://de.wikipedia.org/wiki/Kilometrierung

Wieder etwas gelernt
Ulrike
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Matthias
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Beitrag von Matthias »

Aha, danke!

Also standen wir ziemlich in der Mitte zwischen Konstanz und Hoek van Holland. Irgendwie trotzdem willkürlich, denn eigentlich sollte man doch die Gesamtlänge betrachten. Und die schiffbare Länge ist es doch auch nicht, denn weiter als Basel fahren doch die Schiffe nicht, oder? Navigator, übernehmen Sie bitte!

Grüße
Matthias
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Beda
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Beitrag von Beda »

Morgen Matthias,
das Projekt zum Thema:
DIE ZEIT


Der Flussläufer

Der Düsseldorfer Fotograf Stephan Kaluza hat als erster Künstler den gesamten Rhein abgebildet. Auf einem vier Kilometer langen Bild. Ein Atelierbesuch

Von Ilka Piepgras

In Stephan Kaluzas Atelier, einer alten Lagerhalle in Düsseldorf, steht ein Stahlschrank mit einem riesigen Vorhängeschloss. Der Inhalt ist unersetzlich: 13 Festplatten mit 21449 Fotos des Rheins, aufgenommen auf einer Strecke von 1720 Kilometern. Daraus entstanden ist ein vier Kilometer langes, vollständiges Bild des Flusses, das wohl nie ganz zu sehen sein wird. Ausschnitte zeigen wir im ZEITmagazin (Nr. 44) und als Video-Ausschnitt.

Wie monumental die Ausmaße des Rheinprojekts (complexe 1) sind, kann man auch an den riesigen Bücherkartons in Kaluzas Atelier sehen. „Der Rhein“, steht drauf und „printed in China“. Der Verlag der Kunstbuchhandlung Walther König hat das Buch herausgegeben. Nur drei Bände sind in einem Karton, mehr ist nicht zu stemmen, das Gewicht enorm. Auch hier: nur Ausschnitte.

Neben den Fotos, die, aufgezogen auf Platten, an der Wand lehnen, sieht man in Kaluzas Atelier auch die üblichen Utensilien eines Malers: Leinwände, Ölfarben, Staffelei. Ein Bild hängt an der Wand – ein Selbstporträt. Eine realistische Darstellung hinter milchigem Plexiglas und dadurch schon wieder weniger realistisch – es ist ein Spiel mit der Unschärfe, mit der Frage, die Kaluza auch in der Fotografie immer wieder beschäftigt: Wie künstlich ist die Wirklichkeit? „Was ist wahr, was ist echt?“

Ein anderes Thema, das ihn immer interessiert hat, ist das Prinzip der Abfolge, der Serie. So hat er eigens klassische Theaterstücke inszeniert, die Szenen fotografiert und dann montiert. „Ein Bild steht immer im Verhältnis zum vorherigen und zum nächsten, insofern war es nur konsequent, Bilder zusammenzuziehen“, sagt Kaluza. Die Frage, wie die Verdichtung von vielen Einzelbildern zu einem Bild den Gegenstand auf neue Art sichtbar und erfahrbar macht, trifft auch den Kern seines Rheinprojekts.

„Ein kleinerer Fluss, wie etwa die nur 112 Kilometer lange Wupper, hätte mich nicht interessiert“, sagt der Mann mit den dunklen Schatten unter den Augen. „Mir ging es um ein großes, komplexes Objekt.“ Die schiere Länge des Rheins war ausschlaggebend, auch, weil sie einen Kontrast zwischen dem langsamen Entstehen der Bilder und der beschleunigten Wahrnehmung des gesamten Flusses durch den Betrachter herstellt: Acht Monate hat es gedauert, den Rhein zu fotografieren. Nur rund 48 Minuten braucht man dagegen, um die vier Kilometer langen Fotostreifen abzulaufen.

Im November des Jahres 2004 hatte Stephan Kaluza sein Atelier abgeschlossen und war zum Piz Badus in der Schweiz aufgebrochen. Er wollte seinen Weg an der Quelle beginnen und das rechte Ufer bis zur Mündung entlanggehen. Schon kurze Zeit später musste der Künstler seine Wanderung unterbrechen: Die Schneemassen machten das Weiterkommen unmöglich. Im April 2005 nahm er den Weg wieder auf, lief jetzt im Durchschnitt 40 Kilometer – also gut zehn Stunden – am Tag.

Ob er unter Muskelkater oder Sommerhitze litt, darüber gibt der Künstler mit dem kahl rasierten Kopf nur einsilbig Auskunft. Er betrieb keine Selbstbeobachtung, wie es Jakobsweg-Wanderer tun. Ihm ging es einzig darum, viele Bilder zu machen und diese schließlich zu einem einzigen Bild zu komprimieren.

In der Planungsphase hatte er ausgerechnet, dass ein Intervall von einer Minute zwischen den Aufnahmen für einen leichten Überschnitt an jedem Bildrand sorgen würde – genug Spielraum für die fugenlose Aneinanderreihung. Anfangs ließ er sich den Minutentakt beim Laufen durch einen Beeper vorgeben, später hatte er den Zeitpunkt für das Auslösen im Gefühl.

Vor der Digitalfotografie wäre solch ein Projekt undenkbar gewesen. Jeden Abend lud Kaluza die Bilder von dem Chip auf eine tragbare Festplatte, deren Inhalt regelmäßig auf Festplatten in seinem Atelier übertragen wurde. Schon ein Bild mit einem Umfang von 7 bis 8 Gigabyte füllt die Speicherkapazität des ganzen Computers, weshalb viele externe Festplatten angeschafft werden mussten.

„Die Technik war bis zuletzt ein Unsicherheitsfaktor. Die ersten fünfzehn Meter zusammengesetzt zu sehen und zu wissen, dass es klappt, war ein verdammt guter Moment“, sagt Kaluza. Allein für die Bildbearbeitung benötigten seine beiden Assistenten ein gutes Jahr. Kaluza hatte befürchtet, das Bild werde am Ende wie ein kitschiges Panorama aussehen.

Entstanden ist aber eher eine Art Bühnenbild, bei dem die räumliche Tiefenwirkung aufgehoben ist. Nicht immer sind Fluss und Ufer zu erkennen. Manchmal rauscht ein ICE durchs Bild, oder Containerschiffe versperren den Blick. Einmal, im idyllischen Bingen, ungefähr auf der Hälfte des Weges, spiegelt sich Kaluza verschwommen im Fenster eines vorbeifahrenden Regionalzuges: ein Mann mit Hut und Weste, der sich eine Kamera vors Gesicht hält. In Düsseldorf war gerade Kirmes, als der Künstler vorbeilief, weshalb meterweit eine Menschenmenge abgebildet ist. Ein einziges Mal, in Leverkusen, wechselte Kaluza das Ufer, weil er unbedingt die Bayer-Werke, die am rechten Rheinufer stehen, im Bild haben wollte. Ansonsten wurde nichts geschönt oder inszeniert, kein Bild gelöscht – auch solche nicht, die als Einzelaufnahmen nicht überzeugen.

Kaluzas Blick auf den Rhein ist eine Auseinandersetzung mit Zeit und Raum. Sein Bild hat den Anschein, als fänden Frühling, Sommer und Herbst zeitgleich statt, denn alle Aufnahmen sind gleichrangig nebeneinandergestellt. Die Idylle und das Industriegebiet, trübes Regenwetter und tiefschwarze Nacht. Der Betrachter sieht nicht nur, wohin sein Auge reicht. Was wir aus der Malerei kennen, ist durch die Digitaltechnik jetzt auch in der Fotografie möglich: die Perspektive auf das große Ganze. Stephan Kaluzas aktuelles Projekt ist die Erschaffung eines vollständigen Bildes der Themse. Eine neue große Wanderung. Sein Atelier wird wieder lange verwaist sein.

Stephan Kaluza wurde vor 43 Jahren in Iburg im Teutoburger Wald geboren. Nach der Ausbildung an der Düsseldorfer Kunstakademie studierte er Philosophie und Kunstgeschichte.

Das Rheinprojekt: Bis zum 22. Dezember 2007 zu sehen in der Galerie Christine Hölz in Düsseldorf

Stephan Kaluza: Der Rhein. Erschienen bei DuMont


ZEITmagazin LEBEN, 25.10.2007 Nr. 44

44/2007
und ein Blick 11 Jahre zurück:

DIE ZEIT

Rhein: Mythos mit Mängeln

Von Winand Wernicke

Das Rheintal, seit Urzeiten als romantisches Ausflugsziel bekannt, hat viel von seinem Charme eingebüßt: Ein Gutachten attestiert mangelnden Service und überzogene Preise.

Von der oft besungenen Rheinromantik ist nicht mehr viel übrig.

Mittlerweile bestimmen verfehlte Verkehrsplanung, mangelnde Koordination der Gemeinden, fehlende Servicebereitschaft und überteuerte Preise in den Gaststätten das Bild. Zu diesem Schluß kommt zumindest ein Gutachten des Touristikprofessors Claus-Dieter Barg von der Universität Heilbronn. Barg hatte im Auftrag der Rhein-Zeitung und des Südwestfunks sechs Monate lang gemeinsam mit Studenten des Fachbereichs Tourismuswirtschaft zehn Rheingemeinden von Andernach bis Bad Hönningen untersucht und in etlichen Fällen "unglaubliche Zustände" ausgemacht.

Einer der wesentlichen Kritikpunkte der Studie sind die Öffnungszeiten der Fremdenverkehrsämter. Da sich diese an den Sprechzeiten der Verwaltung orientierten, blieben die Türen vieler touristischer Anlaufstellen bereits ab 16 Uhr verschlossen.

Die Mängelliste ist lang. Sie reicht von zu wenigen und verdreckten öffentlichen Toiletten über betonierte Promenaden und Innenstädte, die von Staus verstopft sind, bis zu oftmals veralteten Prospekten.

Beispiel Koblenz: "Das Material ist eher ein unprofessioneller Informationshaufen als eine Einladung in die Stadt", so Barg.

Auch an dem berühmtesten Ausflugsziel der Region, der Loreley, läßt das Gutachten kaum ein gutes Haar. Der Felsen lebe nur noch vom Mythos der Vergangenheit. Billiger Massentourismus mit all seinen Randerscheinungen wie dichtgedrängten Imbißbuden, blätternden Fassaden und überzogenen Preisen würden mittlerweile das Bild bestimmen.

Als besonders hinderlich für die Entwicklung eines tragfähigen Tourismuskonzepts stuft das Gutachten die fehlende Kooperation der Ausflugs- und Urlaubsorte ein. Vielfach würde egoistisches Denken überwiegen und die Tourismuspolitik deshalb an den Kreisgrenzen enden. So müßten in Zukunft attraktive Pauschalpakte für Einzelreisende und Familien angeboten werden, um nicht nur "Sauftouristen, Kegelclubs und Skatvereine" anzuziehen. Inzwischen sei es für den Tourismus "fünf vor zwölf", so Claus-Dieter Barg.

Wenig glücklich über die Ergebnisse ist natürlich Adolf Meinung, Geschäftsführer des Fremdenverkehrsverbands Rheinland-Pfalz.

Besonders ärgert Meinung, daß es im Zuge der Untersuchung keine Gespräche mit den Betroffenen gegeben habe. Im übrigen seien viele Kritikpunkte nicht neu. Vor allem Geldmangel in den Gemeinden habe aber bislang Sanierungen und Renovierungen verhindert. In den kommenden Jahren soll nach langer Vorarbeit ein regional übergreifendes Marketing- und Erlebniskonzept umgesetzt werden. "Unsere Partner sind aber ein paar hundert Hotels, da dauert so etwas schon eine ganze Weile", glaubt Meinung.

In verschiedenen Gemeinden hat man mittlerweile erste Konsequenzen aus den zum Teil vernichtenden Urteilen gezogen. So soll in Andernach die Tourismusförderung zukünftig an eine privaten GmbH übertragen werden. In Koblenz soll eine neue Tourismusinformation gebaut und die Vermarktung der Stadt als Tagungs- und Kongreßstadt in professionelle Hände gelegt werden. Auch das Wirtschaftsministerium will sich nun stärker als bisher um die unter rückläufigen Buchungszahlen leidende Region kümmern. Beispielsweise soll eine Imagekampagne speziell für die Orte mit Bäderstatus die Übernachtungszahlen wieder in die Höhe treiben.


DIE ZEIT, 49/1996

49/1996
Grüße vom Galloperflüsterer ohne Galloper

Beda

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Beitrag von Matthias »

Danke für die beiden Beiträge!

Das Fotoprojekt muß ich kritisieren: wie kann man denn plötzlich das Ufer wechseln, nur weil man eine Fabrik drauf haben will... Oder gibt es da vielleicht keinen Uferweg?
Aber sonst: Respekt!

Zur Rheinkilometrierung fand ich noch dies: http://www.dtg-eg.de/ki_rheinf_rotterdam.htm Also beginnt die Zählung in Rheinfelden doch nicht mit Null.

Grüße
Matthias
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Beitrag von Beda »

Lieber Matthias,
ich sehe schon, daß Du viel genauer hingesehen hast als ich.
Wo wechselt er denn die Seite?
Grüße vom Galloperflüsterer ohne Galloper

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Beitrag von Matthias »

Hier:

"Ein einziges Mal, in Leverkusen, wechselte Kaluza das Ufer, weil er unbedingt die Bayer-Werke, die am rechten Rheinufer stehen, im Bild haben wollte."

Gr: M
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