Schlagschrauber: Akku-Geräte im Praxistest oder doch Druckluft?

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Beda
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Schlagschrauber: Akku-Geräte im Praxistest oder doch Druckluft?

Beitrag von Beda »

Hallo zusammen,

hätte ich keinen Druckluftschlagschrauber und das nötige Drumherum, fände ich diese Alternative sehr interessant.
Schlagschrauber
Acht kompakte Akku-Geräte im Praxistest
04.01.2022Von Jakob Schreiner

Was kompakte Akku-Schlagschrauber leisten und wie sie sich im Alltag schlagen, hat »kfz-betrieb« mit kompetenter Unterstützung genauer unter die Lupe genommen und die Ergebnisse in einer Tabelle festgehalten. Insgesamt traten acht Geräte zum Test in der Werkstatt und auf dem Prüfstand an.

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Zum Praxistest in der Werkstatt und auf dem Prüfstand traten acht aktuelle ½"-Schlagschrauber von Bosch, Fein, Hikoki, Hazet, Makita, Chicago Pneumatic und Ingersoll Rand an.

Ein leistungsfähiger Schlagschrauber gehört in jede Kfz-Werkstatt. Konventionell wird des Mechanikers liebstes Werkzeug über die Druckluft angetrieben, doch zunehmend drängen auch Akku-Schlagschrauber auf den Markt. Acht dieser ungebundenen Schrauber hat die Redaktion »kfz-betrieb« untersucht, und zwar gemeinsam mit dem Ausbildungszentrum der Hahn-Gruppe, einem VW-Konzern-Marken-Händler aus dem Stuttgarter Raum, und der Bottroper DWT GmbH, die unter anderem Akku- und Druckluftwerkzeuge vertreibt und repariert. Die vollständige Tabelle mit allen Testergebnissen steht am Ende des Textes als Download bereit.

Zum Test traten insgesamt acht Profiwerkzeuge an, die sich grob in zwei Kategorien einteilen lassen: Auf der einen Seite standen fünf kompakte Geräte, die unter zwei Kilogramm wiegen und Anzugsdrehmomente von bis zu 300 Newtonmeter (Nm) realisieren können. Auf der anderen Seite standen drei mittelgroße Schrauber, die der Gewichts- und Leistungsklasse darüber angehören. Klar gibt es auch deutlich stärkere Geräte, aber wir wollten wissen, was die kleineren Geräte draufhaben und ob sie sich für den professionellen Einsatz eignen.

Praxistest in der Lehrwerkstatt

Vier Auszubildende der Hahn-Gruppe haben gemeinsam mit ihren beiden Ausbildungsleitern die Schlagschrauber in ihrer Lehrwerkstatt auf Herz und Nieren getestet. In einem möglichst realitätsnahen Arbeitsumfeld mussten die Geräte zeigen, was sie können. Die Azubis haben Räder gewechselt, Motor- und Getriebehalter gelöst und diverse Fahrwerkskomponenten ausgebaut. Dabei haben sie ihre subjektiven Empfindungen zu Design, Materialanmutung, Ergonomie und Bedienbarkeit ebenso notiert wie positive und negative Auffälligkeiten im Handling mit den Geräten. All das haben sie mittels einer Fünf-Sterne-Skala bewertet.

Auf dem Hydraulikprüfstand der DWT fand die Messung der Drehmomentwerte statt. Der Anzug der Mutter erzeugt im Inneren Druck, der vom Nanometer ablesbar ist. Dieser muss dann wieder in Newtonmeter umgerechnet werden.

Auf dem Hydraulik-Prüfstand

Auf dem hydraulischen Prüfstand der DWT GmbH konnten wir einige vergleichbare Messwerte ermitteln. Zunächst standen die Anzugsdrehmomente, die manche Geräte auch über eine Drehzahlbegrenzung regulieren können, im Fokus. Grundsätzlich sei hier erwähnt, dass die maximal angegebenen Anzugsdrehmomente selbst der kleinen Geräte in den meisten Schraubfällen mehr als ausreichend sind und aufgrund eines vorgeschriebenen Anzugsdrehmoments selten gebraucht werden. Diese Werte erreichen die Geräte außerdem erst nach längerer Zeit im Schlagbetrieb. Länger als zwei Sekunden hält man den Schrauber in der Praxis aber selten an, weswegen wir uns auf dieses Szenario konzentriert haben. Ziel war es, so herauszufinden, wann das Gerät beispielsweise eine Radschraube (circa 120 Nm) überdreht.

Bildergalerie

Volle Power brauchen die Geräte dagegen im Alltag vor allem beim Lösen von Verschraubungen. Eine belastbare und exakte Erfassung des Lösemoments ist laut den Experten der DWT insbesondere bei schlagenden Werkzeugen nur schwer durchführbar. Um hier dennoch eine verlässliche Aussage zu treffen, haben wir eine Mutter mit 250 Nm angezogen und die Zeit gemessen, die die Geräte brauchen, um sie zu lösen. Das dürfte Rückschlüsse auf das Löse- beziehungsweise Losbrechmoment der Schrauber zulassen. Je schneller, desto stärker sollte der Schrauber sein.

Bei all den ermittelten Werten ist zu beachten, dass sie sich auf den Anzug beziehungsweise das Lösen einer sauberen, gut geschmierten Schraubverbindung einer M22-Mutter beziehen. Die Werte werden je nach der gewählten Größe der Verbindung variieren. Sie sind beispielsweise bei kleineren Gewindestärken einer Radschraube in der Regel höher, und die Lösedauer kann kürzer sein. Die Werte sollen die Herstellerangaben nicht infrage stellen, sondern dienen lediglich als Orientierung und schaffen eine vergleichbare Basis für alle Geräte.

Das Fazit

Wenig Anklang fanden die tendenziell kleinen Folientaster zur Bedienung der Geräte. Herausstechen konnte hier das praxistaugliche und intuitive Bedienkonzept des Ingersoll Rand mit einem großen Drehschalter am Kopfende. Auch der wirklich potente und dimmbare LED-Leuchtring stellt im Gegensatz zu der sonst eher spärlichen Arbeitsbeleuchtung der Geräte ein Novum dar – und das Gerät mauserte sich damit zum Lieblingsgerät der Azubis. Wenn eine LED-Leuchte da ist, macht es Sinn, dass diese auch schaltbar ist. Das bieten aber nicht alle Geräte.

Die Praxistester waren sich aber einig, dass für die allermeisten Schraubfälle am Fahrzeug einer der kleineren fünf Kompaktschrauber ausreicht. Sie konnten hier mit ihrem Gewicht, ihrer Handlichkeit und ihrer Anwendbarkeit auch in kleinen Bauräumen – beispielsweise im Motorraum – überzeugen. Baugröße und Gewicht müssen dabei in der Regel gegen Leistung abgewogen werden. Größere Geräte sind tendenziell leistungsstärker, kompakte Geräte auch unter beengten Bedingungen leichter einsetzbar.

Auf dem Prüfstand zeigte sich, dass die unteren Drehmomentstufen der Geräte bereits ausreichen, um eine Radschraube festzuziehen. Den Rest erledigt dann ohnehin der Drehmomentschlüssel. Bei allen anderen Schraubverbindungen sollte der Mechaniker Vorsicht walten lassen, um sie nicht zu überziehen. Bis auf zwei Geräte waren alle Anzugsdrehmomente in mindestens drei Stufen regelbar.

Alle Hersteller bieten einen Reparaturservice an, der entweder direkt über sie oder einen Servicepartner abgewickelt wird. Die Akkus sind laut allen Herstellern langfristig verfügbar und in der Regel auch mit anderen Akku-Geräten des Herstellers kompatibel. Der Hersteller Fein bietet außerdem ein Leasingkonzept für seine Geräte an – als einziger Hersteller.
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Matthias
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Re: Schlagschrauber Acht kompakte Akku-Geräte im Praxistest

Beitrag von Matthias »

Ah, danke Beda!

Ich dachte immer Milwaukee ist das Mittel der Wahl ...

Schöne Grüße
Matthias
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Re: Schlagschrauber Acht kompakte Akku-Geräte im Praxistest

Beitrag von OffRoad-Ranger »

Servus,

toller Vergleich der Akku-Schlager.
Genauso wie Matthias bin ich mit meinem Drucklufter seit mehr als 30 Jahren vollends zufrieden.
Ob die Aķkugeräte auch solange halten. :roll:
Gruß

OffRoad-Ranger
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Joe
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Re: Schlagschrauber Acht kompakte Akku-Geräte im Praxistest

Beitrag von Joe »

Moin,

sicherlich weniger professionell getestet, aber dennoch IMHO interessant. Zumindest für den Hausgebrauch gibt es auch günstige Alternativen, vor allem wenn man wie wir, bereits etliche Ryobi Geräte und inzwischen auch eine recht umfangreiche Akkusammlung dazu besitzt :wink:

Akku Schlagschrauber TEST welcher ist der stärkste

Akku Schlagschrauber TEST 2 --Sieger 2021 gesucht--

Gruß

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Re: Schlagschrauber Acht kompakte Akku-Geräte im Praxistest

Beitrag von Deichgraf »

Hallo zusammen,
Ich habe seit mehreren Jahren ein Druckluftgerät von Hazet, mit dem ich sehr zufrieden bin.
Für den halbjährlichen Reifenwechsel an drei Fahrzeugen werde ich mir wahrscheinlich keinen neuen mehr zulegen , da ich auch über einen großen Kompressor verfüge.
Was Akkugeräte angeht, bin ich übrigens ein Makita 18V Fan :grin:
Trotzdem Danke, Beda, für die Info.


Udo
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Re: Schlagschrauber Acht kompakte Akku-Geräte im Praxistest

Beitrag von Borsty »

Hallo Zusammen
Danke für den Vergleich. Aus aktuellem Grund bin ich am überlegen einen Schlagschrauber zuzulegen für Unterwegs. Aus Akku kompatiblen Gründen würde ich zu Bosch greifen, jedoch sind Andere die da etwas mehr "Bumms" hätten und im Bereich der Möglichkeiten einstellbar. Andererseits. Druckluft ist eh ja Grundausstattung und stetig zur Verfügung. Da muss ich wohl noch etwas länger überlegen. :roll:
Gruss Uwe
BORSTY
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Re: Schlagschrauber Acht kompakte Akku-Geräte im Praxistest

Beitrag von Beda »

Morgen zusammen,

Bild
so vergammelt sieht mein eigener CP734 natürlich nicht aus. Aber er stammt auch aus der Zeit, als die Abluft an dem Blech über der Betätigung noch nach vorne austreten durfte.
Das ist seit vielen Jahren nicht mehr zulässig. Zurecht.
Damit entfallen ist aber auch die stufenlose Regulierbarkeit mit der Stellschraube neben dem Drucklufteingang.

Er ist kein Kraftprotz. Bei M16 und größer kommt er an seine Grenzen. Dafür arbeitet er relativ langsam und man hat schnell ein sicheres Gefühl, was sich an der Verschraubung gerade tut.
Der große Trumpf ist aber die stufenlose Verstellbarkeit.
Die Stellschraube lässt sich bis zum völligen Stillstand zudrehen.
So lassen sich mit minimaler Lufteinstellung selbst kleinste Kreuzschlitzschrauben kontrolliert -tock,tock,tock- drehen.

Bild
Die Nachfolger leiten die Abluft nach unten und haben nur noch diese grobe Stufeneinstellung.

Hätte ich eine geeignete Druckluftversorgung und würde einen Schlagschrauber kaufen wollen,
würde ich solch ein antikes Stück kaufen und gegebenenfalls professionell überholen lassen.

PS: Man könnte natürlich auch eine einstellbare Drossel oder Schlauchklemme in die Leitung einbauen.

Bild
Obs funktionieren würde? :achselzuck:
https://www.landefeld.de/katalog/de/dro ... BD1E335%7D
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Re: Schlagschrauber: Akku-Geräte im Praxistest oder doch Druckluft?

Beitrag von Stefan »

Moin.

Danke für den Bericht.
Spannend. Mein Druckluftschrauber von CP ist in Pension, seit 2 Jahren schraube ich auch Akkubetrieben - mit Milwaukee.
Das ist schon eine Arbeitserleichterung. Kein Lärm vom Kompressor, keine Schläuche rumliegen und der Akku Schrauber wiegt einfach nur die Hälfte vom Druckluftpendanten.
Angegeben ist dieser mit 333Nm Lösemoment. Die Radmuttern sind in größter Stufe innerhalb von einer Sekunde gelöst. Gefühlt, nicht gemessen.



Gruß Stefan
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